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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Southwark nach Saburo und Dariole absuchen zu müssen, bevor ich meine Pläne gegen die Königin weiterverfolgen konnte …
    Dann musste ich also allein gehen.
    Als würde ich dem Ganzen langsam Glauben schenken, sagte ich: »Ich weiß nicht, wie ich das machen soll, Sir. Ich bin ein Fremder hier.«
    »Natürlich.« Fludd strahlte, und ein Raunen ging durch seine Männer. Wieder hatte ich etwas gesagt, was alle erwartet hatten. Erwartet, oder war es vorausgesagt worden? Doch dies waren eigentlich nur Worte, wie sie die meisten in meiner Lage sagen würden!
    Fludd fügte hinzu: »Ihr werdet einige Tage für die Planung brauchen, vor allem um die notwendigen Einzelheiten zu erkunden. Euch bleibt jedoch nicht all zu viel Zeit: Ihr dürft nicht zögern.«
    Seine strenge Stimme bekam einen selbstbewussten Unterton. »Eure Profession ist allerdings die Spionage, und Ihr wart bereits einmal hier am Hof. Deshalb wird es Euch auch nicht schwer fallen, wieder Zugang zum Hof zu finden. Dann werdet Ihr zurückkehren und uns erklären, wie Ihr es zu tun gedenkt.«
    Ich werde Euch erklären, wie ich gedenke, mit den Vögeln gen Süden zuziehen!, sinnierte ich, achtete aber sorgfältig darauf, mir meinen Unglauben nicht anmerken zu lassen.
    »Nehmt meine Börse.« Fludd löste die Bänder seiner Börse und hielt sie mir offen hin. Ich sah mehr Silber als Kupfer und mindestens eine englische Goldmünze. Es fiel mir schwer, nicht vor Staunen zu blinzeln. Meint er das ernst? Mon Dieu ! Aber wer weiß schon, woher das Manna kommt?
    Ich steckte die Börse in die Seitentasche meiner Pluderhose, wo Diebe sie mir nur schwer stehlen konnten.
    Für mich war das alles ziemlich einfach. Der Engländer und seine Mitverschwörer hatten keine Geisel, mit der sie mich erpressen konnten, und sie gaben mir mehr als nur die paar Stunden, die Maria mir gelassen hatte. Sie hatten nichts gegen mich in der Hand, nur die Drohung körperlicher Gewalt. Außerdem war dieser Robert Fludd so verrückt wie ein Eber, der im Frühling auf die Sau will. Ist er wirklich so dumm, mich jetzt einfach gehen zu lassen?
    »Ein Spion muss für seine Informationen zahlen, und Ihr habt kein Geld. Das verstehe ich.« Fludds Augen schimmerten im Licht der Frühlingssonne. »Ich habe den Tag errechnet, an dem wir Euch wiedersehen werden. Wir müssen das nicht arrangieren.«
    Das stinkt wie drei Tage alter Fisch.
    Ich ließ meinen Blick über die hier versammelten Engländer wandern. Sie starrten mich mit einer Mischung aus Hoffnung, Erwartung und Misstrauen an – auch wenn ich an ihrer Stelle deutlich mehr Misstrauen an den Tag gelegt hätte.
    »Ihr seid zu vertrauensselig, Messire Fludd. Ich könnte mir das Geld einfach nehmen und verschwinden.«
    »Das könntet Ihr, aber Ihr werdet es nicht.«
    Mir gefällt dieser Quatsch immer weniger. Ich holte die Börse wieder aus der Tasche und warf sie ihm zu. »Ich würde nicht ausschließen, dass Ihr schlicht ein agent provocateur seid, Messire Fludd, der diese ganze Mordgeschichte nur ins Leben ruft, um die wahren Verschwörer zu fangen.«
    Die Männer um mich herum zuckten noch nicht einmal.
    »Ich werde nicht den Köder spielen und mich mit Eurem Geld verhaften lassen«, schloss ich.
    Fludd nickte nachdenklich. »Natürlich werdet Ihr mir ohne Beweis nicht glauben. Und für diesen Beweis habe ich große Mühen auf mich genommen. Ich beabsichtige, Euch davon zu überzeugen, dass ich die Zukunft präzise berechnet habe.«
    Fludd fummelte an seiner Brust herum und öffnete das lange Gewand. Ich sah, dass er darunter die für Engländer typische, knielange Pluderhose trug sowie ein Wams in dazu passendem Muster; darin sah er nicht mehr ganz so arm aus, wie ich ihn anfangs eingeschätzt hatte. Fludd war von schmaler Statur und durchschnittlicher Größe und wirkte dünn. Er hatte die Hände und Muskeln eines Mannes, der für seinen Lebensunterhalt nicht körperlich arbeiten musste.
    Er kämpfte sich aus seinem Gewand und gab es dem kleinen Mann mit Namen Warner. Nachdem das erledigt war, streckte er die Hand nach dem dunkelbärtigen jungen Mann aus, der sofort sein englisches Breitschwert zog. Es war recht schlicht: ein Stichblatt, aber kein Korb. Unwillkürlich spannte ich die Muskeln an, als ich die blanke Klinge sah.
    Fludd nahm das Breitschwert.
    Einer der Mathematiker – der Mann in mittleren Jahren, Hariot? – runzelte die Stirn. Beide Diener des Earl of Northumberland nahmen einen ähnlichen Gesichtsausdruck an.
    Die Frau

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