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1614 - Beauloshairs Netz

Titel: 1614 - Beauloshairs Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stimulierte auch Grel. Er bewegte seine hinteren Beinpaare und beherrschte sich nur mühsam. Am liebsten wäre er losgelaufen, hätte dem Netz die saftige Beute entrissen und sie im Schatten der Felsen verzehrt. Er achtete nicht mehr auf Hoa, der noch immer nichts von seiner Anwesenheit spürte.
    Grel fing mit seinen äußeren Augenpaaren ein, was sich neben und über ihm befand, während das mittlere Viererpaar das Opfer fixierte.
    Oben im Venro über den Felszacken zog einsam ein gefiederter Raubvaan seine Bahn und beobachtete das Geschehen mit schiefgelegtem Kopf. Er überlegte wohl, wovon er am meisten profitieren konnte. Von einem Angriff auf das Netz oder auf einen der beiden Grwan.
    Der Vaan störte Grel, und er überlegte, wie er es anstellen konnte, ihn zu vertreiben.
    Hoa sah den Vaan ebenso wie er, und aus der Schleifenbahn des Vogels mußte er bei genauem Hinsehen auf das Vorhandensein eines zweiten Jägers schließen.
    Schließlich hielt Grel es nicht mehr aus. Der Anblick des stolzen Herrschers der Lüfte schaffte es nur für kurze Zeit, seine Gier nach der Beute zurückzudrängen und sich mit der Frage zu befassen, wie er mit einem System aus geschickt angelegten Netzen den Vaan fangen konnte.
    Seine Spinnwarzen begannen zu jucken, beinahe wäre er in die gefährliche Spinnstarre verfallen.
    Entschlossen setzte er sich in Bewegung und eilte aus der Deckung hinaus. Er winkelte seine Gliedmaßen stärker an und blieb dicht am Boden. Über mehrere Fadenlängen hinweg bot ihm der Schatten der Felsen noch Deckung, dann geriet er in Skals Licht, und Hoa mußte ihn sehen. Der Sand unter seinen Gliedmaßen verursachte leise Geräusche.
    Oben im Venro stieß der Vaan einen schrillen Schrei aus, der beide Grwan für einen winzigen Augenblick ablenkte.
    Dann erst schien Hoa ihn zu hören, aber er reagierte nur sehr langsam, als litte er unter dem giftigen Biß eines Artgenossen.
    Du wirst es nicht überstehen, dachte Grel und erreichte das Netz mit der Beute. Deren Bewegungen wurden immer matter, sie hatte ihre meiste Kraft sinnlos vertan, etwas, was einem Grwan nie in den Sinn gekommen wäre.
    Grel wartete auf einen Schrei des Nebenbuhlers, auf eine Geste oder seine Annäherung, mit der er zeigte, daß er den Kampf um sein Eigentum aufnahm.
    Nichts geschah, und Grel hielt dicht vor dem Netz an und wandte sich um.
    Sie waren zu sechst, und sie glitten wie über Wasser auf ihn zu. Lautlos und bedrohlich näherten sie sich aus der Deckung der Felsen.
    Grel erstarrte für einige Augenblicke. Er war ihnen in die Falle gegangen. Hoa hatte die ganze Zeit von seiner Anwesenheit gewußt, ja, er mußte das Netz aus dem einzigen Grund hier gewoben haben, um ihn anzulocken und zu töten.
    Mit sichtbarer Hast begann Grel das Netz des Nebenbuhlers zu zerstören. Er zerschnitt die Hauptfäden und wich zur Seite, als die Beute das Werk vollendete, das Netz zerriß und mit dem Gespinst zu Boden stürzte.
    Nur mühsam löste Grel sich aus der Euphorie, mit der er sich über die Beute des anderen hergemacht hatte Er ließ den nur für Grwan hörbaren Alarmruf erschallen, und augenblicklich nahmen die Wächter oben an der Burg ihre Arbeit auf. Auf den Felsen begann es zu knirschen und zu dröhnen, mit Getöse rollten die ersten Brocken abwärts bis zu den Felskanten und stürzten lautlos in die Tiefe.
    Der erste schlug zwischen Grel und Hoa ein und trennte die beiden voneinander. Weitere Brocken folgten und trafen drei der sechs Angreifer. Sie zerschmetterten ihre Körper, und die Grwan starben ohne einen Laut.
    Wind kam auf, die stürzenden Brocken erzeugten ihn. Es dauerte nur kurz, bis keiner der Grwan mehr lebte. Bis auf Grel und Hoa.
    Grel nahm sich Zeit, die Beute im Netz mit einem kurzen und schmerzhaften Biß zu lahmen. Er benutzte dabei nur soviel Gift, wie unbedingt nötig war, das Opfer in Starre zu versetzen. Den größten Teil des Inhalts seiner Giftdrüse hob er sich für später auf. „Komm!" rief er. „Du wolltest es so. Jetzt stelle dich mir."
    Hoa gab keine Antwort, und als Grel von der Beute abließ und eilig die Felsen umrundete, stellte er fest, daß der Nebenbuhler verschwunden war. „Damit hast du dein Urteil gesprochen", rief Grel hinter ihm her und bewegte die großen Mundzangen gegeneinander, daß die Laute nur so knallten und zwischen den Felsen ein vielfaches Echo erzeugten.
    So schnell es ging, machte er sich an den Aufstieg zur Burg.
     
    *
     
    Die Luft knisterte vor Spannung, die Netze in den

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