161 - Fabrik der Zombies
Wagner, dann zog er sich in seinem Zelt um und ging wieder seinem Job als Strandwächter nach. Über den Atlantik fegte ein kräftiger, recht kühler Wind. Entsprechend wenig Betrieb gab es am Strand. Da er nichts anderes zu tun hatte, nutzte Grabosc die Zeit, um mit dem Fernglas herumzuspähen. Er entdeckte zwei Leute mit weißen Haaren, aber als sie näher kamen, mußte er feststellen, daß es sich um Senioren handelte, bei denen diese Haarfarbe natürlich war.
Nach vier Stunden wurde Grabosc abgelöst, und er nutzte die Gelegenheit, selbst wieder einmal ins Wasser zu gehen. Eine Zeitlang kokettierte er mit dem Gedanken, freiwillig weit hinauszuschwimmen, und es darauf ankommen zu lassen, dann verwarf er den Gedanken. Er war sicher, daß der geheimnisvolle Gegner sich früher oder später bei ihm melden würde - der Anschlag der beiden Weißhaar-Zombies war da ein deutliches Signal gewesen.
In der Snackbar traf Grabosc auf Helga Bibrich, die sich sofort zu ihm an den Tisch setzte und auf ihn einredete.
„Günther ist fort, und ich fühle mich so entsetzlich einsam", beklagte sie sich. „Und als Frau kann man ja nicht einfach allein irgendwohin gehen, nicht wahr? Ein starker Beschützer ist es, was mir fehlt."
Grabosc war da anderer Ansicht, hütete aber seine Zunge. Langsam und genußvoll verzehrte er seine Mahlzeit. Seit er dieses Feriencamp zuletzt besucht hatte, hatte sich wenig verändert - von ein paar Kleinigkeiten abgesehen.
„Manchmal ist mir hier wirklich unheimlich zumute", plauderte Helga Bibrich und winkte einen Kellner heran, damit der ihr eine zweite Karaffe Wein brachte - nach Grabosc Ansicht ein wenig zu früh am Tage. „Diese Badeunfälle sind doch wirklich schrecklich. Ein paar Kilometer entfernt haben sie ein ausgebranntes Auto gefunden, aber von den Insassen fehlt jede Spur. Spannend, nicht wahr? Und vor ein paar Monaten dieser Selbstmörder…"
Grabosc blickte auf.
„Haben Sie nicht davon gehört? Hat doch in allen Zeitungen gestanden. Ein Oberstadtdirektor hat sich hier aufgehängt, an einem Baum neben seinem Bungalow. Grauslich, nicht wahr?"
„Wie man's nimmt", gab Grabosc zurück. Mit dem Selbstmörder war höchstwahrscheinlich Schulte gemeint, der ahnungslose Opfer einem Dämonenkult zugeführt hatte, um sich auf diese Weise einen lebensverlängernden Trank zu verdienen. Die Aktion von Coco Zamis und Willi Grabosc hatte diese lebensspendende Quelle versiegen lassen - offenbar hatte Schulte auf seine Weise daraus die Konsequenzen gezogen. Grabosc empfand keinerlei Bedauern für den Mann; zu viele Opfer hatte Schulte seinem Dämon in die Fänge getrieben.
Helga plauderte unentwegt weiter, während Grabosc anscheinend zuhörte und in Wirklichkeit seinen Gedanken nachhing.
Er bekam keinen Zusammenhang zwischen den Ereignissen zu fassen. Von Coco Zamis hatte er einiges über die Schwarze Familie zu hören bekommen - aber zwischen diesen Dämonenclans und den gegenwärtigen Geschehnissen schien es nicht den geringsten Zusammenhang zu geben. Es sah vielmehr danach aus, als habe sich irgendein Mitglied der Schwarzen Familie selbständig gemacht und operiere nun auf eigene Faust, noch dazu ohne erkennbares Ziel. Oliveyron, der in dem alten Druiden-Tempel vor einigen Monaten umgekommen war, hatte versucht, einen künstlichen Dämon zu schaffen, und er war dabei sehr weit gekommen - bis Coco und Grabosc eingegriffen hatten.
Aber wozu dieser Aufwand? Was hatte sich Oliveyron davon versprochen? Sobald er mit seinem Kunstgeschöpf aktiv geworden wäre, hätte er nicht nur Dorian Hunter und dessen Mitarbeiter auf den Fersen gehabt, sondern auch große Teile der Schwarzen Familie. Was hatte sich Oliveyron daher von seinen Aktionen versprochen?
Nun, das war Vergangenheit - aber seltsam erschien es Grabosc schon, daß es am gleichen Ort wie damals, nur wenige Monate danach, schon wieder zu schwarzmagischen Umtrieben kam. Sollte Oliveyron…
„So ein Abendspaziergang am Meer ist etwas Herrliches", schwärmte Helga versonnen. „Hätten Sie nicht Lust…?"
„Warum nicht?" antwortete Grabosc leichthin. Er sah über Helgas Schulter hinweg und begann zu lächeln. Im Eingang zur Snackbar stand Burian Wagner und grinste breit.
„Schön, daß wir uns."
Helga stockte, als sie bemerkte, daß das Lächeln nicht ihr galt. Sie wandte den Kopf, sah Wagner und ließ ihr Gesicht gleichsam versteinern. Ganz offensichtlich war Burian Wagner nicht ihr Typ von Mann.
„Gibt es hier wenigstens ein
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