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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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betraf, so sah ich sie weder, noch sprach ich mit ihr. Ein Aufeinandertreffen wäre wohl auch für beide von uns schmerzhaft gewesen.
    Da die Existenz von Doktor Fludd der Geheimhaltung unterlag, ließ James ihn nicht in den Tower sperren. Während der König in Greenwich wohnte, ließ er Fludd in dessen Haus in Southwark, kaum dass die Türen wieder repariert und die Fenster vergittert worden waren, um ein glaubwürdiges Gefängnis daraus zu machen. Den Gerüchten, welche die Einwohner von Southwark verbreiteten, hörte ohnehin niemand zu; immerhin waren die Bewohner (jedenfalls für jene, die etwas zu sagen hatten) schlicht Huren und Schläger aus der Vorstadt.
    Sir Robert Cecil war niemand, der unnötig Mühe verschwendete. Er ordnete an, dass in diesem Haus auch die Verhandlungen mit dem französischen Botschafter stattfinden sollten, sodass Doktor Fludd falls nötig sofort für ein Verhör zur Hand war.
    Bevor ich Greenwich verließ, um nach Southwark zu reiten, sprach ich mit Monsieur Saburo über Mademoiselle Dariole und erkundigte mich, ob er sie rechtzeitig erreicht hatte, um sie als Freund von Fludds Gefangennahme in Kenntnis zu setzen. Er nickte und grunzte auf eine Art, die nicht so leicht zu übersetzen war wie üblich.
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Ihr wollt, komme ich mit nach Southwark, um sie vom Haus fernzuhalten.«
    »Das könnte sich möglicherweise als klug erweisen.« Außerdem wäre er so rasch greifbar, sollte der französische Gesandte einen weiteren Zeugen für das verlangen, was in Somerset geschehen war.
    In Southwark angekommen verbrachten wir den größten Teil des Morgens mit Warten. Ich nutzte die Gelegenheit, um Monsieur Saburo in die Grundzüge des Glücksspiels einzuführen, da ich einige Würfel bei mir hatte, und wir spielten um theoretische Summen. Als die Wachen schließlich meinen Namen riefen, glaube ich, hatte er bereits den gesamten Reisertrag zweier Provinzen von mir gewonnen. Saburo grunzte amüsiert, und ich ließ ihn noch ein wenig mit den Würfeln spielen.
    Ich folgte der Wache die dunkle Treppe in den ersten Stock von Fludds Haus hinauf.
    Hätte Robert Fludd, als er mich zum ersten Mal hierher hatte bringen lassen, gewusst, dass ich dereinst hier über ihn zu Gericht sitzen würde …
    Offensichtlich hat er das für derart unwahrscheinlich gehalten, dass er sich nicht die Mühe gemacht hat, es auszurechnen. Das zeigt einmal mehr, wie viel Macht der Mensch kraft seiner Entscheidungen über das Schicksal besitzt.
    Der Mann in James' Wappenrock führte mich an dem sicher verriegelten Raum vorbei, wo man Doktor Fludd gefangen hielt. Trotzdem standen zwei Musketiere vor der Tür. Ich wurde in den vorderen Raum gescheucht, verneigte mich vor König James und Minister Cecil und war ein wenig in meiner Sicht behindert durch das Sonnenlicht, das durch das Bleiglasfenster hereinfiel. Erst als ich mich wieder aufrichtete, sah ich den vertrauenswürdigen Gesandten, den Maria di Medici aus Frankreich geschickt hatte.
    Rechts neben James, auf einem Stuhl, der an Pracht dem des Königs in nichts nachstand, saß keine andere als Maria höchstpersönlich, Königin und Regentin von Frankreich.
    Ich starrte sie an.
    Sie trug keinerlei Schmuck und war schlicht gewandet – was vermutlich nur der Verkleidung diente –, doch ihre Röcke und das Mieder waren derart gut geschnitten und perfekt genäht, dass jeder sofort sehen musste, dass nur jemand von edlem Blut sich solch eine Kleidung leisten konnte.
    Oder gar von königlichem Blut.
    Maria di Medici schob ihre perlmuttfarbene Seidenhaube ein wenig zurück.
    »Monsieur Rochefort«, bemerkte sie. Sie schaute mich mit ihren sommerblauen Augen an. Diese und ihr goldenes Haar zusammen mit dem rundlichen Gesicht ließen sie engelhaft, aber zugleich auch nicht sonderlich klug wirken.
    Als ob ich mich je davon täuschen lassen würde!
    An meiner Seite hing ein blankpoliertes Stück Stahl, so scharf, dass es ein Haar zerteilen konnte, wenn man dieses nur darauf fallen ließ; doch sie hielt mir eine weit tödlichere Waffe an die Kehle.
    Cecil strich sich über seinen kleinen Spitzbart und blickte von den Papieren auf, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Monsieur de Rochefort wird Euch über Doktor Fludds Aktivitäten informieren, Euer Majestät. Er wird Euch alles bestätigen, was bereits gesagt worden ist.«
    Die Königin nickte gnädig, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von mir abzuwenden.
    ›Ihr

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