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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Portal des Kuppelbaus hinauf. »Stehen bleiben!«, rief Aruula. »Was macht das für einen Eindruck, du dummes Kamshaa!« Sie sprang aus dem Sattel und riss an den Zügeln. »Bleib stehen, Pushnik, bleib um Wudans willen stehen…!« Die Bettler auf der Treppe beobachteten sie amüsiert. Endlich stand das Reittier still.
    Vier Turbanträger in bunten Kleidern stürmten aus einer Seitentür. »Was suchst du hier, Fremde?«, herrschte einer mit grünem Turban sie an. Seine Augen glühten. Aruula glaubte den Mann wieder zu erkennen, der eben im Hof nebenan den Tod der armen Frau festgestellt hatte. »Weg hier, sofort!« Er schwang eine Art Peitsche und baute sich drohend vor Aruula auf.
    »Ich muss mit dem Heiler sprechen.« Vermutlich war der Peitschenmann der Älteste der vier, denn während die anderen drei glatte braune Haut und schwarze Bärte hatten, durchzogen seinen Bart silberne Fäden und eine Menge Furchen sein Gesicht.
    »Hier gibt es keinen Heiler!« Wie drohend holte er mit der Peitsche aus. »Das hier ist ein Ort des Gebetes und der Götterworte. Keine Waffen außer meinen überqueren diese Schwellen!« Er deutete auf die Türen und das Portal. »Und Weiber dreimal nicht!«
    »Und wo bete ich und höre die Götterworte?«, erkundigte sich Aruula so höflich, wie sie konnte.
    »Im Hof! Verschwinde und her mit dem Schwert!«
    »Nimm es dir, wenn du dich traust.« Aruula wandte sich an einen seiner Begleiter, ein stattlicher Jüngling. »Wo gibt es einen Heiler oder Medizinmann in eurer Siedlung?« Der Angesprochene wich erschrocken zurück.
    »Dort, neben dem Hurenhaus findest du den Medikus von Kabuul, Weib!«, blaffte der grüne Turban. »Nun her mit dem Schwert und dann fort mit dir!«
    »Hol es dir, Kerl!« Sie sprach so leise, wie sie immer sprach, wenn sie ihrer Wut Zügel anlegte. Mit einem Satz sprang sie in den Kamshaa-Sattel. Der silberbärtige Turbanträger ließ die Peitsche sausen. Aruulas Pelzmantel dämpfte den Hieb, der Mann holte wieder aus und zielte diesmal auf ihren Kopf. Sie wich zur Seite aus und hielt sich an den Zügeln fest. Die Peitschenriemen pfiffen an ihr vorbei.
    Blitzschnell riss Aruula ihr Schwert aus der Kralle und schlug zu. Ihr Schlag kappte den Peitschenstil knapp über der Faust des Turbanträgers. Entgeistert starrte der Mann auf die Riemen zu seinen Füßen. »Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, wie man sich einer Frau gegenüber benimmt?«, fauchte Aruula.
    Sie trieb Rapushnik die vier Stufen der Vortreppe hinunter.
    Hinter ihr begann der Silberbart zu brüllen. Über die Schulter blickte sie noch einmal zurück. Vergeblich versuchte der Mann mit dem grünen Turban seine Eskorte hinter ihr herzuschicken.
    Doch die jungen Männer schienen irgendwie nicht in der rechten Kampfesstimmung zu sein.
    »In dieser Ruinenstadt leben eine Menge Verrückte, Pushnik.«
    Das Gebäude neben dem blassroten Hurenhaus war groß und hoch und sehr weiß. Sogar ein paar Säulen standen unter dem Vordach. Ein armer Mann wohnte nicht unter diesem stabilen und neu wirkenden Dach, so viel war klar. In der Warteschlange auf der Vortreppe und in dem Hof davor entdeckte Aruula dagegen eine Menge zerlumpter Gestalten.
    »Zu viele Verrückte nach meinem Geschmack« , murmelte sie. »Wir gehen jetzt zu diesem Heiler dort drüben. Er soll nach meinem Finger schauen und mir Medizin geben. Danach ziehen wir weiter, und zwar so schnell wie möglich.«
    Das Kamshaa grunzte.
    ***
    »Aruula also, aha. Schöner Name, bei allen Göttern Kabuuls.«
    Mit spitzen Fingern suchte der Heiler den Anfang des Verbandes. »Allein in Kabuul?« Der kleine Mann wickelte den Stoff von Aruulas Linken.
    »Nein«, sagte die Kriegerin von den Dreizehn Inseln und deutete mit einer Kopfbewegung zum offenen Fenster.
    Rapushnik hatte seinen Kopf hereingestreckt, kaute auf einem Büschel gelblichen Grases herum und äugte gelangweilt mal hier hin, mal dort hin.
    Der Heiler sah kurz auf, hob belustigt die Brauen und widmete sich wieder dem Verband. »Was treibt eine schöne junge Frau wie dich ganz allein durch die Wildnis der Berge bis nach Kabuul?« Die ersten Windungen des Verbandes klebten blutverkrustet am Fingerstumpf fest. Mit einer kurzen, raschen Bewegung riss der Heiler den Stoff ab.
    Aruula schrie kurz auf. Am Fenster blökte das Kamshaa.
    Der Medizinmann von Kabuul sah sie freundlich und mit fragend hochgezogenen Brauen an. »Ich muss… muss zur Küste …«, stöhnte Aruula. Sollte sie ihm etwa von einem

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