1607 - Im Leerraum gestrandet
ungeschickter Hilfsidiot!" schimpfte Philip. Hinter sich knallte er die Tür zu. Der Große Lychtenbach ordnete mit pedantischer Ruhe seine Kleidung. „Was für eine Überraschung meinst du, Reginald?" fragte er. „Nicht so wichtig", versetzte er ungeduldig. „Bloß ein kleiner Holowürfel. Komiker und ihre besten Programme, verstehst du? Und jetzt zu dir! Hast du es?"
Zum erstenmal, seit er unfreiwillig in Bulls Dienste gestellt worden war, lächelte Lychtenbach.
Zwischen zwei Fingern präsentierte er einen winzig kleinen Kristall.
Bull nahm das Objekt vorsichtig entgegen. Es handelte sich um einen Speicherkristall modernster Fertigung. Bei ihrem ersten Zusammentreffen hatte der Große Lychtenbach Philip das Gerät angeheftet - und soeben wieder abgenommen. Für ein solches Kunststück hatte es einen Menschen mit sehr geschickten Fingern gebraucht, der im Jahre 1200 NGZ nicht gerade leicht zu finden war. Einen Zauberer eben oder einen Taschendieb, so wie Lychtenbach!
Bull strahlte bis über beide Ohren. „Das wäre alles. Es war angenehm, mit dir zu arbeiten. Hier sind deine Entlassungspapiere."
Bull überreichte ihm die Kreditkarte, die auf seinen Namen ausgestellt war. „Kein Bargeld?" fragte Lychtenbach. „Unnötig. Die Geldwirtschaft ist bereits weitgehend auf positronische und andere Computersysteme umgestellt. Du wirst damit keine Schwierigkeiten haben."
Der Zauberer warf nur einen kurzen Blick auf das Display mit dem Kontostand. Dann pfiff er anerkennend durch die Zähne. „So schlimm war es wirklich nicht. Danke schön, Bully! Ich empfehle mich!"
Hinter sich schloß er die Tür.
Der Aktivatorträger ließ indessen den Kristall in einer kleinen Tüte verschwinden. Nun war Philip doch noch hereingefallen. Bis zum Abend wartete der Aktivatorträger ab, um nicht im ungünstigsten Augenblick von dem Ennox aufgespürt zu werden, dann suchte er eine dunkle Kammer auf. Das Abspielgerät trug er bei sich.
Der Bildschirm blieb dunkel, dafür ertönten knisternde Geräusche. Von Philips Weste, überlegte Bull. Fünf Minuten ging das so. Er wollte bereits nach vorn spulen, als doch noch ein Bild erschien. Aber es waren keine Szenen von der Art der Fortbewegung, keine geheimnisvollen Orte, sondern das Gesicht des Ennox.
Philip grinste ins Objektiv. „Gar nicht so mordsübel wie sonst, Feuerwehrhauptmann! Aber leider daneben! Immerhin versüßt mir das die Reise."
Mit diesen Worten erlosch der Bildschirm. Bull ließ den gesamten Speicherinhalt im Schnelldurchlauf abspielen, doch etwas anderes als Rauschen und einen leeren Bildschirm fand er nicht mehr. „Ich hätte nie gedacht", murmelte er zu sich selbst, „daß das schiefgehen könnte." Lag es daran, daß er mit einem Amateur gearbeitet hatte? Möglich. Doch ob ein Hanse-Agent im Ernstfall bessere Arbeit geleistet hätte, wagte er zu bezweifeln.
*
Am nächsten Tag tummelten sich in und um Terrania zehn weitere Ennox. Der Reihe nach statteten sie Bulls Büro einen Besuch ab, hörten sich ein paar Anekdoten oder Witze an, verschafften sich „nur mal so einen Überblick". Jedenfalls ließ es sich keiner nehmen, den Feuerwehrhauptmann in natura zu bewundern. Und Bull nutzte die Gunst der Stunde sofort, um sie allesamt zum Dienst zu verpflichten. Die nötige Technik beherrschte er immer besser. Er war mit jedem Versprechen schnell bei der Hand und scheute sich nicht, den Ennox Terra in den glühendsten Farben auszumalen.
Am 19. März nahm Reginald Bull Philip für ein kurzes Gespräch beiseite. Das war gar nicht so leicht, weil sich der Ennox gerade in voller Aktion befand. Er wollte irgendwohin, irgendwelche dringenden Erkundigungen einziehen. Dabei ging es um Organ-Lotterien des 22. Jahrhunderts oder so ähnlich; Bull hörte längst nicht mehr genau hin. Für ihn war es das wichtigste, den Irrwisch zwischendurch für ein paar Sekunden zum Stehen zu bringen. „Wie amüsierst du dich?" fragte er. „Könnte besser sein, wirklich! Ist ja oberlangweilig hier! Aber in der Not..."
An diese Sprüche hatte sich Bull schon gewöhnt. Er hörte Philips Worten zu, ohne sogleich in Panik zu verfallen. Statt dessen fragte er: „Was weißt du übrigens von Anna?"
„Wieso?"
„Wieso ist keine Antwort! Ich mache mir Sorgen um sie. Sie sollte nur die Parese-Sphäre vermessen und dann hierher zurückkommen, damit wir Bescheid wissen!"
Philip zuckte mit den Achseln. „Vielleicht hat sie was Besseres gefunden. Kann doch leicht sein, oder? Passiert ist
Weitere Kostenlose Bücher