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1608 - Ennox an Bord

Titel: 1608 - Ennox an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausgesehen - genauer gesagt, seitdem er sich auf Gatas eine unheilbare Krankheit eingefangen hatte. Jetzt, 1200 NGZ, war er 119 Jahre alt, sah aber aus wie ein zweihundertjähriger Greis. Wer seine Bewegungen und Reaktionen betrachtete, der erkannte das wahre Alter. Die schleichende Srekko-Krankheit veränderte allmählich nur das Äußere eines Menschen oder anderen dafür empfänglichen Wesens.
    Sie war in diesem Stadium schon längst nicht mehr ansteckend, daher bedeutete sie für den Rest der Mannschaft kein Problem.
    Schlimm war es natürlich für alle, die tagtäglich mit ihm zu tun hatten, die langsame Veränderung des Mannes mit anzusehen. Er hatte noch etwa zwanzig Jahre zu leben, um dann an zerfallender Haut zu sterben. Innerlich blieb er bis kurz vor dem Ende voll entscheidungs- und leistungsfähig.
    Jetzt allerdings schien auch dieser tapfere Mann mit dem knochigen Faltengesicht und den immer noch blonden, straff nach hinten gekämmten Haaren am Ende seiner Kraft zu sein. Die tief in den Höhlen liegenden dunklen Augen starrten blicklos auf einen Datenschirm. Glass saß müde zurückgelehnt in seinem Kontursessel. „Wir haben schon Schlimmeres überstanden, verdammt!" sagte hinter ihm Samna Pilkok, die Funk- und Ortungschefin. „Reiß dich zusammen, Norman! Jeder von uns erwischt mal einen schlechten Tag. Das ist in Ordnung, solange es nicht zur Gewohnheit wird."
    Der Pilot lachte humorlos, kratzte sich an der Stirn und drehte dabei den Kopf. Kurz musterte er die Springerin, bei der die Anzahl der Lebensjahre auch in Kilogramm ausgedrückt werden konnte.
    Dem heiteren Gemüt tat das keinen Abbruch. Samna konnte nur dann leicht säuerlich werden, wenn ihr jemand nicht den Gefallen tat zu versichern, daß sie natürlich nicht fett sei. „Auf die Dauer ist unsere Situation unhaltbar", sagte Glass, „das weißt du. Und du weißt auch, daß ich damit nicht die sieben Wochen meine, die wir noch bis zum Alpha Centauri brauchen."
    „Sieben Wochen, die stecken wir doch weg wie nichts", bestätigte sie ihm. „Du grübelst über die siebzig Prozent Licht, mit denen wir fliegen. Und daß wir verdammt aufpassen müssen, um uns nicht zu verzetteln, wenn wir weiter konstant mit einem Gravo beschleunigen beziehungsweise seit einigen Tagen bereits wieder abbremsen."
    Norman Glass nickte.
    Genau das war der Punkt.
    Die Stimmung an Bord der ODIN war schon schlechter gewesen. Erfahrene Raumfahrer, Frauen und Männer, deren Zuhause das Weltall war, mußten plötzlich eine für sie gänzlich neue Erfahrung machen.
    Seitdem am 10. Januar die ODIN aus dem Hyperraum gestoßen worden war, steckte sie fest.
    Anders konnten die Raumfahrer es kaum nennen, die vergessen hatten, daß die Lichtgeschwindigkeit in ihrem Universum eine Grenze darstellte.
    Sie dachten in intergalaktischen Kategorien. Der Weg von einem Stern zum anderen war für sie etwas, das gar nicht mehr gezählt wurde. Ein kosmischer Katzensprung, nicht mehr.
    Und jetzt wurden die wenigen Lichtjahre zwischen der ODIN und Sol zu einer fast unüberwindlichen Strecke.
    Nichts ging mehr überlichtschnell, und das war nicht alles. Ohne Syntrons und Hyperfunk waren die Raumfahrer hilflos wie kleine Kinder gewesen. Der wichtigsten technischen Stützen beraubt, mußten sie umdenken und ganz von vorne anfangen. Sie waren gezwungen zu improvisieren. Nach dem ersten Schock hatte es sogar Spaß gemacht. Man wollte die Herausforderung annehmen und es wieder einmal wissen.
    Das war man sich selbst schuldig und den sieben Toten, die es bei der Hyperraumkatastrophe gegeben hatte.
    Nach Wochen war von der Euphorie nicht viel geblieben. Perry Rhodan und einige besonnene Männer und Frauen konnten durch Appelle und die richtigen Worte zur rechten Zeit verhindern, daß die Gefühle die Oberhand über die Vernunft gewannen. Es gab keine Energiegewinnung aus dem Hyperraum mehr. Es mußte rationiert werden. Die ODIN war nicht für eine mehrwöchige oder gar mehrmonatige Reise vorbereitet gewesen.
    Wer es gewohnt war, sich einem Antigravlift anzuvertrauen, um schnell und bequem von einem Deck zum anderen zu kommen, mußte neuerdings Leitern benutzen. Muskelkraft war wieder gefragt. Und es kam keine Nachricht von außerhalb. Die ODIN kroch blind und taub auf Alpha Centauri zu, der zu ihrem Zielstern geworden war.
    Die Techniker hatten von den wichtigsten, funktionsfähigen Aggregaten bis zur Zentrale Standleitungen geschaltet. Die Korpuskulartriebwerke waren als Hilfs- und Nottriebwerke

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