16 Uhr 50 ab Paddington
Formsache, nehme ich an?»
«Ja, Sir. Der Coroner ist schon verständigt.»
«Und für wann ist sie angesetzt?»
«Morgen. Meines Wissens werden die anderen Mitglieder der Familie Crackenthorpe bis dahin eingetroffen sein. Noch besteht die Möglichkeit, dass einer von ihnen die Frau identifizieren kann. Sie kommen alle her.»
Er sah auf eine Liste in der Hand.
«Harald Crackenthorpe ist irgendwas in der City – ein ziemlich hohes Tier, soweit ich informiert bin. Alfred – weiß nicht genau, was der macht. Cedric – das ist der im Ausland. Maler!» Im Mund des Inspectors erhielt das Wort seine ganze Anrüchigkeit. Der Chief Constable lächelte unter seinem Schnurrbart.
«Es gibt doch wohl keinen Grund zu der Annahme, dass die Familie Crackenthorpe in dieses Verbrechen verwickelt ist, oder?», fragte er.
«Der einzige wäre, dass die Leiche auf ihrem Anwesen gefunden wurde», sagte Inspector Bacon. «Und natürlich ist nicht auszuschließen, dass dieser Künstler in der Familie sie identifizieren kann. Ich werde bloß nicht schlau daraus, was diese ganzen Faseleien von einem Zug sollen.»
«Ja richtig. Sie haben die alte Dame aufgesucht – diese – ähm…», (er warf einen Blick auf die Notiz vor sich auf dem Tisch), «… diese Miss Marple?»
«Ja, Sir. Und sie behauptet das steif und fest. Ob sie plemplem ist oder nicht, kann ich nicht sagen, aber sie bleibt bei ihrer Geschichte – ihre Freundin habe alles gesehen und so weiter. Was das angeht, möchte ich behaupten, dass es ein reines Hirngespinst ist – was sich alte Damen eben so ausdenken, ob nun fliegende Untertassen unten im Garten oder russische Spione in der Leihbücherei. Unstrittig ist aber wohl, dass sie die junge Frau engagiert hat, diese Stütze der Hausfrau, und sie angewiesen hat, eine Leiche zu suchen – und das hat das Mädchen auch getan.»
«Und eine gefunden», bemerkte der Chief Constable. «Alles in allem ist das eine sehr ausgefallene Geschichte. Marple, Miss Jane Marple – der Name kommt mir irgendwie bekannt vor… na, ich werde mich mal mit dem Yard in Verbindung setzen. Ich glaube, Sie haben Recht; das ist kein Fall für die Ortspolizei – obwohl wir das noch nicht publik machen werden. Vorläufig geben wir möglichst wenig an die Presse weiter.»
II
Die gerichtliche Untersuchung war eine reine Formsache. Niemand meldete sich, um die Tote zu identifizieren. Lucy wurde gebeten, ihre Aussage zu wiederholen, wie sie den Leichnam gefunden hatte, und das medizinische Gutachten lautete auf Tod durch Erdrosseln. Alles Weitere wurde vertagt.
Die Mitglieder der Familie Crackenthorpe verließen die Halle, in der die gerichtliche Untersuchung abgehalten worden war, und traten in einen kalten und stürmischen Tag hinaus. Sie waren zu fünft, Emma, Cedric, Harald, Alfred und Bryan Eastley, der Witwer der verstorbenen Tochter Edith. Auch Mr. Wimborne war anwesend, der Seniorpartner der Anwaltskanzlei, die die Crackenthorpes in allen Rechtssachen vertrat. Er war trotz großer Unannehmlichkeiten eigens aus London angereist, um an der gerichtlichen Untersuchung teilzunehmen. Alle standen eine Weile fröstelnd auf dem Gehweg. Eine ansehnliche Menschenmenge hatte sich versammelt; die pikanten Einzelheiten der «Leiche im Sarkophag» waren sowohl in der Londoner Presse als auch in der Lokalzeitung wiedergegeben worden.
Ein Gemurmel ging durch die Menge: «Da sind sie…»
Emma sagte schroff: «Fahren wir.»
Der große gemietete Daimler fuhr vor. Emma stieg ein und winkte Lucy zu sich. Mr. Wimborne, Cedric und Harold folgten. Bryan Eastley sagte: «Ich nehme Alfred in meiner Mühle mit.» Der Chauffeur schloss den Wagenschlag, und der Daimler fuhr an.
«Halt!», rief Emma. «Da sind die Jungen!»
Ihren lautstarken Protesten zum Trotz hatten die Jungen in Rutherford Hall bleiben müssen, aber jetzt waren sie plötzlich da und grinsten über das ganze Gesicht.
«Wir sind mit den Fahrrädern gekommen», sagte Stoddart-West. «Der Polizist war sehr freundlich und hat uns durch den Hintereingang in die Halle gelassen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Miss Crackenthorpe», fügte er höflich hinzu.
«Nein, hat sie nicht», sagte Cedric an Stelle seiner Schwester. «Man ist nur einmal jung. Eure erste gerichtliche Untersuchung, was?»
«Ich fand sie ziemlich enttäuschend», sagte Alexander. «Alles war so schnell vorbei.»
«Können wir diese Unterhaltung nicht abbrechen?», fragte Harold gereizt. «Nicht vor diesem
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