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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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und warf den Schädel in den Nacken. Die hohe, keifende Stimme der Frau machte ihn nervös. Er fing an zu tänzeln und rammte den Kerl, der ihn festhielt, mit der Flanke. Obwohl ziemlich stämmig und kräftig gebaut, strauchelte der, konnte sich aber am Zügel festhalten. »Blödes Vieh!« Er trat nach Rapushnik. Das Kamshaa hob erneut den Schwanz. Wieder klatschte es, wieder stieg Dampf auf.
    »Wirf das Schwert her, und die Rückenkralle schnallst du auch gleich ab.« Der Bärtige streckte die Linke aus. »Und dann kannst du abhauen.« Mit einer Kopfbewegung deutete er Richtung Abgrund.
    »Holt es euch, sag ich.« Jetzt erst fiel Aruula auf, dass sie den Dialekt der Räuber ohne Schwierigkeiten verstand. »Holt euch Schwert und Kralle.« Sie sprach leise, gerade so laut, dass die Räuber sie trotz des fernen Donnergrollens und der Windböen verstehen mussten.
    »Na los!« Der Bärtige stieß seinen Komplizen mit dem Ellenbogen an. »Nimm es ihr ab, und dann runter mit ihr!«
    »Nicht nur Schwert und Kralle!« Die keifende Räuberbraut begutachtete Aruulas Mantel auf dem Kamshaa-Sattel und das Bündel mit den Decken und dem Proviant vor Rapushniks erstem Höcker. »Nehmt auch die Kleidung. Und das Haar schneidet ihr auch ab. Lässt sich alles versilbern.« Sie steckte den nackten Fuß in den Steigbügel und versuchte sich in den Sattel zu schwingen, doch der Kamshaa-Bulle tänzelte hin und her.
    »Versilbern. Sehr gut, Gebra.« Wieder stieß der Bärtige den hoch gewachsenen Messermann mit dem Ellenbogen an. »Jetzt mach schon.«
    »Wieso ich?«
    »Wieso nicht du?«
    »Sie ist fast nackt.« Der Messermann hatte einen blonden Ziegenbart, und in seinen Schneidezähnen klaffte eine große Lücke. »Na und?«
    »Mein Calli sagt, ich darf nackte Frauen nicht mal anschauen.«
    »Spinnst du?« Der Krummschwertträger runzelte die Stirn.
    »Sie trägt einen Lendenschurz und Stiefel, außerdem ist sie tätowiert! Bist du blind?«
    »Werdet ihr wohl endlich eure Arbeit erledigen!« Das keifende Weib trat von hinten nach den beiden Kerlen. »Mir knurrt der Magen und kocht das Blut!« Sie stieß sie mit den Fäusten voran. »Ich will endlich nach Kabuul hinunter! Los jetzt!«
    Die Männer hoben Messer und Säbel und stürzten sich auf Aruula. Die holte aus, wich blitzschnell zur Seite und schlug gleichzeitig zu. Ihr Schwert erwischte den Bärtigen am Hals.
    Ein hässliches Geräusch, als würde Zeltwand reißen, ein Gurgeln und Röcheln – sein Säbel knallte auf den Fels, sein halb abgetrennter Kopf fiel ihm in den Nacken, und während er stürzte, bespritzte eine Blutfontäne seinen Komplizen.
    Der Große brüllte vor Entsetzen, fuchtelte ziellos mit seinem langen Messer herum und war ein leichtes Ziel für die Schwertfrau von den Dreizehn Inseln: Mit einem einzigen Hieb ihrer Klinge spaltete sie seinen Schädel. Er stürzte über seinen zuckenden Komplizen, und gemeinsam hauchten sie ihr Leben aus.
    Das Räuberweib hing halb auf dem Kamshaa-Sattel, blickte über die Schulter zurück und konnte nicht glauben, was ihre Augen sahen. Zwei Atemzüge lang brachte sie keinen Ton heraus. Erst als ihr letzter Komplize zwei leichte Säbel zückte und auf Aruula losging, stimmte sie ein ungeheuerliches Wutgeheule an. »Mach sie fertig, Kara Bin Paali! Hau sie in Stücke…!«
    Der stämmige Bursche schien nicht im Geringsten beeindruckt von dem, was Aruula mit seinen Komplizen angestellt hatte. Im Gegenteil: Die Wut stachelte ihn an. Seine Klingen zerschnitten pfeifend die Luft, prallten klirrend auf Aruulas Langschwert, und mit leichtfüßigen Schritten und Sprüngen brachte er sich immer wieder aus der Reichweite der schweren Waffe.
    Seine Angriffslust überraschte Aruula nicht, seine Wendigkeit umso mehr, denn dem massigen und schweren Körper hatte sie eine derartige Beweglichkeit nicht zugetraut.
    Eine krasse Fehleinschätzung. Sie hatte Mühe, seine plötzlichen Vorstöße von der Seite zu parieren, befand sich sogar, ehe sie sich versah, in der Defensive, und brauchte ihre ganze Kraft, um seine wütenden Angriffe abzuwehren. Der Schmerz im Stumpf ihres kleinen Fingers pochte qualvoll.
    Das Räuberweib, inzwischen im Sattel, feuerte ihren Komplizen unentwegt an. »Schlag sie tot, Kara Bin Paali! Hau sie in Fetzen! Schlitz sie auf…!« Sie schrie sich heiser, ihre Stimme überschlug sich, doch ihr Gekeife ließ nicht nach. Es fachte Aruulas Zorn an: Sie hasste diese Frau auf einmal und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie

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