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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Sichtfensterchen beobachteten sie, wie draußen, auf dem Platz, sechs oder sieben Taratzen über den Kessel herfielen. Die Außenposten der Schwarzmäntel hatten leichtes Spiel mit ihnen. Aruulas Rechnung ging auf.
    Drei Taratzen wüteten innerhalb des Versammlungsraumes gegen sechs oder sieben Schwarzmäntel, unter ihnen Magnus Al'Smidd, der General. Die Leute von der WEER hieben mit ihren Säbeln auf die Bestien ein, und normalerweise wären sie spielend mit ihnen fertig geworden, doch da war noch Kara Bin Paali: In jeder Hand einen Säbel, schlug er wie ein Wahnsinniger um sich. Keine Bestie der Welt hätte so brüllen und fauchen können wie er, so voller Hass und Mordlust. Die Qualen vieler unsagbar schwerer Stunden entluden sich in diesen Sekunden. Das Ziel seines Rachedurstes war Magnus Al'Smidd, und wer immer sich zwischen ihn und den Rotbart stellte, setzte sich seinen übermenschlich kraftvollen Säbelhiebe aus.
    Die Schwarzmäntel merkten rasch, dass es um den Hals ihres Generals ging. Die sechs oder sieben, die noch eine Klinge halten konnten, scharten sich um Al'Smidd, als die letzte Taratze tödlich getroffen zu Boden sank. Der General stand auf seinem Lehnstuhl und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er blutete stark aus einer Wunde am Hals.
    »Verräterin«, krächzte er. »Verfluchte Verräterin!« Dabei deutete er mit dem Säbel auf Eva. »Tötet sie, tötet sie…«
    Doch die letzten Standhaften seiner WEER hatten alle Hände voll zu tun, die wütenden Hiebe Kara Bin Paalis abzuwehren. Der stämmige Straßenräuber drang von rechts auf die letzte Bastion der WEER ein. So atemberaubend schnell pfiffen seine beiden Krummklingen durch die Luft, dass es Aruula scheinen wollte, als schlüge er mit sieben Säbeln auf die Schwarzmäntel ein. Und auf der Tafel stand inzwischen Eva und bedrängte den General und seine letzten Getreuen von der Seite.
    »Verräterin«, krächzte Magnus Al'Smidd. »Mögen die Götter dich in ihrer verfluchten Hölle…!«
    Das ungefähr waren seine letzten Worte, denn einer von Kara Bin Paalis Säbeln steckte plötzlich in seinem Hals. Der Rotbart würgte, er röchelte, griff nach der scharfen Klinge und schlitzte sich die Haut seiner Finger auf. Endlich stürzte er über die linke Armlehne seines Sessels und schlug hart auf dem Boden auf.
    Die sechs letzten Schwarzmäntel senkten die Waffen. Sie fielen vor dem zuckenden Körper ihres Herrn auf die Knie, ließen ihre Klingen fallen und gaben im Augenblick seines Todes den Kampf auf.
    Kara Bin Paali machte kehrt und verschwand im dunklen Hinterhof. Aruula hörte seine Schritte auf der Kellertreppe.
    Eva sank erschöpft auf die Tafel und stützte sich auf ihrem Säbel auf.
    Aruula versuchte ihre Kopfschmerzen zu ignorieren. Ihre schwere Klinge knallte auf die Holzdielen. »Hört mir zu«, sagte sie, dann brüllte sie: »Hört mir zu, oder wir sterben alle!«
    Eva wandte sich nach ihr um, die sechs Schwarzmäntel hoben erschrocken die Köpfe.
    »Das SAK ist unsere Chance«, sagte Aruula. »Ein Drittel eurer Vorräte werfen wir den Taratzen auf den Straßen zum Fraß vor, zwei Drittel schütten wir in die Brunnen eurer Stadt…«
    ***
    In der Kammer des toten Generals saß Aruula neben Gebras Krankenlager. Die ausgezehrte Frau war so schwach, dass sie nur flüstern konnte. »Die Taratzen vor einem halben Mond, du entsinnst dich doch?«
    Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln nickte. Und ob sie sich erinnerte! Die Bestien hätten Gebra gefressen, wenn Aruula nicht ihr Geschrei gehört und im letzten Moment eingegriffen hätte.
    »Es waren Späher.« Gebra hob den Kopf. »Es waren Späher, verstehst du? Sie sollten Kabuul auskundschaften, die verletzlichen Flanken unserer Siedlung herausfinden…!« Die ausgemergelte Frau kreuzte Armstumpf und Hand vor ihrem Gesicht und weinte. »Wenn wir … wenn wir dich getötet hätten, wäre Kabuul jetzt ein Taratzennest. Wir wären tot, wir wären alle tot …«
    Aruula schob ihre Arme unter die Frau und hielt sie fest.
    Vermutlich hatte Gebra Recht, vermutlich würden jetzt die Leichen der Menschen in den Gassen Kabuuls liegen statt die der Bestien, wenn Aruula jenen Abend nicht überlebt hätte, als sie Kabuul zum ersten Mal sah.
    Aber sie hatte ihn überlebt, und nun zogen die letzten sieben WEER-Männer unter Kara Bin Paalis Führung durch die Ruinenstadt und erschlugen die von der Droge berauschten Taratzen. Die wenigen Kämpfer, die von den Dalliwaan übrig geblieben waren,

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