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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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»Alles gehört allen … Wie bei den Sekten in Amsterdam?«
    »Männer und Frauen arbeiten gemeinsam. Alle haben sie genug zu essen, sind frei von Furcht und vor dem Gesetz gleich. Das ist einfach und liegt nahe. Wie kommt es nur, dass wir noch nicht einmal zu simpler Gerechtigkeit fähig sind?« Sie sprach, als hätte sie sich das schon lange Zeit gefragt. Ironisch fügte sie hinzu: »Weg mit den Königen … und den Päpsten. Religiöse und politische Herrscher: Das sind die beiden Hauptgründe für die Ungerechtigkeit allüberall, Valentin.«
    Ein Specht hämmerte ein Stück vor uns den Hang hinunter. Leichthin bemerkte ich: »Wenn dem so ist, solltet Ihr dann nicht wie Fludd da draußen sein und auf Euer Wiedertäuferreich hinarbeiten?«
    Ihr Lächeln verschwand.
    »Glaubt Ihr etwa, das täte ich nicht? Glaubt Ihr, das sei eine einfache Entscheidung? Hört zu: Ich glaube, dass die Menschen auch ohne die Ungerechtigkeiten leben können, die wir jetzt haben, und trotzdem wissenschaftliche Fortschritte machen können. Es wird nicht leicht sein. Auf so vielen Seiten enden meine Berechnungen damit, dass ein glühendes Licht auf die Menschen fällt und sie wie Ameisen durch Gräben kriechen … Aber es ist möglich. Wie auch immer, ich … Ich kann nicht mit absoluter Sicherheit errechnen, dass wir die notwendigen Mittel haben werden, wenn der Komet kommt.«
    Der Specht schien den Takt für ihre Rede vorzugeben.
    »Der Krieg ist ein brutaler Förderer von Handel und Wissenschaft, wenn er sie nicht vollkommen zum Erliegen bringt. Ich kann nicht beschwören, dass das Ende der Menschheit verhindert werden kann. Ich kann nur sagen, dass es möglich ist.«
    »Also tut Ihr nichts?«, fragte ich.
    Sie stand auf und war so dieses eine Mal in der Lage, auf mich hinunterzublicken, der ich noch immer auf dem Baumstamm saß. » Misericordioso ! Nein, Valentin. Ich arbeite. Und … Es ist ironisch: Für meine Zwecke brauche ich es, dass ein König überlebt.«
    »Welcher König?«
    Das Lächeln erschien wieder auf ihrem verdreckten Gesicht. »James Stuart natürlich! Wenn James noch für weitere zwanzig Jahre regiert, wird nicht Heinrich, sondern James' zweiter Sohn nach ihm regieren: Charles. König Charles wiederum wird unfähig genug sein, die königliche Macht zu verlieren und sie dem Parlament dieses Landes übergeben. Ist dieser revolutionäre Schritt getan, wird es ein Commonwealth geben. Die einfachen Menschen werden sich selbst frei regieren – die einfachen Menschen, Valentin. Und dies wird sich von diesem Land in andere verbreiten. Adel, Tyrannei, Könige – alles abgeschafft. Selbst nach Frankreich wird das kommen und auch in die Neue Welt.«
    »Männer, die Macht haben, geben diese Macht nicht so einfach auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eure Revolution ohne Blutvergießen abgehen wird … Die Beseitigung der Herrschaft kann in Terror enden.« Ich stand auf und überragte sie so wieder. »Der Gedanke an ein Frankreich ohne Monarchen freut mich nur, wenn dies Maria di Medici betrifft … Ihr solltet nach Hause gehen, Suor Caterina. In jedem Fall solltet Ihr diesen Ort verlassen.«
    Es gefällt mir nicht, es gestehen zu müssen, doch ich glaube, ihre verrückte Galanterie hatte mich gerührt. Ich fügte hinzu: »Wenn Ihr mit mir kommt, werde ich Euch verbergen, während die Dinge … ihren Lauf nehmen. Und wenn Ihr hinterher schweigt, könnt Ihr wieder nach Venedig zurückkehren.«
    »Wo sie mich verbrennen würden, wie sie Bruno in Rom verbrannt haben!«, erwiderte sie gereizt. »Wo ist Euer Verstand, Valentin? Nein, hier bin ich sicherer …«
    Stille umgab mich.
    Der Specht.
    Ich blickte zu der alten Frau.
    Sie nickte knapp, als gebe es eine Übereinkunft zwischen uns. Sie stand auf, rieb sich die Hände am Rock ab und drehte sich zum Höhleneingang hinter den Sträuchern um.
    Wenn Fludds Verschwörung meine wäre, wäre ich verpflichtet, sie zum Schweigen zu bringen. Aber da dem nicht so ist …
    Mit dem Rücken zu mir und mit leise Stimme sagte Caterina: »Eines noch. Wir haben nun über die Jahrhunderte geredet, und es gefällt mir gar nicht, Euch das antun zu müssen … Misericordioso ! Valentin, es tut mir so Leid. Ich muss Euch jedoch warnen. Wenn der englische König James hier getötet wird … dann stirbt auch Mademoiselle de la Roncière innerhalb der nächsten sechs Monate.«
    Ich stieg den Südhang hinunter – und als ich um den Hügel zum Haupteingang der Höhle kam, traf ich

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