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161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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so darauf bestehen, dann erzähle ich es Ihnen eben noch einmal«, meinte der Mediziner augenscheinlich amüsiert und mit einem Grinsen, das Matt als sadistisch empfand. »Für uns sind Sie eine außerirdische Lebensform, auch wenn wir genetisch zu hundert Prozent kompatibel sind. Aber ihr Metabolismus funktioniert anders als unserer, und sie tragen versteckte Erbinformationen in sich, die Sie zum Überträger von Virusinfektionen machen, die uns umbringen können, wenn diese plötzlich aktiv werden.«
    Palun gefiel sich in seiner Rolle als Belehrender, und er strich mit sachter Geste über seine blaue Strähne, bevor er dozierend den Finger hob. »Natürlich wurden Sie dekontaminiert, aber das ist schließlich lediglich äußerlich möglich. Nach wie vor sind Sie eine lebende Zeitbombe, und durch die wöchentlichen Untersuchungen versuchen wir wenigstens einigermaßen sicherzugehen, dass wir rechtzeitig eine potentielle Gefahr entdecken und eindämmen.«
    Was für Matt jedes Mal eine unangenehme Prozedur war. Der Scan war noch das einfachste, aber es gab auch jede Menge manuelle Untersuchungen, über die er mit niemandem sprechen wollte.
    »Ich habe bald kein Blut mehr in mir«, brummte er, als Palun Saintdemar ein Röhrchen nach dem anderen füllte.
    »Unsere Aufbaupräparate bringen Sie schnell wieder auf die Beine«, meinte der Mediziner gelassen und hielt ihm einen kleinen Becher hin. »Und hier zum Abschluss einmal das Übliche, bitte. Sie können wie immer den Raum nebenan benutzen und den Becher dann in das Fach stellen.«
    »Und dabei stelle ich mir wie immer Luft und Liebe vor«, knurrte Matt. Er durfte allerdings nicht ungerecht sein – die erotischen Kunstvorstellungen der Marsianer, in 3­D­Alben anschaulich präsentiert, hatten es durchaus in sich. Trotzdem hasste er diese Pflicht am allermeisten, und er fragte nie, was sie damit machten oder zu welchen Schlussfolgerungen sie kamen.
    Aber es musste sein; man hatte ihm die Mitarbeit an der Erforschung des Strahls nur unter der Bedingung absoluter Kooperation zugesagt. Dabei war Matt sicher, dass es nicht nur Besorgnis war, die die Marsianer zu diesen ausschweifenden Untersuchungen veranlasste; da steckte auch eine Menge Forscherdrang dahinter, Neugier, alles genau wissen zu wollen; und wer weiß, vielleicht auch für wirtschaftliche Zwecke. Fehlte nur noch, dass sie ihn irgendwann bei lebendigem Leibe sezierten…
    »War es das für heute?«, fragte er unfreundlich und keineswegs entspannt, als er aus der Kabine zurückkehrte.
    »Durchaus.« Palun sah von seinem Computer auf.
    »Sollte sich etwas dramatisch verändert haben, erhalten Sie Bescheid. Ansonsten ist alles in bester Ordnung.«
    »Dann nehme ich zwei Aspirin und rufe Sie morgen an«, meinte Matt.
    Der Mediziner blinzelte einen Moment irritiert, ging aber nicht weiter darauf ein. Wie alle anderen hatte er sich inzwischen an die markigen Sprüche des irdischen Gastes gewöhnt und fragte nicht mehr nach.
    »Sie sollten froh sein, in bester körperlicher Verfassung zu sein«, fügte Palun Saintdemar hinzu. »Das Marsklima scheint Ihnen ausgezeichnet zu bekomme, abgesehen von einem leichten Muskelschwund, der sich jedoch nicht vermeiden lässt. Aber solange Sie regelmäßig Ihre Übungen machen, haben wir auch das im Griff.«
    »Ich fühle mich immer gut«, erwiderte Matt.
    »Ich weiß«, sagte der Mediziner. »Die Tachyonen in Ihnen sind dafür verantwortlich. Sie schützen Sie sogar vor der durch die dünne Atmosphäre bedingten stärkeren Strahlung. Vor allem aber verhindern sie Ihre Alterung.«
    »Nein, nicht ganz«, korrigierte Matt. »Sie verzögern meine Alterung lediglich. Ich bleibe noch einige Jahrzehnte jung und knackig, und dann geht es rapide bergab.« Mit Unbehagen erinnerte er sich an das Abenteuer auf der U.S.S. HOPE, an das Schicksal der Zeitreisenden dort, die exakt fünfzig Jahre nach Durchquerung eines Zeitphänomens plötzlich gealtert und gestorben waren. Sollte es sich um dasselbe Phänomen gehandelt haben, durch das auch er in diese postapokalyptische Zukunft gelangt war, blieben ihm nur noch knapp vierundvierzig Jahre. [2]
    Die rätselhafte, aber ungefährliche Tachyonenverseuchung von Matts Körper hatte auch schließlich den Ausschlag gegeben, dass man ihm die Zeitreise glaubte. Umso mehr wollte man darüber wissen.
    Und nicht nur das. Tatsächlich war durch eine Indiskretion durchgesickert, dass Matt sozusagen über einen »Jungbrunnen« verfügte, und er hatte einige

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