161 - Fabrik der Zombies
verzog das Gesicht. Es mußten Dutzende von Skeletten sein, die da auf einen Haufen geschichtet worden waren.
„Hoffentlich greift er uns an", stieß Verneuil haßerfüllt hervor. „Hoffentlich gibt er uns eine Chance, ihn ganz legal über den Haufen zu schießen."
Die Jagd ging weiter. Nach fünfhundert Metern erreichten die beiden den Ausgang. Von innen war die Tür leicht zu öffnen. Grelles Tageslicht war zu sehen, als die Tür zur Seite schwang.
Und dann, nur fünfzig Meter entfernt, war eine Gestalt zu erkennen.
„Stehenbleiben!" schrie Verneuil.
Die Gestalt fuhr herum. Ein Schuß krachte, die Kugel flog pfeifend an Graboscs linkem Ohr vorbei und schlug in die Wand.
Verneuil hatte sich auf den Boden geworfen. Mit beiden Händen hielt er seine Waffe.
Der Lauf ruckte hoch, als er abdrückte. Noch einmal feuerte Verneuil, und noch einmal.
Grabosc konnte sehen, daß Verneuil getroffen hatte. Die Gestalt schwankte. Sie kam näher, in der rechten Hand noch immer die Waffe haltend.
Grabosc warf sich über Verneuil, riß ihn zur Seite und rollte mit ihm über den Boden. Funken sprühten auf, als die Kugel dort einschlug, wo Verneuil eine Sekunde zuvor noch gelegen hatte. Grabosc brachte sich mit einem Satz in Sicherheit, während Verneuil feuerte, bis das Magazin leer war.
Er war ein vorzüglicher Schütze. Er traf - und doch kam der Mann immer näher und näher. Hell glänzte sein Haar im Licht der Sonne.
Verneuil stieß einen Wutschrei aus.
„Verdammt, warum fällt der Kerl nicht!"
Grabosc ließ die Waffe fallen. Abu Aslam stand nun knapp zehn Meter von Verneuil entfernt. Er hatte seinen großkalibrigen Revolver auf Verneuil gerichtet.
Der war mit dem Laden gerade fertig geworden und hob die Waffe.
Eine Kugel nach der anderen verließ den Lauf. Auf diese Entfernung konnte er gar nicht vorbeischießen…
In dem Gesicht von Abu Aslam rührte sich nichts. Wie versteinert wirkten seine Züge, als er langsam die Waffe hob und auf Verneuil zielte…
Wieder krachte ein Schuß.
Abu Aslam blieb stehen, seine Hände sanken herab, die Waffe landete polternd auf dem Pflaster der engen Gasse. Dann brach der Mann zusammen.
Grabosc kam näher. In der rechten Hand hielt er die Pistole, die er an diesem Morgen gekauft hatte. Geladen hatte er sie mit Spezialkugeln aus den Vorräten des Castillo Basajaun.
„Das gibt es nicht", stammelte Verneuil, während sich der Körper von Abu Aslam aufzulösen begann. Der leichte Wind trieb feinen schwarzen Staub vor sich her - und das war nach zwei Minuten alles, was von Abu Aslam übriggeblieben war.
Verneuil drehte sich herum und starrte Grabosc an.
Grabosc ließ die Waffe wieder im Schulterhalfter verschwinden.
„Ich schlage vor", sagte er leise, „daß wir Abu Aslam einfach vergessen. Er wird in keinem Bericht mehr auftauchen. Eine Lüge, gewiß, aber wahrscheinlich glaubhafter als die Wahrheit…"
Verneuil nickte nur.
Grabosc warf einen Blick zur Seite, als er die Brücke passierte. Dreißig Meter entfernt lag noch immer das Wrack des Citroen. Ein Haufen verbeulten, schwarzgebrannten Blechs, auch einige der Bäume in der Nähe wiesen deutliche Brandspuren auf. Grabosc schüttelte sich innerlich, wenn er an jenen Abend dachte.
Er war auf dem Weg ins Ferienlager. Nach dem Zusammentreffen mit Abu Aslam hatte sich Verneuil dazu entschlossen, Grabosc freie Hand zu lassen - was Grabosc genau wollte, hatte Verneuil nicht interessiert.
„Ich will davon nichts wissen", hatte er Grabosc in seinem Dienstzimmer erklärt. „Ich weiß, was ich gesehen und erlebt habe. Ich weiß auch, daß ich nicht verrückt bin, und von all diesem Zeug will ich verschont bleiben, denn ich will nicht meinen Job verlieren oder in einer Klapsmühle landen. Also, Grabosc, tun Sie, was Sie für nötig halten. Geben Sie mir Nachricht, wenn Sie Hilfe brauchen - aber passen Sie auf, daß kein anderer etwas von diesen Dingen erfährt."
Dieser Freibrief war Grabosc sehr zustatten gekommen, zumal Verneuil ihn mit einem vagen Ermittlungsauftrag versehen und ihm entsprechende Formulare mitgegeben hatte. Mit diesen Papieren konnte Grabosc unter normalen Umständen eine Menge anfangen.
Grabosc pfiff vergnügt vor sich hin, als er durch das Tor in das Campgelände fuhr. Dieser Auftrag war genau das, was er brauchte. Jetzt konnte er nach Herzenslust herumstöbern, ohne sich damit der Gefahr auszusetzen, dienstlichen Ärger zu bekommen.
An der Rezeption hinterließ er eine Nachricht für Burian
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