160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
deine Überzeugung geblieben, dass alle Menschen gleich sind? Auch der König ist nur ein Mensch, Abby, und niemand muss sich vor ihm fürchten. Heute Nachmittag hast du mir noch versichert, dass ich genauso gut sei wie er.“
„Ich meinte dich, Spencer. Du kannst ihm das Wasser reichen.“
„Das kannst du auch.“
„Vielleicht. Aber ich glaube, dass ihr hier in England das anders seht. Wie jemand sich auf dem gesellschaftlichen Parkett zu bewegen weiß, ist bei euch viel wichtiger als bei uns in Amerika. Und wenn ich deine Zukunft verbaue, weil mir wieder ein peinliches Missgeschick …“
„Es wird nichts passieren.“ Spencer stützte sich auf den Tisch und beugte sich zu Abby hinüber. „Ich brauche dich! Ich gebe dir, was immer du willst, wenn du mir diesen Gefallen tust.“
„Ich will gar nichts …“
„Sie möchte all die teuren Kleider, die Sie ihr gekauft haben“, mischte sich jetzt Mrs. Graham ein. „Sie will sie auch bei ihrer Rückkehr nach Amerika behalten.“
Spencer wandte sich augenblicklich Mrs. Graham zu. „Wie mir scheint, habe ich die ganze Zeit mit der falschen Person verhandelt. Gut, sie kann die Garderobe behalten. Was sollte ich nach ihrer Abreise auch damit anfangen?“ Sein Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an. „Was will sie noch haben?“
„Ich bitte euch …“, wandte Abby ein.
„Sie möchte den Rubinschmuck, den sie kürzlich getragen hat.“ Mrs. Graham verschränkte die Arme vor der Brust. „Und nicht nur die Ohrringe – alles.“
„Gut. Und was noch?“
„Hören Sie sofort auf damit!“ Abby sprang auf und warf Mrs. Graham einen erbosten Blick zu. „Sie wissen genau, dass mir das nichts bedeutet.“
„Aber wenn es ihm doch nichts ausmacht …“
„Ich werde mich ganz sicher nicht mit Schmuck und schönen Kleidern bestechen lassen, als wäre ich irgendein … Freudenmädchen“, fuhr Abby ihre Dienerin an. Sie sah Spencer herausfordernd an. „So verzweifelt ist meine Lage noch nicht.“
Er ließ seinen Blick lange auf ihr ruhen. „Aber was willst du?“ Seine Stimme klang tief und ernst. „Ich werde dir alles geben, Abby. Was möchtest du?“
Sie schaute ihn unsicher an. Dich, dachte sie. Ich will dich.
Allerdings zweifelte sie daran, ob er diesen Wunsch auch als Antwort gelten ließe. Zudem wollte sie Spencer nicht, wenn sie ihn zwingen musste. Abby wollte ihn überzeugen, dass sie eine glückliche Ehe führen könnten und Kinder haben …
Kinder. Nun wusste sie, um was sie ihn bitten konnte. „Ich möchte Lady Brumleys Auftrag ausführen.“
„Schön“, sagte Spencer kurz angebunden. „Solange du dich in der verbleibenden Zeit auf das Treffen mit dem König vorbereitest, kannst du machen, was du willst.“
„Das ist noch nicht alles.“ Abby holte tief Luft. „Das Parfüm braucht eine Woche, um seine Duftnote zu entwickeln. Deshalb müssen die hundert Flaschen bereits diesen Samstag fertig sein, und dazu brauche ich Unterstützung. Clara hat mir dazu einige ihrer Heimkinder angeboten. Wenn du einverstanden bist, werden sie morgen hierher kommen und mir helfen.“
Spencer wirkte verärgert. „Warum könnt ihr nicht im Heim arbeiten?“
„Ich möchte nicht das ganze Material hin und her transportieren. Im Heim ist auch zu wenig Platz.“
„Warum lässt du dir dann nicht von meinem Personal helfen?“
„Das würde den ganzen Haushalt durcheinander bringen.“ Abby klang sarkastisch. „Ich dachte, es sei dir wichtig, dass keine Frau deinen Tagesablauf stört.“
Als Spencer sich leise fluchend abwandte, fügte sie hinzu: „Wir könnten die Zeit sogar noch anderweitig nutzen. Clara wird mir Unterricht in Etikette geben, während wir die Flaschen füllen und beschriften.“
„Das kann sie auch machen, wenn die Kinder nicht hier sind.“
Abby reckte kampfeslustig ihr Kinn. „Ich will es aber so, Spencer. Wenn du nicht zustimmst, gehe ich nicht zu dem Empfang der Throckmortons.“
Er blickte sie enttäuscht an. „Du wünschst dir also nur, dass die Kinder dir helfen?“
„Ja.“
„Ich würde dir lieber den Schmuck geben.“ Als Abby Einspruch erheben wollte, hob er beschwichtigend die Hand und seufzte. „Einverstanden, sie können kommen. Aber nur unter der Bedingung, dass sie mir nicht über den Weg laufen. Die Sitzungen im Parlament enden freitags früher, und ich werde schon gegen sieben zum Abendessen zurück sein. Ich möchte, dass sie bis dahin wieder verschwunden sind.“
Wie immer sollte alles nach seinem
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