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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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„Vielleicht ist es an der Zeit, dass du mir etwas erklärst.“

1. KAPITEL
     
    Wenn er einen unerwarteten Gast ankündigt, kann auch dem besten Butler ein Fauxpas unterlaufen. Doch sollte er sich um die angemessene Etikette bemühen, denn man kann nie wissen, welche Bedeutung der Gast für den Haushalt seiner Herrschaft hat.
    Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener, von dem Butler eines sehr bedeutenden Gentleman
     
    London, 15. April 1822
     
    Die zukünftige Braut war da, doch der zukünftige Bräutigam ließ seit zwei Stunden auf sich warten. Das Verlobungsdiner versprach zum Stadtgespräch der Saison zu werden.
    Spencer, der gegen seinen Willen Gastgeber dieses verhängnisvollen Abends war, ließ den Blick über die makellos gedeckte Tafel in seinem Londoner Stadthaus schweifen und seufzte. Wann würde er diesem freudlosen Ereignis ein Ende setzen und sich in sein Arbeitszimmer und zu seinem Cognac zurückziehen können?
    Dank seiner Geistesgegenwart und seinem Talent zu lügen ahnten seine Gäste jedoch nicht, welch ein Albtraum der Abend war. Solange er nicht wusste, warum Nat verschwunden war, würde er sie auch nicht in sein Geheimnis einweihen.
    Er blickte zu Lady Evelina hinüber, der zukünftigen Braut. Glücklicherweise schien sie ihm seine an den Haaren herbeigezogene Geschichte abgenommen zu haben. Wie eine Porzellanpuppe saß sie mit anerzogener Perfektion auf ihrem Stuhl; blonde Ringellocken rahmten ihre makellose Stirn, ihre Wangen waren rosig, aber nicht gerötet, und ihr Kleid hatte einen perfekt auf ihre Alabasterhaut abgestimmten Farbton.
    Als sie merkte, dass Spencer sie betrachtete, betupfte Evelina geziert ihre geschwungenen Lippen mit einer Damastserviette.
    „Ich hoffe wirklich, dass sie Nathaniel nicht die ganze Nacht über auf der Polizeiwache behalten. Stand in seiner Nachricht etwas darüber, wie lange es dauern könnte?“
    Diese verdammte erfundene Nachricht! „Nein, aber eine Weile werden sie ihn wohl dabehalten“, log Spencer mit der geübten Leichtigkeit des Spionagechefs, der er bis vor wenigen Jahren gewesen war. „Er wird eine Zeugenaussage gegen den Straßendieb machen müssen, den er gerade noch davon hatte abhalten können, einer Dame ihren Handbeutel zu stehlen.“
    „Wie mutig von ihm, den Schuft ganz alleine zu verfolgen“, meinte Evelina bewundernd. „Und ihn dann auch noch persönlich auf der Wache abzuliefern war sehr ehrenhaft von ihm.“
    „Ja, Nat ist ein wirklicher Ehrenmann.“ Diese Lüge fiel ihm wegen Evelinas schwärmerischer Gutgläubigkeit besonders schwer.
    Aber was blieb Spencer anderes übrig? Sich in einen heldenhaften Kampf für die Gerechtigkeit verwickeln zu lassen, war eine akzeptable Entschuldigung dafür, nicht zu seinem eigenen Verlobungsdiner zu erscheinen – doch das hieß noch lange nicht, dass man seine zukünftige Braut versetzen durfte. Solange Spencer nicht den Grund für Nats plötzliches Verschwinden kannte, würde er weiter lügen müssen. Andernfalls würden Evelina und ihre Mutter, die verwitwete Lady Tyndale, öffentlich gedemütigt. Und das würde Spencer niemals zulassen.
    Wo zum Teufel steckte Nat? Als Spencer ihn das letzte Mal eine Stunde vor dem Diner gesehen hatte, hatte sein Bruder keinerlei Andeutungen gemacht, sich aus der Affäre ziehen zu wollen. Und obwohl Spencers Butler McFee beobachtet hatte, dass Nat kurz darauf eine Nachricht erhielt, hatte niemand ihn das Haus verlassen sehen. Aber finden konnte ihn auch niemand, weder im Haus noch in seinen bevorzugten Lokalen in London.
    Nat war einfach verschwunden und – wie es schien – mit Absicht. In was für Schwierigkeiten konnte ein Mann innerhalb nur weniger Stunden geraten?
    Spencer seufzte. Seit seiner Rückkehr aus Amerika vor einem Monat hatte Nat sich seltsam benommen – er zeigte ein auffälliges Interesse für die Post, kam und ging, wie es ihm gefiel, hatte geheimnisvolle Zusammenkünfte und benahm sich überhaupt wie ein Mann, den noch der Hafer sticht, nicht wie einer, der sich auf seine Hochzeit vorbereitete.
    Und jetzt das. Wo um Himmels willen war er?
    „Nun, ich für meinen Teil bin ja überrascht, dass Nathaniel die Geistesgegenwart besessen hat, uns überhaupt eine Nachricht zukommen zu lassen“, verkündete Evelinas Mutter. „Aber so umsichtig ist er immer.“
    „Und ehrenhaft“, fügte ihre Tischnachbarin mit einer Spur Sarkasmus hinzu, „vergessen Sie bitte nicht, wie ehrenhaft er ist.“
    Jetzt steckte auch noch Lady

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