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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Declan trugen beinahe identisch aussehende billige Veloursbademäntel, weite gestreifte Pyjamas und braune Slipper. Den Blick auf den Boden geheftet, saßen sie gegenüber von Willis senior auf zwei Chippendale-Stühlen.
    Tante Augusta hatte auf einem Gainsborough-Stuhl Platz genommen, den jemand in die Nähe des Marmorkamins gerückt hatte, und schaute mit leerem Blick in die Flammen. Sie hatte sich handgestrickte Wollsocken übergezogen und sich in ein riesiges weißes Federbett gehüllt. Kit hatte auf einem Fußschemel in ihrer Nähe Stellung bezogen, als wollte er sie bewachen.
    Der Anblick einer Gruppe in Pyjamas gehüllter Erwachsener, die mitten in der Nacht vor einem prasselnden Kaminfeuer saßen und schweigend an ihrem Tee nippten, war merkwürdig genug. Noch merkwürdiger indes war das Bild, das sich mir beim Betreten des Raums geboten hatte. Mitten auf dem Aubusson-Teppich saß ein flauschiges, cremefarbenes Spielzeuglamm mit einem ausgeblichenen grünen Band um den Hals, in seinem Schlepptau eine Herde kleiner Schafe aus Silber, als wartete sie nur darauf, dass ein Schäfer ihnen das Gatter einer Weide öffnete.
    » Frederick?«, fragte ich, indem ich von dem Stoffschaf zu Willis senior sah.
    » Gut gewählt«, sagte Tante Augusta unvermittelt. » Ich habe ihm keinen richtigen Namen gegeben. Hab ihn einfach nur Lamby genannt. Aber Frederick ist viel besser. Wir nennen ihn von jetzt an Frederick, nach meinem Großvater.«
    » Tante Augusta hat mir ihr Schaf anonym geschenkt«, erklärte Willis senior. » Sie hat es auf meinen Stuhl gelegt, während wir anderen alle schliefen.«
    » Deirdre hat mir erzählt, dass Sie wieder Schafe nach Fairworth holen wollen, junger Mann«, sagte Tante Augusta. » Eine ausgezeichnete Idee. Die Tiere werden dafür sorgen, dass die Weiden ordentlich und schön bleiben.«
    » Was hat Frederick mit deinen Salz- und Pfefferstreuern zu tun?«, fragte ich und sank in den Sessel neben meinem Schwiegervater.
    » Er spielt mit ihnen«, erwiderte Tante Augusta. Ihre Stimme klang jetzt weicher, nicht mehr so schnippisch. » Mama lässt mich mit den Schafen spielen und Papa mit den Schnupftabakdosen. Sie glänzen so hübsch.«
    » Und der Messingkompass?«, erkundigte sich Willis senior sanft. » Lässt Papa Sie auch damit spielen?«
    » Der Kompass ist kein Spielzeug, junger Mann«, erwiderte Tante Augusta streng und schüttelte den Kopf. » Papa hat ihn aus dem Krieg mitgebracht. Wir haben ihn zu den Landkarten gestellt, wo er am besten hinpasst.« Sie nippte an ihrem Tee und versank wieder in Schweigen.
    Sally und Henrique tauschten einen bedeutungsvollen Blick, Kit sah Tante Augusta voller Mitgefühl an, und die Donovans starrten auf ihre Füße. Willis senior stellte seine Teetasse auf den Beistelltisch, legte die Fingerspitzen aneinander und sah das junge Paaran.
    » Es scheint so«, sagte er ruhig, » als hätten wir ohne es zu wissen einen weiteren Gast in diesem Haus beherbergt.«
    » Ich habe sie nicht eingeladen«, sagte Tante Augusta und warf einen Blick über die Schulter in Richtung Sally. » Warum trägt sie zu dieser Tageszeit ein Diadem? Hat sie Geburtstag? Und wer ist dieser Mann neben ihr? Er erinnert mich an den spanischen Botschafter, den ich in Adelaide kennenlernte. Ein exzellenter Tänzer. Hast du ihn eingeladen, Ernest?«
    » Ja, Madam«, sagte Willis senior. » Es sind Freunde von mir.« Er schickte einen entschuldigenden Blick in Richtung Henrique und Sally.
    » Tante Augusta«, sagte Declan. » Vielleicht sollten wir Deirdre erst mal reden lassen.«
    » Hindere ich sie etwa daran?«, fragte Tante Augusta und widmete sich wieder der Betrachtung des Feuers.
    » Mrs Donovan«, sagte Willis senior, » Sie haben unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.«
    Deirdre straffte die Schultern, faltete die Hände im Schoß und sah Willis senior offen an.
    » Bevor ich die ganze Geschichte erzähle«, sagte sie, » erlauben Sie mir, Sie um Entschuldigung zu bitten, dass wir Ihre Freundlichkeit ausgenutzt und die Wahrheit vor Ihnen verborgen haben. Ich würde es zwar wieder tun, aber es tut mir dennoch leid.
    Mein Mädchenname ist Deirdre Augusta Fairworthy«, begann Deirdre ihre Erzählung. » Aber Tante Augusta ist nicht meine unmittelbare Tante, sondern eine entfernte Verwandte.«
    » Ist sie hier aufgewachsen?«, fragte Willis senior.
    » Sie wurde in Fairworth House geboren«, antwortete Deirdre, » und lebte hier, bis sie im Alter von zehn Jahren in ein Internat kam. Seither

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