1606 - Die Zeit-Bande
in der sich ebenfalls nichts verändert hatte. Es war eine Nacht, die die Menschen ruhig schlafen ließ.
Der Mond am Himmel war dabei abzunehmen. Für einen Moment dachte Godwin an seine Frau Sophie, die im gemeinsamen Schlafzimmer lag und dort tief und fest in den Armen des Schlafgottes Morpheus lag. Dass auch sie eine besondere Frau war, darüber wollte er nicht nachdenken, denn sie hatte nichts mit seinem aufgewühlten Zustand zu tun.
Godwin überlegte, ob er den Würfel noch einmal kontaktieren sollte.
Möglicherweise war es inzwischen zu einer Veränderung gekommen, auch wenn er diese nicht sah.
Etwas lenkte ihn ab. Es hatte seinen Ursprung nicht in seinem Innern.
Das Ereignis hatte draußen in der weiten Landschaft stattgefunden. Ein Lichtblitz, nicht mehr, aber durchaus sichtbar, sodass es eindeutig keine optische Täuschung gewesen war.
Plötzlich stand Godwin unter Strom. Er zögerte noch einige Sekunden, dann umfasste er den Fenstergriff, drehte ihn und zog das Fenster auf.
Die kalte Winterluft streifte sein Gesicht. Sie tat ihm gut, denn es gab keinen Wind, der in seine Haut geschnitten hätte.
Er konzentrierte sich und sein Blick blieb dort hängen, wo er den Lichtblitz gesehen hatte. Jetzt sah er ihn nicht mehr. Es war ihm auch nicht möglich, die Entfernung abzuschätzen. In der Dunkelheit sah alles anders aus.
Ein Flugzeug war es nicht gewesen, das mit seiner Beleuchtung gegrüßt hätte, denn das Licht war nicht hoch über ihm aufgeblinkt, sondern in seiner Höhe. Und es stammte auch nicht aus einer Taschenlampe, die jemand ein-und dann wieder ausgeschaltet hatte.
Das musste etwas anderes gewesen sein. Eine Sternschnuppe kam ihm in den Sinn - oder ein Meteorit, der zur Erde gestürzt war.
War es normal oder nicht? Godwin de Salier wusste es nicht. Der Knochensessel fiel ihm wieder ein. Er drehte sich vom Fenster weg und bedachte das Gebilde mit einem prüfenden Blick.
Waren die Knochen heller geworden? Hatte sich in den Augenhöhlen so etwas wie ein blasses Licht eingenistet? Das konnte sein, und es war schwer für ihn, sich selbst eine Antwort zu geben.
Der Templer drehte sich wieder dem Fenster zu. Er ging einfach davon aus, dass das weitere Geschehen in der kalten und winterlichen Natur seinen Ursprung haben musste.
Da hatte er sich nicht geirrt. Es gab erneut das Licht, aber diesmal war es stärker. Eine runde, helle Quelle, als hätte sich ein voller Mond vom Himmel gelöst, um auf der Erde zu landen.
Der Kreis blieb. Es war vergleichbar mit einem großen Scheinwerfer, der jetzt erst richtig seine volle Lichtstärke abzugeben schien.
Plötzlich entstand ein breiter Strahl. Er schuf die Verbindung von der Lichtquelle bis zum Kloster und genau zu diesem offenen Fenster, vor dem Godwin stand.
Der Templer überlegte nicht. Dazu war jetzt keine Zeit mehr. Er drehte sich um, weil er sich sicher war, dass das Licht dem Knochensessel galt.
Es war ein magisches Gebilde und mit einer ungewöhnlichen und oft unerklärlichen Kraft gefüllt.
Ebenso verhielt es sich mit der Lichtquelle im Freien. Dafür hatte der Templer noch keine Erklärung, und das wollte er im Moment auch nicht, weil etwas anderes wichtiger war.
Er sah den hellen Lichtstrahl, der tief in der Nacht seinen Ursprung besaß, der jedoch nicht im Nichts verlief, denn es gab für ihn ein Ziel.
Das war der Knochensessel, den er mit einem gelblichen Licht überschüttete.
Godwin de Salier ließ sich nicht so leicht überraschen. In diesem Fall schon, denn so etwas hatte er noch nicht erlebt. Und es blieb auch nicht dabei, denn die große Überraschung stand ihm noch bevor.
Als er sich umdrehte und wieder ins Freie schaute, da stockte ihm der Atem.
Der Lichtstrahl war breit genug, um eine Gestalt aufnehmen zu können.
Sie stand in dessen Mitte. Es war ein Mann, aber zugleich eine besondere Gestalt Der Mensch passte nicht in die Gegenwart.
Er schien aus dem Mittelalter zu stammen, er war auch so gekleidet, und er hielt mit beiden Händen den Griff eines Schwertes umklammert…
***
Es war eine der letzten Maschinen, die auf dem Londoner Airport landeten. Unter den Passagieren, die den Flieger verließen, befand auch ich mich.
Ich hatte in Deutschland ein brisantes Abenteuer erlebt, und es war mir gelungen, einen Vampir zu stoppen, der sich seine Opfer über das Internet gesucht hatte. Die jungen Frauen waren dann auf einen einsamen Friedhof bestellt worden, wo es zu einem ersten Treffen kommen sollte. Dass sich die Frauen
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