1610 02 - Kinder des Hermes
sich das alles nur als Lüge erklären, und so haben sie beschlossen, dass ihr Gemahl, ihr Vater, ihr Freund, cospetto !, versuchen solle, sich mit Monsieur Concini zu verbünden … zumal Monsieur Concini mein engster Freund und Favorit ist.«
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
»Schließlich ist es ihnen gelungen, Sully zu überreden. ›Da ihr mich zwingt, will ich es tun‹, hat er seiner Familie und seinen Freunden gesagt, ›aber dieses Zugeständnis wird euch keinerlei Vorteil bringen.‹Für mich bedeutet es jedoch Ärger, Verlust, gar Schande …‹«
Ihre Stimme hallte sanft in den leeren Räumen von Robert Fludds Haus wider, und im Geiste hörte ich Messire de Sullys wahre Stimme so klar und deutlich, dass ich unwillkürlich husten und mich räuspern musste, bevor ich etwas darauf erwidern konnte.
»Das hat er daheim gesagt? Madame, wäre ich noch im Arsenal, wäre es Euch weitaus schwerer gefallen, an die Einzelheiten dieser Konversation zu gelangen!«
Sie wedelte mit den Fingern und blickte mir in die Augen. »Ihr habt nicht so großen Erfolg gehabt, Euch meiner Agenten zu entledigen, wie Ihr Euch vielleicht gewünscht hättet, Monsieur Rochefort. Schon eine Stunde später war ich darüber informiert – dass der Herzog einen Mann namens Arnaud zu Monsieur Concini schicken wolle. Die Botschaft lautete, dass er, Sully, keinerlei Groll gegen ihn, Concini, hege, weil er bei mir die gleiche Stellung innehabe, die er früher bei meinem Gemahl bekleidete … und er hat Monsieur Concini seine Freundschaft angeboten.« Sie hielt kurz inne. »Man hat mir ebenfalls berichtet, dass es einige Zeit gedauert habe, bis Monsieur Arnaud wieder zum Herzog zurückgekehrt ist – und dass er Concinis Antwort zunächst nicht habe wiederholen wollen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich so trocken wie möglich. »Nun, Madame, Ihr werdet es mir jetzt wohl sagen, denke ich. Und? Welche Frechheit hat der Florentiner sich erlaubt?«
»Monsieur Arnaud hat Monsieur Concinis Antwort äußerst präzise wiedergegeben«, sagte die Königin. »Seine Gnaden solle nicht glauben, Frankreich unter meiner Herrschaft genauso regieren zu können, wie er es unter der meines Gemahls getan habe. Und weder er, Concini, noch seine Verbündeten brauchten irgendjemandes Freundschaft, da es in niemandes Macht stünde, ihn meiner Liebe und Gunst zu berauben.«
Ihre Augen funkelten. »Und dem ist auch so.«
Falls das wirklich jemand gesagt haben sollte, bin ich froh, nicht in einem Raum mit meinem Herrn gewesen zu sein, als ihm davon berichtet wurde. Ich fragte mich, wie es Arnaud wohl ergangen war. Messire de Sully war für gewöhnlich äußerst beherrscht, doch das machte einen Wutausbruch nur umso schlimmer.
Ich richtete mich zu voller Größe auf, um mir nicht mehr so sehr wie ein Schuljunge vor seinem Lehrer vorzukommen. »Kommt auf den Punkt, Madame. Was Ihr mir erzählt – so es denn stimmt – ist, dass Ihr keine Angst mehr vor Messire de Sully haben müsst, da sein Einfluss gebrochen ist. Und genau deshalb braucht Ihr auch nicht zu zögern, den Vertrag mit Seiner Majestät König James zu unterzeichnen, da es Euch egal sein kann, ob der Duc de Sully nun lebt oder nicht.«
Dass Messire de Sully tatsächlich so kurz davor stand, all seine Ämter zu verlieren, darüber wollte ich zunächst einmal gar nicht nachdenken. Später wäre noch genug Zeit dafür.
Ich konzentrierte mich darauf, Maria di Medici weiter unverwandt in die Augen zu blicken, um zu sehen, ob sie mit unklugen Worten darauf reagieren würde, dass ich ihre Autorität derart in Frage stellte.
»Ich frage mich …« Sie klang nachdenklich. »Wie lange wird König James' Dankbarkeit wohl noch anhalten? Wie hartnäckig wird er wohl noch darauf bestehen, dass solch eine Klausel in den Vertrag aufgenommen wird, wenn ich ihm erkläre, dass ich nur unterzeichne, wenn sie verschwindet? Ja, das frage ich mich, Monsieur Rochefort. Ich bin Monsieur de Sully nämlich leid, seine Tiraden, seine Hand auf dem Geld, das mir gehören sollte, und ständig dieses lange Gesicht seit dem Tod meines Gemahls! Und ich sage Euch: Da alle Menschen eine verräterische Ader haben, beabsichtige ich, seine zu finden, und bei meiner Rückkehr nach Frankreich werde ich ihn dann so rasch wie möglich aufhängen lassen!«
Besonders beklagenswert war, dass ich das dringende Bedürfnis verspürte, mit Mademoiselle Dariole zu sprechen.
Am Ende eines Tages voller nicht öffentlicher Verhandlungen
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