160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
bringen Sie doch Ihre bezaubernde Frau mit, um sie uns vorzustellen.“
Spencer gelang es kaum, seine widerstreitenden Gefühle zu verbergen. Wenn er dem königlichen Wunsch nachkam, würde das seiner politischen Karriere sicher einen Schub geben …
Aber Abby würde dem niemals zustimmen. Wenn sie sich bereits auf einem kleinen, privaten Ball unwohl fühlte, konnte er sich bereits vorstellen, wie sie darauf reagieren würde, Seiner Königlichen Hoheit auf einer von Throckmortons feudalen Veranstaltungen zu begegnen. „Ich fürchte, Eure Majestät, das wird nicht möglich sein.“
„Was?“ Seine Majestät blickte Spencer mit zusammengekniffenen Augen an. „Und warum nicht? Bitte erklären Sie mir, was Sie davon abhält, einem Wunsch Ihres Herrn und Königs Folge zu leisten.“
Obwohl Spencer bereits spürte, wie sich die Schlinge um seinen Hals immer enger zusammenzog, stieg Wut in ihm auf, weil er sich gegenüber dem König rechtfertigen musste. „Meine Frau fühlt sich auf dem gesellschaftlichen Parkett noch sehr unsicher. Sie ist mit den englischen Gepflogenheiten nicht vertraut …“
„Unsinn, sie wird das schon schaffen.“ Der Zorn des Königs war verflogen und hatte seiner üblichen Leichtfertigkeit Platz gemacht. „Uns sind die Sitten der Amerikaner geläufig, und wir werden daher über jeden Fauxpas hinwegsehen. Wir wünschen nur, die Frau kennen zu lernen, der es gelungen ist, das Herz unseres unerbittlichsten Untertans zu erobern.“
Abby schien nicht nur sein Herz erobert zu haben – sie hatte jetzt auch Spencers Zukunft in ihrer Hand. Mit Leichtigkeit könnte sie auf einen Schlag seine politische Karriere zerstören.
Aber das war nicht Spencers größte Sorge. Was ihn wirklich beunruhigte, war, dass der König selbst ein Auge auf Abby geworfen zu haben schien. Und Spencer musste sich eingestehen, dass er Abby mit niemandem teilen wollte – auch nicht mit dem Mann, von dem seine Zukunft abhing.
„Ich werde Lady Throckmorton ausrichten lassen, dass Sie und Ihre Frau ebenfalls kommen werden, Ravenswood“, verkündete Seine Majestät abschließend.
Spencer biss die Zähne zusammen. „Ja, Euer Majestät.“
Ein selbstgefälliges Lächeln huschte über das königliche Antlitz. „Und sagen Sie Ihrer Frau, dass ich sehr an ihrem Geheimnis interessiert bin, das Lady Brumley in ihrer heutigen Kolumne erwähnt hat. Wir wollen uns selbst vergewissern, ob sie die Verheißungen einlösen kann.“
„Ganz wie Eure Majestät wünschen.“ Spencer würde schnellstmöglichst herausfinden müssen, was Lady Brumley geschrieben hatte, denn er hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon der König sprach.
Doch eines war gewiss – Abbys erster gesellschaftlicher Auftritt hatte bereits hohe Wellen geschlagen. Spencer konnte nur hoffen, dass sie beide von den Wogen nicht überrollt wurden.
Es war schon spät, als Abby endlich zufrieden ihr Tagwerk betrachtete. Im Schulzimmer war beinahe alles vorbereitet. Sie musste mit Mrs. Graham noch etwas aufräumen und auf den langen Tischen Platz schaffen, damit sie morgen mit der Arbeit beginnen konnten.
Insgeheim hielt sie Lady Brumleys Plan für eine verrückte Idee. Aber wenn diese meinte, dass der Met eigentlich ein Parfüm sei, warum sollte Abby ihr den Gefallen nicht tun? Was hatte sie schon zu verlieren?
„Es ist wirklich sehr schade, dass Sie Lady Claras Angebot nicht annehmen konnten.“ Mrs. Graham packte einige, auf den Tischen verstreute Bücher zusammen und räumte sie in das Regal. „Mit Hilfe der Kinder würde alles viel schneller gehen, und ich bin mir sicher, dass es ihnen großen Spaß gemacht hätte. Aber nach allem, was mir das Personal über die Einstellung Seiner Lordschaft zu Kindern erzählt hat, war es vielleicht besser, darauf zu verzichten.“
Abby griff nach einer Schachtel und fragte scheinbar beiläufig: „Was haben seine Bediensteten denn gesagt?“
„Dass er sich über die Jungs beschwert, die gegenüber wohnen. Ich will nicht bestreiten, dass sie wirklich ausgesprochene Flegel sind, aber das ist noch lange kein Grund, sie aus seinem Garten werfen zu lassen. Sie haben schließlich niemandem etwas getan.“
„Spencer ist seine Privatsphäre nun einmal sehr wichtig. Er arbeitet viel und muss sich den ganzen Tag langweilige Reden anhören, weshalb er sich zu Hause gerne erholen möchte. Das können Sie ihm nicht übel nehmen.“
„Das war ja nicht das einzige Mal. Mr. McFee hat mir erzählt, dass Mr. Nathaniel Law den Jungen
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