161 - Fabrik der Zombies
von Bordeaux einen großen Fischzug. Zwei Dutzend Besatzungen waren unterwegs zu ihren Einsatzzielen überall in der Stadt. Die ganze weitverzweigte Organisation sollte mit einem genau abgestimmten und vorbereiteten Schlag ausgeschaltet werden.
„Der Job scheint sich zu lohnen", murmelte Grabosc, als sie am Ziel ankamen. Zwei weitere Streifenwagen standen in Nebenstraßen.
Verneuil ließ Grabosc vor einer Villa halten, einem nobel aussehenden Gebäude, umgeben von einer hohen Mauer, die Villa und einen gepflegten, weiträumigen Park einschloß. Das Anwesen mußte Millionen gekostet haben.
Über Funk gab Verneuil seine Einsatzbefehle. Immer wieder sah er auf die Uhr. Langsam kroch der Sekundenzeiger über das Zifferblatt.
„Jetzt!"
Grabosc gab Gas. Mit einem Satz schoß der Wagen die Auffahrt hoch. Grabosc fuhr um ein Beet herum und hielt unmittelbar vor dem Haustor an. Wenig später trafen auch die beiden anderen Besatzungen ein. Die Beamten schwärmten aus und umstellten das Gebäude, während Verneuil und Grabosc die Treppen hinaufstürmten.
Den blasiert dreinblickenden Diener, der ihnen die Tür öffnete, schob Verneuil einfach beiseite.
„Wo ist Abu Aslam?" schnauzte er den Diener an, der indigniert eine Braue hob und die beiden Beamten verächtlich ansah.
„Mein Herr ist nicht…"
Verneuil ließ den Mann nicht ausreden und stürmte los, Grabosc folgte ihm auf dem Fuß. Beide hatten ihre Waffen gezogen.
„Ich kenne den Lumpen", stieß Verneuil im Laufen hervor. „Aus dem Algerienkrieg. Ich habe noch eine Rechnung offen, er hat einen Kameraden von mir aus dem Hinterhalt erschossen."
Systematisch durchkämmten die beiden das Haus. In einem Zimmer fanden sie zwei entsetzt auf kreischende Mädchen, in einem anderen entdeckten sie einen offenen Tresor. Abu Aslam war im Haus gewesen, soviel stand fest.
„Ich kriege ihn", knurrte Verneuil. „Los, in den Keller hinunter."
Die beiden hasteten die Treppen hinab. Die Kellertür stand offen.
„Ob er sich versteckt hat?" fragte Grabosc. Verneuil schüttelte den Kopf.
„Er muß einen geheimen Fluchtweg haben.
Merde,
daß ich daran nicht gedacht habe."
Vorsichtig stiegen die beiden Männer die Treppe hinab. Ein dumpfer Modergeruch umfing sie. Die Beleuchtung war miserabel, man konnte kaum etwas sehen.
„Hier können wir stundenlang suchen", murmelte Grabosc, der sich immer wieder vorsichtig umsah. Von Abu Aslam fehlte jede Spur.
Verneuil fluchte nahezu ohne Pause, in französisch, arabisch und auf holländisch, wie Grabosc verwundert feststellte.
„Da vorn", stieß Grabosc hervor. „Fußspuren!"
Der Boden des Kellers war anscheinend seit Generationen nicht mehr gefegt worden. Eine dicke Staubschicht lag auf dem Zement, und darin zeichneten sich deutlich die Abdrücke von Schuhen ab. „Endlich", murmelte Verneuil. „Passen Sie auf, der Bursche ist heimtückisch und gefährlich. Er wird sofort schießen, wenn er einen von uns sieht."
Langsam bewegten sich die beiden vorwärts. Es war still, und sie bemühten sich, so wenig Geräusche zu machen wie nur möglich.
Die Spuren endeten an einer massiv aussehenden Ziegelwand. Grabosc bückte sich schnell.
„Man muß die Wand drehen können", sagte er. Er stemmte sich gegen das Mauerwerk, aber die Ziegel gaben nicht nach.
„Irgendein Geheimmechanismus", stieß Verneuil wütend hervor. „Bis wir den entdeckt haben, ist Abu Aslam über alle Berge."
„Abwarten", gab Grabosc zurück. Endlich hatte er wieder einmal Gelegenheit, seine Kräfte auszutoben.
Ein paar Schritte entfernt hatte eine Brechstange auf dem Boden gelegen, mit der rückte Grabosc der Mauer zu Leibe. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten - Ziegelbrocken flogen durch die Luft, Mörtel rieselte auf den Boden. Sobald er die erste Lücke geschlagen hatte, packte Grabosc zu. Mit aller Kraft drückte und ruckte er an der Wand. Ein Knirschen war zu hören. Wieder brachen Ziegel heraus, dann ertönte ein Ächzen und Kreischen - die Wand schwang zur Seite. Grabosc hatte den Verschluß gesprengt.
„Hinterher", rief Verneuil anerkennend.
Hinter der Geheimtür entdeckten die beiden einen langen, gemauerten Gang. Der Zustand der Wände ließ vermuten, daß dieser Stollen schon vor Jahrhunderten angelegt worden war.
„Stop!" rief Verneuil. „Was ist das?"
Etwas Weißes schimmerte durch das trübe Dämmerlicht. Grabosc ging darauf zu.
Ein Würgen stieg in seine Kehle.
„Knochen", sagte er schwach. „Menschenknochen."
Verneuil
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