161 - Der Kristallschlüssel
empfand das Gesicht so sehr viel anziehender.
»Ich werde jetzt Fedor Lux anrufen, der schließlich mit der Leitung des Projektes beauftragt ist und die Entscheidung treffen soll«, fuhr sie fort. »Sie können hier bleiben, wenn Sie wollen. Einer der Mitarbeiter kann Sie dann nach Hause fahren.«
»Das wäre mir sehr recht«, sagte Matt
***
Matthew Drax schlenderte über das Gelände, in Gedanken versunken. Es war ein ungewöhnlich stiller Tag, denn Chandras Anordnung wurde befolgt, die Arbeiten waren eingestellt. Forscher, Wissenschaftler und Arbeiter hatten sich zurückgezogen; die meisten waren nach Utopia geflogen oder gefahren, nur wenige Techniker und natürlich die Sicherheitskräfte waren noch da.
Diesen Tag wollte Matt nutzen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Marsianer zu denselben Schlussfolgerungen kamen wie er. Sie waren schließlich nicht dumm, auch wenn er ihnen noch nicht alle Informationen gegeben hatte, die sie zur Gewissheit benötigten.
Wie würden sie dann reagieren?
Darüber wollte er jetzt lieber noch nicht nachdenken.
Wichtig war, dass es überhaupt weiterging. Notfalls würde er versuchen, selbst mit Fedor Lux und Merú Saintdemar zu sprechen, auch wenn er sich damit wieder Ärger mit Chandra einhandelte. Aber darauf musste er es eben ankommen lassen.
Darin, an ihren PAC heranzukommen, sah er kein Problem, schließlich würde sie es kaum im Bett tragen.
Außerdem war er neugierig, wie es in ihrem Schlafzimmer aussah; dort hatte sie ihn noch nie hineingelassen.
»Was sagen Sie?«
Matt verharrte und lauschte. Die Stimme war aus einem Seiteneingang der Grotte gekommen. Gleich daneben zeigte eine Absperrung die Ausgrabungsarbeiten zu einem schräg nach unten führenden Tunnel in den Bereich unter dem See an.
Dort hatten EcholotMessungen eine große Anzahl von Maschinen angezeigt; vermutlich jene, durch die der Strahl und vielleicht auch die ganze restliche Anlage betrieben wurde. Der Boden war an dieser Stelle lehmig und leichter zu bearbeiten, allerdings mussten zur Abstützung auch besondere Vorkehrungen getroffen werden.
Alles in allem ging es trotzdem nur quälend langsam voran, weil sie, je weiter sie vordrangen, immer öfter auf Sedimentschichten trafen, die härtesten Bohrern widerstanden.
»… Queen Victoria…«
Matt wurde hellhörig und schlich näher heran.
Drinnen war es dunkel, das Licht war abgeschaltet, und er konnte niemanden entdecken. Anscheinend hatte jemand über seinen PAC Kontakt mit einem Außenstehenden aufgenommen. Aber was sollte die Queen… oh, natürlich: Es ging um die QUEEN VICTORIA, das Shuttle, mit dem Matt zum Mond geflogen war. Und das jetzt auf einem der Marstrabanten in alle Bestandteile zerlegt und untersucht wurde. Leto Jolar Angelis, ehemaliger Raumschiffkomandant, hatte die Leitung dieser Arbeiten inne, wenn Matt sich recht entsann. Ein hervorragender Pilot, der allerdings aus seiner Abneigung gegen Matt keinen Hehl machte. Das beruhte auf Gegenseitigkeit.
Was hatte einer der Arbeiter in der Grotte mit dem Shuttle zu schaffen?
»… nein. Bisher nicht. – Gewiss, die Probe ist an die richtige Stelle geleitet worden. – Ja, größte Sicherheitsstufe, ich weiß, schließlich wollen wir nicht an uns selbst testen, ob er Halluzinationen auslöst.«
Matt fühlte, wie sich ein Ring um seinen Magen zusammenzog. Der Mann redete doch nicht etwa von dem Sporenpilz, der die Atemluft auf der ISS verseucht und den er zusammen mit der Luftgewinnungsanlage. – dem OxygeniumSynthesizer – in das Shuttle geschleppt hatte? Was hatten sie damit vor – und vor allem, wer?
»… melde mich, Herr Carter.« Das Gespräch war beendet.
Hastig sprang Matt hinter einen Felsen und schaute vorsichtig um die Kante, als er Schritte hörte.
Ein Mann trat ins Freie, dessen Gesicht Matt nicht erkennen konnte, weil es von einer Schirmmütze verdunkelt wurde. Aber er erkannte sehr wohl das Zeichen auf der Mütze. Das Logo des Hauses Gonzales.
Der Mann sah sich auffälligunauffällig um, dann setzte er sich Richtung Ausgang in Bewegung.
Da ist einiges im Gange, das mir ganz und gar nicht gefällt, dachte Matt beunruhigt. Welche Verbindung besteht hier?
Normalerweise hätte er sofort Chandra informieren müssen. Aber sie hatte momentan genug Ärger am Hals, und womöglich würde sie ihm keinen Glauben schenken. So wenig, wie Matt irgendjemandem vertrauen konnte, so wenig wurde auch ihm Vertrauen
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