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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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umzustimmen.“ Ihre Stimme bekam einen bitteren Unterton. „Ich hätte ihm gleich sagen können, dass er damit keinen Erfolg haben würde. Papa war immer sehr daran gelegen, dass ich eine gute Partie mache. Er wollte allen beweisen, dass meine indianische Abstammung dem nicht im Wege stünde. Er stellte meinetwegen Haus- und Tanzlehrer ein, kaufte mir Bücher über gesellschaftliche Umgangsformen …“
    Sie seufzte. „Aber da Nathaniel mich nicht heiraten wollte, benannte Papa auf seinem Plan, das Unternehmen seinem eigenen Bruder zu vermachen. Um also überhaupt an einen Teil meiner Erbschaft zu kommen, hätte ich bei meinem Onkel leben müssen.“
    „Keine sehr verlockende Aussicht, wie ich vermute.“
    Ein freudloser Ausdruck trat in ihre dunklen Augen. „Papas Familie hat sich wegen seiner Heirat mit meiner Mutter schon vor Jahren von ihm losgesagt. Ich bin davon überzeugt, dass mein Onkel mich nur bei sich aufnehmen würde, damit ich ihm in der Firma behilflich bin, aber ich würde behandelt werden wie … nun ja …“
    „Eine arme Verwandte. Oder schlimmer.“
    Sie nickte. „Das war natürlich nicht in Papas Sinne, aber er traute mir auch nicht zu, dass ich das Unternehmen alleine führen könnte. Deshalb hätte er es so gerne gesehen, dass ich heirate.“
    „Und nachdem Nat ihm in dieser Hinsicht nicht entgegenkam, wurde ich zum Opferlamm auserkoren.“
    „Wenn Sie wollen, können Sie das natürlich so betrachten“, erwiderte sie gereizt. „Aber davon ganz abgesehen, behauptete Nathaniel zwei Monate nach Ihrer Abreise, einen Brief von Ihnen erhalten zu haben, in dem Sie mich in den höchsten Tönen priesen.“ Sie spielte verlegen mit den Ärmeln seines Fracks und fügte mit sanfter Stimme hinzu: „Ich hätte wohl besser daran getan, dem keinen Glauben zu schenken, aber Sie müssen auch zugeben, dass … nun … dass Sie und ich einige sehr angenehme Gespräche geführt haben. Und deshalb dachte ich … ich meinte …“
    „Ja, ich ahne, worauf Sie hinauswollen.“ Er hatte ihr zwar nie Avancen gemacht, aber sein Verhalten war einnehmend genug gewesen, um Nats Behauptungen glaubwürdig erscheinen zu lassen.
    „Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie mich einmal wegen meines ‚naiven amerikanischen Optimismus* aufgezogen haben, der eines Tages mein Untergang sein würde?“ Sie wendete ihren Blick ab, und eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. „Sie hatten allem Anschein nach Recht.“
    „Ich versichere Ihnen, dass es mir keinerlei Genugtuung bereitet, mich in dieser Hinsicht bestätigt zu sehen, Miss Mercer. Vor allem da es mein Bruder ist, der Ihren Ruin bewirkt hat.“
    Sie winkte ab. „Nathaniel sicherte Papa zu, dass er im Gegenzug für eine fünfzigprozentige Teilhaberschaft – die andere Hälfte ginge an Sie als meinem Ehemann – unsere Heirat in die Wege leiten würde. Aber wegen Papas schlechtem Gesundheitszustand und Ihrer momentanen Unabkömmlichkeit in England müsse eine Ferntrauung stattfinden.“
    „Ihr Vater stimmte einem derart seltsamen Vorschlag zu?“
    „Scheinbar litt auch er unter ‚naivem amerikanischem Optimismus*.“ Als ihr auffiel, dass Spencers Miene sich bei dieser sarkastischen Bemerkung verfinsterte, wurde ihr Ton wieder weicher. „Ich nehme an, er sah einfach keinen anderen Ausweg. Ihm war es sehr wichtig, mich nach seinem Tode versorgt zu wissen. Und er hatte Sie sehr zu schätzen gelernt.“
    „Davon bin ich überzeugt“, sagte Spencer verärgert. „Ich vermute, dass sich nicht allzu oft ein Viscount nach Philadelphia verirrt.“
    Sie schaute ihn verletzt an. „Ich hatte gehofft, Sie würden uns besser kennen. Aber ich habe mich wohl getäuscht.“ Sie reckte trotzig das Kinn. „Ich bin keine Heiratsschwindlerin, Mylord. Ich habe meine eigene Mitgift … zumindest hatte ich eine, bevor Ihr Bruder sie mir nahm.“ Je länger sie redete, desto weiter hob sich ihr stolzes Kinn. „Papa war weniger an Ihrem Titel und Ihrem Vermögen interessiert als an Ihrem Charakter. Er schätzte Sie, weil er annahm, dass Sie ein guter Mensch seien. Wie wenig er doch wusste! Ich bin mir sicher, hätte er geahnt …“
    „Ich bin geradezu ernüchtert, Miss Mercer“, erwiderte Spencer amüsiert. „Bitte fahren Sie doch fort.“
    Sie zögerte etwas verunsichert. Dann fuhr sie fort: „Wir vollzogen die Ferntrauung, und Ihr Bruder sprang als Ihr Stellvertreter ein.“
    „Und niemand hatte irgendwelche Zweifel an dem Ganzen?“
    Ihr Kopf schoss empor, und ihre

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