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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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gegangen.
    Daran tat er auch gut! Wenn dieser Trottel irgendwann wieder auftauchte, würde Spencer ihn so lange verprügeln, bis er auch noch sein letztes bisschen Verstand verloren hätte.
    Als Spencer sein Arbeitszimmer erreichte, vernahm er, wie Mrs. Graham allen, die es hören wollten, von seiner Ferntrauung mit Miss Mercer berichtete. Was für ein heilloser Schlamassel!
    Dennoch, seine größte Sorge galt zunächst einmal Miss Mercer. Immer noch reglos, lag sie weich und warm in seinen Armen. Aber als er sie behutsam auf eine Chaiselongue legte und von ihr nicht den leisesten Laut vernahm, vergrößerte sich seine Besorgnis schlagartig.
    Riechsalz. Er brauchte Riechsalz! Aber wo sollte er das in seinem Junggesellenhaushalt auftreiben?
    Sein Blick fiel auf Miss Mercers Handbeutel. Er öffnete ihn hastig und war erleichtert, ein Fläschchen darin zu finden. Er drehte den Verschluss ab und hielt Miss Mercer die Flasche unter die Nase.
    Als sie den ersten Hauch der süßlichen Kräutermischung einatmete, seufzte Abby tief auf, und ihre zarten Augenlider öffneten sich flatternd. Gott sei Dank! Er stellte die Flasche auf den Boden und nahm Abbys Hände in die seinen. Die Kälte ihrer Finger beunruhigte ihn.
    „Miss Mercer“, begann er mit gesenkter Stimme, „geht es Ihnen gut?“
    „Was … was ist passiert?“
    „Sie sind in Ohnmacht gefallen. Was kann ich tun, damit es Ihnen wieder besser geht? Möchten Sie etwas Wein? Oder vielleicht einen Brandy?“
    „Kor … Korsett“, flüsterte sie und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Du lieber Himmel – hatte sie ihren Verstand zusammen mit ihrem Bewusstsein verloren? „Wie bitte?“
    „Ich bekomme keine Luft“, wisperte sie atemlos. „Das … Korsett. Ich bin … nicht gewohnt … eins zu tragen.“
    Als sie die Verschlüsse an der Vorderseite ihres Kleides zu öffnen begann, verstand er, was sie ihm zu sagen versuchte. Er beobachtete sprachlos, wie sie weiter ihr Kleid aufknöpfte, sich aus dem engen Oberteil wand und es auf ihre Hüften fallen ließ, um an die Rückenschnürung ihres Korsetts zu kommen. Fasziniert betrachtete er ihre wunderbare goldbraun schimmernde Haut, die über der Spitzenverzierung ihres Unterkleides sichtbar wurde.
    Abby versuchte wieder zu Atem zu kommen und schaute zu ihm auf. „Helfen Sie mir“, bat sie.
    Mit schnellen Schritten war Spencer bei der Tür und schloss sie. Dann wandte er sich wieder Abby zu und drehte sie vorsichtig auf die Seite. Aber als er die Verschnürungen ihres Korsetts lockern wollte, musste er feststellen, dass sie sorgfältigst verknotet waren.
    „Schneiden Sie sie einfach durch“, hauchte sie. „Befreien Sie mich von diesem Ding.“
    Mit entschlossener Miene holte er ein Papiermesser von seinem Schreibtisch. Aber er merkte bald, dass es gar nicht so leicht war, die engen Schnüre zu lösen. Er musste sein Messer behutsam unter dem Stoff des Korsetts ansetzen und geduldig eine Verschnürung nach der anderen durchtrennen, bevor das unselige Kleidungsstück endlich nachgab.
    Mit einem erleichterten „Ahhh“ entspannte sich Miss Mercer und atmete tief durch.
    „Ich werde nie verstehen, warum Frauen solche Folterinstrumente tragen“, murmelte Spencer und legte das Messer beiseite.
    „Normalerweise trage ich so etwas nicht.“ Abby rollte sich wieder auf den Rücken, das Oberteil ihres Kleides hing ihr zerknittert um die Taille, und das Korsett bedeckte nur noch locker ihr Unterkleid. „Aber Mrs. Graham bestand darauf, dass eine Viscountess unbedingt ein Korsett anzuziehen habe, also …“, sie atmete wieder tief ein, „Mrs. Graham dachte, es sei der Situation angemessen.“
    Eine Viscountess. Schuldgefühle übermannten Spencer. Nat mochte sie zwar im Hinblick auf Spencers Wunsch, sie zu heiraten, hinters Licht geführt haben, aber sie hatte allen Grund gehabt, seinem Bruder zu glauben. Die amerikanischen Gerichte würden sowohl die Briefe als auch die Heiratsurkunde so lange als gültig anerkennen, bis Spencer das Gegenteil beweisen konnte. Nur wie um alles in der Welt sollte er das tun?
    Er merkte, dass hinter ihm jemand das Zimmer betreten hatte.
    „Geht es ihr besser?“ fragte Evelina schüchtern.
    „Mir scheint, es könnte ihr gar nicht besser gehen“, antwortete Lady Brumley trocken.
    Spencer stöhnte. Nun war Lady Brumley sogar schon in sein Arbeitszimmer vorgedrungen!
    „Also wirklich, Lord Ravenswood“, fuhr die Klatschkolumnistin unbeirrt fort, „Sie hätten ruhig warten

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