1607 - Im Leerraum gestrandet
hervor. Bevor der Klon noch antworten konnte, ging er an dem Wesen vorbei und setzte sich in einen Sessel. „Also?"
„Ich bin hier, um dir etwas mitzuteilen, Perry Rhodan."
„Dann tue es!"
Voltago drehte sich erst jetzt mit scheinbarer Trägheit um und sah den Terraner an. „Ich spüre, daß jemand ankommt. Oder daß er ankommen wird. Eine Brücke wird geschlagen."
„Kannst du dich nicht präziser ausdrücken, Voltago? Welchen Jemand meinst du? Und ist es bereits geschehen, oder wird es erst? Entscheide dich!"
„Ich bin nicht in der Lage, eine dieser Fragen zu beantworten. Ich bin verwirrt."
Voltago trat ein paar Schritte zur Seite, bis er an der Wand angelangt war. Anschließend bewegte er langsam den Kopf seitwärts, dann nach oben. In einer Stellung, die einem Menschen das Genick gebrochen hätte, verharrte er. Keine Regung, kein Wort der Erklärung. „He! Voltago?"
Aber der Klon gab nicht ein einziges Wort mehr von sich. Rhodan kannte das bereits; hier war jede Mühe verschwendet. Er überlegte nur, weshalb der Klon ausgerechnet diese unmögliche Haltung angenommen hatte. Wenn man der Richtung seines Blickes folgte, gelangte man entweder zu den biophysikalischen Labors der ODIN - oder an irgendeinen Punkt irgendwo im Kosmos.
Alles in allem schienen ihm Nachforschungen nicht der Mühe wert. Zumal sich Voltago in einem bestimmten Punkt irrte: denn es war nicht möglich, daß irgend jemand in der ODIN ankommen könnte. Der Weltraum rings um das Schiff war wie leergefegt. Und der Hyperraum ließ keine unbemerkte Annäherung zu.
Rhpdan wußte das magische Datum auswendig.
Der 10. Januar des Jahres 1200 NGZ, 5.33 Uhr Terrazeit. Der Tag, an dem der Hyperraum zusammenbrach.
*
Erinnerung. ODIN: Als Bordarzt war Kunar Seljuk keine der wirklich bedeutenden Persönlichkeiten an Bord.
Deshalb bekam er auch mehr am Rande mit, was wirklich geschah. Er spürte nur die Auswirkungen, und das wie alle anderen mit voller Wucht.
Um 5.33 Uhr befand sich Kunar im zentralen Antigravschacht des Schiffes. Er hatte soeben die Medo-Abteilung verlassen und war auf dem Weg zu den Kabinen, die er gemeinsam mit seiner Frau Divani und seinem Sohn Gogogo bewohnte. Nichts kündigte die Katastrophe an. Sonst hätte er den Schacht wohl kaum betreten.
Kunar bemerkte zunächst das Flakkern der Beleuchtung.
Anschließend ein lauter Schlag irgendwo im Schiff, der die Zelle wie eine überdimensionale Glocke dröhnen ließ, und dann fiel die künstliche Schwerkraft aus. Er stürzte. Kunar stieß einen gellenden Schrei aus. 100 Meter weiter unten erkannte er den Boden des Antigravschachts. Er sah sich schon als achtzehn Zentner schwere, tote Masse Fleisch am Boden liegen.
Doch der Sturz währte nur eine Sekunde lang. Kunar wurde schräg gegen die Wand geschleudert. Gleichzeitig klappte ein Mechanismus im ganzen Schacht Netze aus; bei Energieausfällen dienten sie als Sicherung. Er begriff, daß im ganzen Schiff die künstliche Schwerkraft fehlte. Normalerweise hätten jetzt Schwerelosigkeit und ein schwebender Zustand herrschen müssen, doch statt dessen wirkte in diesem Sektor ein Andruck von etwa 3 g, schräg gegen die Hochachse des Schiffes. Die ODIN trudelte! Aus irgendeinem Grund war das Schiff in eine unkontrollierte Bewegung übergegangen!
Kunar rutschte langsam abwärts.
Er hörte von überall im Schacht Schmerzensschreie. Ungefähr zwanzig Besatzungsmitglieder klebten wie er an der Wand; nur mit dem Unterschied, daß sie keine Ertruser waren. Sie waren nicht an 3,4 ggewöhnt, sondern lediglich an normale Erdschwerkraft. Einige waren verletzt, zwei sogar bewußtlos.
Kunar erhob sich vorsichtig, um an der schrägen Wand nicht abzurutschen, und tastete sich langsam in Richtung des nächsten Ausstiegs aus dem Schacht vor. Wenn es im ganzen Schiff so aussah, konnte er beim besten Willen nicht helfen. Er war der Chefchirurg des Schiffes, also mußte er auf dem schnellsten Weg die Medo-Abteilung erreichen. Die Verwundeten konnten seine Roboter bergen.
Zwischen ihm und dem Ausstieg spannte sich eines der Netze. Mit beiden Pranken packte der Ertruser zu und riß an den Maschen. Nichts - es handelte sich um Kunstgewebe aus Ynkenitfaser, dafür hätte er mindestens einen Thermostrahler gebraucht. „Hilf mir, Kunar Seljuk!" rief von unten eine Frau. „Ich blute stark!"
„Warte auf die Medorobots!" konnte er nur empfehlen. „Ich bin hier erst mal eingeschlossen!"
Probeweise rüttelte er an der Aufhängung des Netzes,
Weitere Kostenlose Bücher