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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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den Wachen vorüberzulassen. Zwar werdet Ihr überall Bewaffnete haben, aber man könnte natürlich sagen, dass für den König jede noch so kleine Gefahr zu groß sei.«
    Er blickte mich hämisch an.
    Ich ließ mich ein Stück zurückfallen, sodass der englische Minister vor mir durch eine prachtvolle Tür gehen konnte. Saburo tat es mir nach. Mit einem Schritt war ich jedoch sofort wieder an Cecils Seite.
    Ich atmete tief durch. »Mylord, es gibt da etwas, das Ihr vielleicht noch nicht wisst. Der Grund, warum Monsieur Dariole vermisst wird, ist der, dass er entführt wurde. Die Verschwörer versuchen nun, mein Handeln zu beeinflussen, indem sie drohen, ihn zu töten. Neben den anderen Gründen, aus denen ich zu Euch gekommen bin, möchte ich Euch auch um Eure Hilfe bei der Suche nach ihm bitten.«
    Minister Cecil schaute mich ernst an. »›Ihm‹? Meines Wissens nach handelt es sich bei dem jungen Mann um eine junge Frau. Oder ist das vielleicht neu für Euch, Master Rochefort?«
    Ich seufzte. Mir war durchaus bewusst, dass Saburo sich insgeheim amüsierte. »Nein, Mylord, das ist mir nicht neu.«
    Auf Cecils von Sorgen gezeichnetem Hundegesicht zeigte sich kurz ein Anflug von Grausamkeit – oder vielleicht war es auch nur Entschlossenheit. »Das hätte mich auch gewundert.«
    »Sie ist nicht meine Hure, Mylord.«
    Wir gingen durch einen kleinen Vorraum, wo Cecil verärgert in die Richtung von ein paar Höflingen winkte. Sie verneigten sich und verschwanden.
    »Wollt Ihr mir etwa sagen, dass sie … dass sie Eure kleine Schwester ist, vielleicht? Oder Eure leibliche Tochter?«
    Ich ermahnte mich, dass Robert Cecil nicht nur der englische Außenminister war, sondern auch gut anderthalb Köpfe kleiner als ich. Somit wäre es nicht gerade ehrenhaft gewesen, ihn mit dem Kopf voran durch die Gänge von Whitehall zu werfen.
    »Weder Tochter noch Schwester, Mylord.« Ich bemühte mich, so sachlich wie möglich zu klingen. »Sie ist meine Gefährtin, Zeugin von Ereignissen in Paris und … und ich habe die Verantwortung für sie.«
    Es ärgerte mich, respektvoll und ohne Hut neben König James' zynischem Zwerg entlanggehen zu müssen. Und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie sehr ihn das Ganze amüsierte, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.
    »Verzeiht mir, Mylord«, fuhr ich fort und schluckte meine Wut hinunter. »Es ist nur … Da komme ich aus Somerset zurück, muss feststellen, dass Fludd verschwunden ist, sein Haus verriegelt und verrammelt, und Dariole ist entführt worden, und jetzt weist mich dieser Brief auch noch an …«
    »Und dann seid Ihr hierher gekommen? Zu mir?«
    »Fludd weiß, dass wir uns getroffen haben, Mylord. Er wird nicht von mir erwarten, die Verbindung abzubrechen.« Stumm betete ich, wie ein Mann es beim Spiel zu tun pflegt, dass das wahr sein möge. Sonst ist Dariole schon so gut wie tot.
    Cecil wechselte ein paar Worte mit einer Wache an der nächsten Tür, dann wandte er sich wieder unserem Gespräch zu und legte nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Das Haus ist einen Tag, nachdem Ihr London verlassen habt, verlassen und verriegelt worden, Master Rochefort. Das an sich ist nichts Ungewöhnliches. Die Pest breitet sich immer weiter aus. Wir werden einen schlimmen Sommer bekommen. Viele, die Eigentum in der Provinz haben, fliehen aufs Land, weg von der Krankheit.«
    »Gilt das auch für Fludd, Mylord?« Sollte er ein drittes Haus in der Provinz besitzen …
    »Soweit ich das sagen kann, ist Doktor Robert Fludd einfach verschwunden.« Eine Mischung aus Häme und verletztem Stolz zeigte sich auf Cecils Gesicht … schlicht verschwunden … Damit meinte er, dass seine Agenten Fludd aus den Augen verloren hatten. Es gefällt niemandem, so etwas zugeben zu müssen.
    Ich stellte eine wilde Vermutung auf. »Hat er die Insel vielleicht verlassen? Mit Mademoiselle Dariole womöglich?«
    »Möglicherweise. Aber bis jetzt hat sich niemand gefunden, der gesehen hätte, wie sie an Bord eines Schiffes gegangen sind.« Der Herr Minister schlang die dünnen Arme um die Brust und ging weiter den Gang hinunter. Gedankenverloren nickte er in Richtung von Monsieur Saburo, als ein paar Wachen den Nihonesen misstrauisch beäugten.
    »Dieser Fludd ist ein äußerst schwer zu fassender Mann«, bemerkte Cecil. »Ich traue ihm nicht. Aber wie auch immer … Wenn er Euch weiter Briefe zukommen lässt, werden wir ihn bald gefunden haben.«
    »Ein Brief vermag in der Tat den Aufenthaltsort eines Mannes zu

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