1607 - Totenlied der Diva
hat diese junge Frau ihm denn etwas getan?«
»Das glaube ich nicht, Bill. Dieser KillerLord ist pervers und nicht richtig im Kopf.«
»Eine Bestie.«
»Stimmt.«
Wir waren alle in Gefahr, auch wenn sie nicht sichtbar in unserer Nähe lauerte. Aber sie war vorhanden. Und wir mussten jeden Moment damit rechnen, dass Lipton abermals zuschlug.
»Okay, wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Suko. »Wie reagieren wir darauf?«
»Es gibt nichts, Suko, was wir unternehmen können. Wir können nur abwarten. Oder willst du mir sagen, wo wir anfangen sollen zu suchen?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Das ist unser Problem.«
Bill rückte mit einem Vorschlag heraus, der sich gar nicht so schlecht anhörte.
»Wir könnten uns im Haus verteilen. Schließlich ist jeder von uns bewaffnet, was diese junge Frau wohl nicht war.«
Suko und ich hatten nichts dagegen. Wir wiesen allerdings darauf hin, dass der KillerLord in der Lage war, auf einem Zeitstrahl zu reisen. Als einen solchen sah ich den Lichtstreifen zumindest an, und dadurch war er uns überlegen. Er kam, er verschwand und niemand würde ihn aufhalten können. Bill nickte.
»Gut, ich werde die Tür hier abschließen. Wir können die Tote leider nicht abholen lassen. Erst muss der Fall geklärt werden.« Er blickte uns an. »Oder was meint ihr?«
»Das ist so, Bill«, sagte ich.
Wir wollten das Zimmer verlassen und befanden uns schon in der Bewegung, da hörten wir erneut einen Schrei.
Er klang anders als der von Sheila. Sie hatte ihn auch nicht ausgestoßen, denn es war Johnny gewesen, der sich noch immer im Arbeitszimmer seines Vaters aufhielt…
***
Johnny Conolly hatte den Schrei ebenfalls gehört. Er sah die Reaktion seiner Eltern und deren Freunde, und auch er wollte ihnen folgen.
Er war bereits einen Schritt gegangen, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss, der seine Absicht durchkreuzte.
Johnny wollte bleiben. Er konnte das Schwert nicht unbewacht zurücklassen. Mitnehmen wollte er es auch nicht. Er fühlte sich für diese Waffe verantwortlich und durfte sie nicht aus den Augen lassen.
Also blieb er zurück, was ihm nicht eben leichtfiel, denn der Schrei seiner Mutter war schlimm gewesen. Irgendetwas musste sie wahnsinnig erschreckt haben.
In seinem elterlichen Haus hatte er sich immer recht sicher gefühlt.
Besonders in jüngeren Jahren, als noch die Wölfin Nadine als seine Beschützerin hier gelebt hatte.
An diesem Tag verspürte Johnny nach längerer Zeit wieder einmal eine starke Bedrohung.
Johnny wartete. Das Zimmer kam ihm so fremd vor, obwohl er alles kannte. Immer stärker wurde sein Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Es war zwar niemand zu sehen, aber sein Instinkt warnte ihn.
Zwischen den Sesseln blieb er stehen. Er schaute in die Runde, um irgendwie eine Botschaft wahrnehmen oder Bewegung erkennen zu können.
Da änderte sich nichts. Es war alles normal, und diesem Zustand traute er nicht.
Er glaubte auch daran, dass Suri ihn nicht grundlos ausgesucht hatte.
Möglicherweise sah sie in ihm den leichteren Gegner, aber er war entschlossen, sich mit allem zu verteidigen, was er besaß. Er dachte auch daran, sich eine Schusswaffe zuzulegen. Darüber wollte er mit seinem Vater und auch John reden.
Die Tür zum Arbeitszimmer war nicht ganz geschlossen. Er konnte in den Flur schauen, aber von dort war das Geräusch nicht gekommen, das ihn zusammenzucken ließ.
Es war ein Zischen gewesen, dem jetzt ein Lachen folgte. Und es war das Lachen einer weiblichen Person.
Suri Avila!
An keinen anderen Namen konnte Johnny denken. Er sah sie zwar nicht, aber das überraschte ihn kaum.
Am Fenster und mitten in der Scheibe entstand plötzlich ein schwachgelber Lichtkreis. Er blieb dort nicht mal für eine Sekunde, denn er verwandelte sich in einen hellen Strahl, und wie aus dem Nichts stand plötzlich Suri Avila im Raum.
Johnny hatte mit ihr gerechnet. Als sie allerdings so überraschend vor ihm stand, da zuckte er doch zusammen und hatte das Gefühl, sein Herz würde von eisigen Händen umklammert.
Suri sah aus wie immer. Der Gürtel mit der Totenkopfschnalle fiel besonders stark auf. Auch ihr Armschmuck war noch vorhanden, und die Haare hatten noch immer den gleichen Schnitt. Sie waren so schwarz wie das Gefieder eines Raben, aber etwas strohig.
»Da bin ich wieder, Johnny.«
»Das sehe ich.«
»Und weißt du auch, warum ich gekommen bin?«
»Sag es mir.«
»Du hast etwas, was mir gehört.«
»Das
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