1611 - Jäger der Nacht
vor, die Wände erst später zu untersuchen.
Zunächst freute er sich darüber, wieder klar denken zu können. Die Krallen der Katzen hatten nicht viele Spuren bei ihm hinterlassen. Er war nicht allzu sehr verletzt.
In seinem Kopf formierten sich die Gedanken, die zunächst aus einem Durcheinander bestanden, bis sie sich wieder auf den Fall richteten.
Kr hatte alles getan, was getan werden musste. Und er wusste auch, dass sein Freund aus London unterwegs war und Lesna sicherlich schon erreicht hatte.
Was brachte ihm das?
Im Augenblick nichts, denn woher sollte John Sinclair wissen, wo er sich aufhielt? Er war schließlich kein Hellseher oder Telepath, der es schaffte, mit anderen Personen Kontakt aufzunehmen. Er war Mara, dieser Katzenfrau, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, so schlimm sich das auch anhörte.
Stephan war ein harter Knochen. Er sah sich zwar als Mönch an, dennoch konnte er fluchen, was er in diesem Fall auch tat. Er fluchte nicht über andere Menschen, sondern über sich. Dass er sich so hatte reinlegen lassen.
Wie lange er schon in diesem Gefängnis hockte, konnte er nicht sagen.
Er versuchte es mit einem Blick auf die Uhr testzustellen, und erschrak leicht, weil der folgende Tag bereits angebrochen war. Über Stunden hinweg hatte sich niemand um ihn gekümmert, und er fragte sich, wie lange dieser Zustand noch anhalten würde.
Da konnte er nur hoffen, dass man ihn nicht vergaß und er hier elendig verreckte.
Es gab auch keine Chance, mit dem Handy eine Verbindung herzustellen. In dieser Umgebung war der Empfang unmöglich. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten und sich näher mit dem zu beschäftigen, was ihn umgab.
Das waren die Wände.
Und da gab es Zeichen darin oder darauf. So genau hatte Stephan es noch nicht feststellen können. Jetzt war die Zeit und Gelegenheit dazu.
Er fühlte sich im Kopf auch wieder klarer und begann damit, sich die Wände aus der Nähe anzusehen.
Es war ein Durcheinander. So sein erster flüchtiger Eindruck. Jemand schien dort etwas hingekritzelt zu haben oder auch in das Mauerwerk eingeritzt, was er erst bei genauerem Hinschauen entdeckte.
Er fuhr mit den Fingerkuppen über das Mauerwerk, und tatsächlich waren die Zeichen und Symbole in die Wand eingeritzt worden.
Aus unmittelbarer Nähe waren sie noch schwerer zu erkennen. So war es besser, wenn er einen Schritt zurücktrat. Da hatte er eine bessere Übersicht und fand schließlich heraus, dass sich ein Symbol öfter wiederholte, was ihn allerdings nicht wunderte.
Es war die Katze mit dem menschlichen Körper. Immer wieder tauchte sie auf. Sie war einfach nicht zu übersehen.
Die Gestalt, die halb Mensch und halb Katze war. Ein Wesen, das sicherlich aus einer fremden Mythologie stammte, und da brauchte Stephan nicht lange nachzudenken. Er wusste, dass die Katze zurzeit der Pharaonen in Ägypten verehrt worden war, dass es sogar eine eigene Göttin gab.
»Bastet«, flüsterte er vor sich hin. »Ja, so hat sie geheißen.« Den Kult hatte es im alten Ägypten gegeben. Aber das war jetzt vorbei. Oder nicht?
Anscheinend hatte es diese Mara geschafft, den alten Kult wieder auferstehen zu lassen.
Aber was nutzte ihm das? Er konnte es nicht sagen. Er war gefangen und somit umgeben von alten Symbolen, die in eine Zeit passten, die längst der Vergangenheit angehörte.
Je länger er auf die Hieroglyphen schaute, umso unwohler wurde ihm.
Es waren ja nicht nur die Katzenmenschen abgebildet. Es gab auch andere Zeichen, die er nicht kannte. Das galt im Besonderen für die Schrift.
Er wusste, dass dieses Gefängnis anders war als ein übliches Verlies.
Das hing nicht nur mit den alten Zeichen zusammen, denn hier zwischen den Wänden hatte sich etwas gehalten, das er als unangenehm empfand.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er fühlte sich körperlich nicht wohl, aber das war nicht alles. Hier schien unsichtbar etwas zu lauern.
Mächte, die es nicht geben durfte. Etwas, das er nicht sah, das aber trotzdem in seiner Nähe vorhanden war.
Stephan Kowalski dachte nach. Das lenkte ihn ab. Er fragte sich, ob ihn die Botschaft aus der Wand her erreichte. Oder lag es an der Tür mit dem goldenen Anstrich?
Er ging hin und stellte fest, dass sie sich von innen nicht öffnen ließ. Sie bestand aus dickem Holz, das nicht zu durchbrechen war.
Von dort stammte die Botschaft nicht. Da musste es eine andere Quelle geben, die er allerdings erst finden musste. Der Gedanke, dass sie in seiner Umgebung
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