1606 - Die Zeit-Bande
sie mitnehmen!«
»Das schafft ihr nicht«, flüsterte der Wirt in die Stille hinein. »Man wird euch fertigmachen, das kann ich euch versprechen.«
»Abwarten.«
Es war Zeit, dass Suko eingriff. Er versuchte es noch mit friedlichen Mitteln.
»Macht Platz! Gebt den Weg zur Tür frei!«
Keiner rührte sich.
Sekunden später zog jemand ein Messer unter seiner Kleidung hervor.
Es war ein aalglatter Typ, der eine flache Mütze auf dem Kopf trug, und das Messer sah alles anders als harmlos aus. Auf der Klinge entstanden Lichtreflexe, als er es bewegte, den Arm hob und so tat, als wollte er es werfen.
Wir mussten hier mit allem rechnen, und es kam auf Suko an, wie er reagierte. Da der Kerl nicht weit von ihm weg stand, brauchte er keine Waffe. Mein Freund war so schnell, dass kaum jemand seine Bewegung mitbekam. Sein rechtes Bein wurde zu einem Schatten, und der wiederum explodierte am Kinn des Messertypen.
Es war ein knackendes Geräusch zu hören. Dann flog der Typ zurück und wurde von den anderen Gästen aufgefangen, die ihn zu Boden gleiten ließen. Er war weggetreten. Eine Hand wollte nach dem Messer greifen, aber Sukos Warnung hielt den Mann davon ab.
»Lass es lieber sein!«
Die Finger zuckten zurück.
Suko zog seine Beretta. Das war auch in meinem Sinn. Es war besser, wenn die andere Seite wusste, woran sie war. Er schwenkte die Waffe in einem Halbkreis, und ich sah in den Gesichtern der Gäste, dass sie verstanden hatten, auch wenn ihnen die Waffe in der Hand des Fremden unbekannt war.
Einige der Leute zuckten zwar, das war auch alles. Ich hörte den Wirt flüstern: »Das wird euch noch leid tun, verdammt.«
»Abwarten«, sagte ich nur.
Suko ging die ersten Schritte vor, und tatsächlich wurde uns eine Gasse geschaffen.
Elly hatte sich noch nicht bewegt. Sie hing leblos wie eine Puppe in meinen Armen.
»Komm!«
Elly tat nichts.
Ich musste schon an ihr zerren. Dann nahm ich ihre Hand und flüsterte ihr zu, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Suko stand vor uns, das war schon okay, aber unser Rücken war nicht frei. Und das wiederum bereitete mir Sorge.
Ich schob Elly vor und machte ihr klar, dass sie mit Suko gehen sollte.
Dann zog auch ich meine Waffe, um den beiden zu folgen. Aber ich ging rückwärts, damit ich die Kerle im Auge behalten konnte, die sicherlich nur darauf gewartet hatten, mir in den Rücken fallen zu können. Das war nicht mehr möglich. Meine Waffe mussten sie respektieren, und mein Gesichtsausdruck bewies ihnen, dass ich keinen Spaß verstand.
Noch waren wir nicht draußen. Selbst ein kurzer Weg kann manchmal sehr lang werden. Elly ging geduckt. Sie zitterte wieder, und sie hielt den Mantel vor ihrem Oberkörper zusammengerafft.
Uns begleiteten Blicke, in denen der reine Hass stand. Ich wusste nicht genau, welche Typen sich hier versammelt hatten, aber sie hätten uns sicherlich totgeschlagen, wenn sie die Gelegenheit dazu gehabt hätten.
Schließlich waren wir Fremde, nach denen niemand fragen würde.
Suko ging einen Schritt schneller, um die Tür aufzureißen, was er dann auch tat. Frische Luft wirbelte den Rauch durcheinander. Die Kühle tat mir gut. Sekunden später hörte ich Sukos Stimme.
»Wir sind draußen.«
»Sehr gut.«
Die ersten Kerle regten sich. Jetzt halten sie nur noch mich als Gegner vor sich.
Aber sie sahen auch eine Waffe und hörten meine Stimme, die gar nicht mal laut klang.
»Ich würde es keinem raten, Freunde. Es ist besser, wenn ihr auf euren Plätzen bleibt. Später könnt ihr weiterfeiern. Viel Spaß noch.« Die letzte Bemerkung konnte ich mir nicht verkneifen, dann trat auch ich hinaus in die Kälte.
Dort warteten Suko und Elly. Er hatte einen Arm um die zitternde Frau geschlungen. Aber er ging auch auf Nummer sicher und hielt seine Beretta noch in der Hand.
Ich stieß die Tür zu. Tief durchatmen. Das hatten wir geschafft. Wir hörten das Geschrei, das im Pub aufbrandete, was verständlich war, denn da hatten wir einige Kerle düpiert, was sie nicht so leicht verkraften konnten.
Es wurde Zeit für uns, dass wir uns verzogen. Hinter den Fenstern sahen wir glotzende Gesichter. Es traute sich nur niemand, den Pub zu verlassen, der Respekt vor unseren Waffen war zu groß. Wir gingen ein paar Schritte zur Seite und steuerten dabei auf unseren abgestellten Rover zu.
»Wohin bringt ihr mich?«, flüsterte Elly.
»In Sicherheit.«
»Und was soll ich für euch tun?«
Ich hatte die Angst aus ihrer Frage gehört. »Bestimmt nicht
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