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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schien zu erschrecken. »Ich?« fragte sie fahrig. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich bilde mir ein, daß ich es dir ansehe.«
    Rita schüttelte den Kopf. »Nichts möchte ich dir sagen, gar nichts.« Sie sog kräftig an ihrer Zigarette und blies den Rauch rasch durch die Nasenlöcher aus.
    »Ist es wegen Ellen?«
    Rita schaute Candice betroffen an. »Wieso wegen Ellen?«
    »Bedrückt dich ihr grausames Schicksal?«
    »Selbstverständlich.«
    »Mich auch«, bemerkte Candice ernst.
    »Ich war dabei, als sie sich die Ohrclips von dir lieh, und kurz darauf mußte sie sterben. Es ist erschütternd.«
    Die Mädchen schwiegen; jede befaßte sich in Gedanken mit Ellen Murphy. Rita schien die Angelegenheit besonders an die Nieren zu gehen. Wieso reagiert sie schon wieder so heftig? fragte sich Candice. Sie war an jenem Abend, als sie Rita, Mike und Bruce mit nach Hause genommen hatte, zwar beschwipst gewesen, als sie über ihr Erlebnis mit dem Werwolf sprach, aber ihr war trotzdem nicht verborgen geblieben, wie nervös die Freundin dabei wurde.
    Und nun reagierte sie wieder so stark. Rita schien eine Höllenangst vor diesen behaarten Bestien zu haben.
    Draußen verschwand die Sonne hinter den Dächern, und allmählich setzte die Dämmerung ein.
    »Machst du kein Licht?« fragte Candice.
    Fahrig knipste Rita eine Stehlampe an, blinzelte kurz, als würde ihr das Licht in den Augen wehtun.
    »Wenn ich dir irgendwie helfen kann…« begann Candice, doch Rita schüttelte den Kopf.
    »Danke, ich brauche keine Hilfe.«
    »Bist du sicher?« fragte Candice zweifelnd.
    Rita leckte sich die trockenen Lippen und schluckte aufgeregt. Aufgedreht ging sie hin und her, und sie schien immer unruhiger zu werden.
    »Willst du nicht endlich einmal stehenbleiben und dich setzen?« fragte Candice. »Du steckst mich mit deiner Nervosität allmählich an.«
    Rita blieb stehen und schaute Candice mit flatternden Lidern in die Augen. »Du darfst nicht denken, daß ich dich hinauswerfen möchte, aber mußt du nicht langsam gehen?«
    »Ein paar Minuten kann ich dir noch widmen«, antwortete Candice und lächelte freundlich. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, über den eigentlichen Grund meines Besuchs zu sprechen.«
    »Ich kann mir denken, was du von mir willst«, bemerkte Rita und wanderte wieder ruhelos durch das Zimmer.
    »Du hattest Zeit, nachzudenken, müßtest zu einem Entschluß gekommen sein. Du bist kein dummes Mädchen, deshalb begreife ich nicht, wieso du es Ivan Kuby so leicht gemacht hast. Es kommt mir beinahe so vor, als hättest du dich ihm aufgedrängt, obwohl ich dich gewarnt habe. Warum?«
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Die würde ich gern erfahren.«
    »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte Rita. »Vielleicht ein andermal.«
    »Warum nicht heute?«
    »Weil ich finde, daß die Zeit noch nicht reif dafür ist.«
    »Wir sind doch Freundinnen. Ich dachte, wir könnten miteinander über alles reden.«
    »Bitte dringe nicht weiter in mich, es hat keinen Sinn«, entgegnete Rita ernst.
    Candice senkte traurig den Blick. »Ich hatte gehofft, du wärst inzwischen zur Einsicht gekommen, und ich könnte dich dazu überreden, in Olsons Bar zurückzukommen, aber das war wohl ein Irrtum. Papa Olson würde dich mit offenen Armen empfangen.«
    »Ich weiß, aber ich mache meine Entscheidung nicht rückgängig. Glaub mir, ich weiß, was ich tue. Würdest du mich jetzt bitte allein lassen?«
    »Wir haben fast denselben Weg. Nehmen wir uns zusammen ein Taxi?«
    Rita umklammerte sich, als würde sie schrecklich frieren. »Geh!« stieß sie heiser hervor.
    Candice stand auf und legte ihr besorgt die Hand auf die Schulter. »Mädchen, bist du krank? Du siehst nicht gut aus.«
    Rita schüttelte die Hand der Freundin ab. »Faß mich nicht an! Geh!«
    Ihr heftiger Ton irritierte Candice. Sie ging. Rita brachte die Freundin zur Tür und schloß diese rasch, sobald sie draußen war - und dann begann sie sich zu verwandeln.
    Sie wurde zu einer Wölfin!
    ***
    Man nannte es das »Feuertal«, manche sagten »Höllental« oder »Teufelstal« dazu. Wer es zum erstenmal so genannt hatte, wußte keiner mehr. Inzwischen war es sogar auf den Landkarten als Feuertal eingezeichnet, ohne daß sich jemand dabei etwas dachte. Es gibt schließlich Berge, die Bischofsmütze oder Satanskopf hießen, also warum sollte es nicht auch ein Feuertal geben?
    Seit jeher fanden sich in manchen Nächten viele Glühwürmchen hier ein und setzten sich in die Büsche, wodurch diese

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