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1615 - Jaobouramas Opfergang

Titel: 1615 - Jaobouramas Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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befand er sich in einer anderen Welt, wie er sie an einem anderen Ort Occreshijas bisher ein einziges Mal in seinem Leben besucht hatte. Er stand mitten in einer Klonanlage, und ringsum entdeckte er die sorgfältig aufgereihten Brutkammern für die Nachkommen seines Volkes. Die hohen Türme dazwischen unterteilten die Anlage in etwa gleichgroße Areale. In jedem der Türme saß ein Arcoana, der die Arbeit der Automaten überwachte und im Wechsel eines halben Sonnenlaufes abgelöst wurde.
    Der Vordenker steuerte auf den ersten Turm zu und trat vorsichtig auf das Eingangsnetz. Mit festen Griffen begann er aufzusteigen und sich bis in das Zentrum des Netzes im Innern des Turmes vorzuarbeiten. Er hielt nach dem Artgenossen Ausschau, aber der Turm war leer.
    Zumindest glaubte Beauloshair dies. Dann aber entdeckte er im Hintergrund an einem Aufbau zwei Sriin. Einer schielte beständig zu ihm herüber.
    Beauloshair eilte auf die beiden zu und postierte sich hinter ihnen. Da er größer war als sie, konnte er bequem über ihre Schultern sehen. Die beiden Sriin sprachen kein einziges Wort. Der Arcoana musterte die Holos, die die Automaten projizierten, und verglich sie mit seinem Wissen.
    Es dauerte nicht lange, bis er ein paar Ungereimtheiten entdeckte und sich unruhig bewegte. „Siehst du!" begann einer der beiden Sriin zu schimpfen. „Ich habe es gleich gewußt. Natürlich entgeht es ihm nicht. Keinem von ihnen würde es entgehen. Es war ein Fehler, ihn darauf aufmerksam zu machen. Aber so sind wir halt. Jeder denkt nur an sich."
    „Egal. Jetzt weiß er es, und ich habe keine Lust, die Suppe auszulöffeln."
    Sagte es und löste sich in Luft auf. Der zweite wollte dies ganz bestimmt ebenso tun, aber da hatte Beauloshair ihn bereits an der Schulter berührt und hielt ihn mit den beiden Greiffingern seines linken Vorderarmes fest. Der Sriin versteifte sich und wandte nur den Kopf. „Du bleibst!" sang Beauloshair. „Du kannst nicht fort, solange ich dich festhalte. Du müßtest mich mitnehmen, aber das geht nicht. Habt ihr gedacht, wir wüßten es nicht längst?"
    „Keine Frage, Uropa. Natürlich wissen wir, daß ihr uns mit euren Maschinen nachspioniert. Ihr habt bestimmt schon allerhand über uns in Erfahrung gebracht. Aber was soll das? Es hilft uns nicht und euch nicht."
    „Woher kommt ihr?"
    Der Sriin lachte. Es hörte sich an, als schlüge jemand zwei unbehandelte Metallstücke zusammen, die nicht eingestimmt waren und deshalb Mißtöne von sich gaben. „Finde es doch heraus, alter Mann. Du bist doch sonst so weise, oder?"
    Beauloshair ließ ihn los, und er verabschiedete sich im selben Augenblick und kehrte nicht zurück.
    Der Arcoana musterte erneut die Holos und rief mehrere Informationen ab. Was er zu hören bekam, erschütterte ihn zutiefst. Sie machten es also wahr. Sie verwirklichten ihre Absichten, ohne daß sie die Arcoana darüber in Kenntnis setzten. Dies durfte nicht sein.
    Entschlossen verließ Beauloshair den Turm und machte sich auf zu dem Areal, in dem die Behälter standen. Er berührte ein paar und ließ sie dadurch durchsichtig werden. Er musterte die geschlüpften Klone und ließ sich vom Überwachungsautomaten ihren Zustand nennen. Jetzt hatte er den endgültigen Beweis. Bei dem, was er vor sich hatte, handelte es sich um genmanipulierte Monstren.
    Jetzt wußte er auch, warum sich keine Arcoana mehr in der Anlage aufhielten. Sie waren geflohen, und diese Tatsache führte ihm in letzter Konsequenz die Gefahr vor Augen, die in der ständigen Anwesenheit von Sriin auf Occreshija und den anderen Welten bestand.
    Er gab über das Gerät in der fünften Tasche seines Leubans eine Mitteilung an den Berichterstatter weiter, der sie an die Sendezentrale übermittelte. Von dort würde sie irgendwann im Laufe dieses Sonnenlaufes in die anderen Nachrichten eingeklinkt werden, die über die Supra-Webfäden zu allen anderen Welten der Arcoana eilten.
    Beauloshair trat an eine Steuereinheit und öffnete den Deckel mit dem Hauptschalter. Er zögerte einen Augenblick, dann schaltete er mit einem entschlossenen Griff die Brutkammern in diesem Teil der Anlage ab. Er blieb stehen und wartete, bis der Automat meldete, daß alle Züchtungen in den Kammern abgestorben waren.
    Danach setzte der Vordenker schwankend und innerlich erschüttert den Weg zu Jaobourama fort.
    Jaobouramas Vorhaben barg große Gefahren in sich und stellte höchstens für ihn und Eypheauosa einen Ausweg dar.
    Aber Beauloshair kam zu spät.

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