1603 - Der Geistertänzer
Wenn ich mir seine Bewegungen vor Augen halte, dann muss ich annehmen, dass es sich bei ihm um einen Tänzer gehandelt hat.«
Glenda Perkins nickte. »Also jemand, der auf Bühnen aufgetreten ist.«
»Ja. Der dann gestorben ist und dessen Geist sich nun ein Betätigungsfeld sucht.«
Glenda und Suko dachten gemeinsam nach, und mein Freund meinte:
»Das ist keine schlechte Idee. Oder was meinst du, Glenda?«
»Ja, gut gefolgert. Es müsste auch herauszufinden sein, ob alles so zutrifft. Wir würden also nach einem Tänzer suchen, der gestorben ist, dessen Geist aber keine Ruhe findet.«
»Das wäre möglich«, gab ich zu. »Und in diese Richtung recherchiert auch Bill Conolly. Er hat mich schließlich zu diesem Tänzer geführt.«
»Und warum zeigt er sich gerade auf der Eisbahn?«, fragte Glenda.
»Keine Ahnung«, murmelte ich. »Aber es kann sein, dass er ein anderes Betätigungsfeld sucht. Er will tanzen, er will sich zeigen, und dafür hat er sich eine Eisbahn ausgesucht.«
»Und woanders ist er nicht aufgefallen?«, fragte Glenda.
»Ich habe nichts in dieser Richtung gehört. Davon hat Bill auch nicht gesprochen.«
»Aber er wollte recherchieren?«
»Sicher.«
»Dann können wir nur noch abwarten, ob er tatsächlich eine Spur findet. Sonst sind wir an der Reihe.«
Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Ich wollte mich nicht einmischen und Bill alles überlassen. Wie ich ihn kannte, hatte er sich bereits jetzt dahintergeklemmt und sein Anruf bei uns war nur eine Frage der Zeit.
Glenda war recht nervös geworden. »Wir könnten ihn doch anrufen«, schlug sie vor.
»Das mache ich auch. Ich will ihm nur noch eine halbe Stunde geben. Dann ist…«
In diesem Augenblick meldete sich das Telefon. Sofort breitete sich die Spannung aus, und ich war am schnellsten. Ich sah schon auf dem Display, wer mich sprechen wollte, und sagte: »Hi, Bill.«
Da ich den Lautsprecher eingestellt hatte, konnten Glenda und Suko mithören.
»So, ich habe mich mal kundig gemacht.«
»Ich bin gespannt.«
»Das kannst du auch sein. Oder jetzt nicht mehr. Ich habe nämlich etwas herausgefunden.«
»Super. Und was?«
»Ich kenne seinen Namen. Er heißt Julius Crane.«
»Na bitte.«
»Und er ist tot.«
»Das dachte ich mir. Weißt du denn, wie es passiert ist, Bill?«
»Auch das habe ich recherchieren können. Julius Crane gehörte zu den Tänzern, die in der Fachwelt und auch bei den Ballett-Fans sehr bekannt war. Er war unter anderem Solist in dem Tanztheater, das sich Dancing Hall nennt. Da werden die modernen Stücke aufgeführt. Es ist so etwas wie ein Experimentiertheater und in der Fachwelt wird es als Juwel bezeichnet. Und dort ist Julius Crane groß herausgekommen. Ebenso wie seine Partnerin Isabel Kessler. Beide bildeten ein tolles Paar. Er Solotänzer, sie ebenfalls, das hatte schon was.«
»Und dann starb er?«
»Richtig, John. Im Alter von dreißig Jahren, was ja nicht normal für einen Menschen ist.«
»Du sagst es. Wurde er umgebracht?«
»Nein. Und jetzt kommt es. Hör genau zu. Er starb auf der Bühne. Während einer Vorstellung brach er zusammen. Seine Partnerin Isabel war mit auf der Bühne. Es muss für sie und die Zuschauer ein Schock gewesen sein. Kein Arzt konnte dem Tänzer mehr helfen. Es war schlagartig mit ihm vorbei.«
»Gut, Bill. Und jetzt glaubst du, dass dieser Geist, den wir auf der Eisbahn gesehen haben, Julis Crane ist. Oder liege ich da falsch?«
»Nein, liegst du nicht.«
»Und was macht dich so sicher?«
»Das Foto, John. Der Fall wurde von der Presse aufgegriffen. In den verschiedenen Gazetten waren die Fotos des Tänzers abgedruckt. Und wenn ich mir die Gestalt vorstelle, die wir gesehen haben, dann komme ich zu dem Schluss, dass es der Geist des verstorbenen Tänzers war. Die Ähnlichkeit ist frappierend, sodass ich mir ziemlich sicher bin, dass wir einen besonderen Geist gesehen haben. Kein Gespenst, wie wir es auch kennen. Dieser Geist sah aus wie ein Mensch, und ich bin davon überzeugt, dass wir Julius Crane vor uns hatten.«
»Sehr gut recherchiert«, lobte ich den Reporter.
»Danke. Das Problem kennen wir jetzt. Es muss nun an die Lösung gehen.«
»Es wird nicht einfach sein, Bill.«
»Da hätte ich eine Idee.« Ich lächelte.
»Super, lass mal hören.«
»Julius ist tot. Seine Partnerin Isabel Kessler aber lebt noch. Ich denke, dass wir uns an sie wenden könnten. Ihre Adresse herauszufinden wird kein Problem sein.«
»Du hast es noch nicht in die Wege
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