1607 - Totenlied der Diva
Liptons Stimme entgegen, ohne dass ich ihn sah. Aber die Botschaft reichte mir auch so.
»Ich bin noch da, Sinclair und Suko! Ihr solltet euch nicht zu früh freuen!«
»Wo bist du?«, rief ich.
»Ich war hier, aber ich habe euch etwas hinterlassen.« Er lachte wieder.
»Bis dann…«
Ich war davon überzeugt, dass er nicht bluffte. Aber was hatte er hier gewollt?
Einen Angriff auf uns hatten wir nicht erlebt. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er einfach hier aufgetaucht war, nur um uns seine akustische Botschaft zu übermitteln und sich danach wieder zurückzuziehen.
Ich zog meine Beretta. Über meinen Rücken rann ein kaltes Rieseln.
Ich verspürte keine Angst, aber Liptons Erscheinen hatte schon bei mir für eine starke Unruhe gesorgt.
Bill und Suko hielten sich an meiner Seite auf.
Keiner von uns hatte genau herausgefunden, woher die Stimme des KillerLords gekommen war. Aber er hatte sich im Haus befunden.
Um sicherzugehen, entschlossen wir uns, es zu durchsuchen. Auch Sheila ging mit, während Johnny zurückblieb.
Es drohte offensichtlich keine Gefahr, aber wir bewegten uns so, als wäre eine vorhanden.
Mehrere Zimmer mussten wir durchsuchen. Mir gingen die letzten Worte nicht aus dem Kopf.
Lord Lipton hatte uns etwas hinterlassen. Das war bestimmt kein Geschenk, über das wir uns freuten. Mir kam ein bestimmter Verdacht, den ich aus meinem Kopf verdammen wollte, es aber nicht schaffte. Ich bemerkte nur, dass Bill zum Schlafzimmer ging und Suko ihm folgte.
Sheila nahm einen anderen Weg, während ich vorhatte, den Bereich des Eingangs zu durchsuchen.
»Wo willst du hin?«, rief ich Sheila nach.
»Nur in die Küche.«
Dort ging sie auch hin. Während ich noch überlegte, ob ich wirklich zum Eingang hingehen sollte, hatte Sheila bereits die Küche erreicht. Denn genau dort gellte plötzlich ihr Schreckensschrei auf.
Eine Sekunde später war ich unterwegs.
Ich sah Sheila auf der Türschwelle stehen. Sie hatte die Arme erhoben und ihre Hände gegen die Wangen gepresst. Sie schrie nicht mehr, aber sie zitterte.
Um besser sehen zu können, musste ich sie zur Seite schieben und schaute dann in die Küche hinein.
Es war unglaublich, und es war grauenhaft.
Auf dem Küchentisch lag die halb bekleidete und tote Elly.
Lord Lipton hatte ihr die Kehle durchgeschnitten…
Was man in Momenten wie diesen denkt, das kann man mit Worten nicht ausdrücken. Sie fehlten mir einfach.
Ich hatte schon viele grauenvolle Dinge sehen müssen, aber die Szene hier gehörte zu den schlimmsten. Ich spürte den Druck in meinem Kopf und zudem das Hämmern des Blutes in den Schläfen. Auch verschwamm die schlimme Szene vor meinen Augen, und erst Sheilas Stöhnen brachte mich zurück in die Wirklichkeit. Sie hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben, und hielt sich an mir fest.
»Das ist grausam, John…« Sie drehte sich um und wurde von Bill abgefangen, der den Schauplatz ebenfalls erreicht hatte.
Auch Suko war gekommen. Da Bill sich um seine Frau kümmerte, trat er an mich heran und sah ebenfalls das Schreckliche.
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Leider doch.«
Wir betraten die Küche. Ich wünschte, dass das schreckliche Bild verschwand, was leider nicht geschah.
Ziemlich zittrig gingen Suko und ich in das Zimmer hinein, in dem wir so oft beisammen gesessen und gegessen und getrunken hatten.
Jetzt war der Tisch zu einem Altar des Grauens geworden, einfach unfassbar.
Wir traten von verschiedenen Seiten an die Tote heran.
Ihre Kleidung war zum großen Teil zerrissen. Der halbe Oberkörper lag frei. Ich wollte gar nicht wissen, was dieser Teufel alles mit ihr angestellt hatte, aber dass er sie durch einen Schnitt in die Kehle getötet hatte, war nicht zu übersehen.
»Warum nur?«, flüsterte ich mir selbst zu. »Warum tut ein Mensch so etwas?«
»Ein Mensch, John?«
»Klar, du hast recht, Suko.«
Bill tauchte an der Tür auf und kam langsam näher. Auch er zeigte sich erschüttert und sagte mit krächzender Stimme: »Ich habe Sheila ins Schlafzimmer gebracht. Da kann sie erst mal bleiben und sich ein wenig erholen. Der Anblick hat sie hart getroffen.«
»Sicher«, murmelte ich.
Jedenfalls stand fest, dass unsere Feinde nicht aufgegeben hatten. Sie lagen weiterhin auf der Lauer und schlugen gnadenlos zu, wenn sie es für richtig hielten.
»Er wird uns weiterhin überraschen«, sagte ich, »davon bin ich überzeugt. Wahrscheinlich müssen wir mit weiteren bösen Überraschungen rechnen.«
»Aber
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