1615 - Jaobouramas Opfergang
Er entdeckte die neuen Knoten in Jaobouramas Netzklause und entschlüsselte die Botschaft. Niedergeschlagen machte er sich auf den Rückweg zu seinem Hain.
Er rief nach den Vordenkern, Weisen und Patronen und beriet sich mit ihnen. Anschließend ließ er die Sriin kommen.
*
Manobashetan hatte die schwere Aufgabe übernommen, es ihnen beizubringen. Er versuchte es noch einmal auf die bisherige Art in dem Glauben, die Sriin müßten endlich einsehen, daß sie mit ihrem Verhalten einen Fehler begingen.
Sie verstanden ihn nicht. Alles in der Welt begriffen sie, nur das nicht. Ihre Gehirne sogen wie Schwämme alles auf, was sie von den Arcoana in Erfahrung brachten. Aber in dieser einen Beziehung versagten sie.
Manobashetan sah die Ursache in der krankhaften Neugier dieser Wesen. Sie hatten sich ein Bild von den Arcoana gemacht und ließen sich mit keinem Wort von diesem Bild abbringen. „Wir sind nicht die, für die ihr uns haltet", versuchte er es zum wiederholten Mal. Die Anwesenheit von Coushemoh ließ ihn hoffen, daß wenigstens etwas von dem hängenblieb, was er auszudrücken versuchte. „Unser ganzes Wesen läßt es nicht zu, daß wir dies tun, was ihr von uns verlangt." Immer mehr Sriin versammelten sich in der Ebene vor Beauloshairs Hain und hörten ihnen zu. Manobashetan schätzte, daß es inzwischen hunderttausend waren, die sich eingefunden hatten. Ein Wispern und Flüstern zeigte an, daß das, was vorne am Beginn der riesigen Menge gesprochen wurde, bis in die letzten Winkel der Ebene weitergegeben wurde. „Aber natürlich, natürlich. Mano, wir stellen uns doch nicht so an wie ihr", erwiderte Coush. „Übrigens, was soll das ganze Gerede von den Sriin? Wir sind doch keine Teufel. Ihr beleidigt uns, und das mögen wir überhaupt nicht."
„Es ist ein Ausdruck dessen, was in uns vorgeht, Coush. Bitte begreife das. Wir wissen keine andere Möglichkeit, als unsere innere Not auf diese Weise herauszuschreien. Wir schätzen und mögen euch, aber ihr seid für uns zum Bösen an sich geworden. Eure Anwesenheit schadet unserem Volk. Bitte geht. Verlaßt Noheyrasa und gebt uns die Chance, daß wir wieder zu uns selbst zurückfinden. Heleomesharans Tod hat uns vor Augen geführt, was mit uns geschieht, wenn wir euch weiter ertragen müssen."
Aufgeregtes Geraune war entstanden. Die Sriin redeten aufeinander ein, und Coushemoh befahl ihnen schließlich mit einem energischen Ruf, daß sie den Mund halten sollten. „Ihr Arcoana leidet unter einer Vergangenheitsneurose. Darauf sind eure jetzigen Probleme zurückzuführen", entgegnete er. „Ihr werdet sehen, alles wird gut. Wenn ihr euch erst einmal auf eure eigentlichen Aufgaben und Fähigkeiten besonnen habt, verschwinden eure Sorgen übergangslos. Warum vertraut ihr uns so wenig? Wir wissen genau, was los ist. Lange genug haben wir euch studiert. Ihr seid Hie wahren Wissenden des Kosmos. Ihr vergeudet eure Kräfte an Spielereien, künstlerischen Nonsens und kleingeistige Dinge. Ihr tut sie, weil sie sich euch als Ausweg aus euren inneren Nöten anbieten. Wir aber sehen, daß ihr nur dann genesen könnt, wenn ihr eure Fähigkeiten dazu gebraucht, das Multiversum zu verändern. Wo stünde die Evolution heute, wenn alle ihre kleinsten Teile in Spielereien verfielen und sich nicht mehr um einen Fortgang bemühten? Das Multiversum wäre statisch und damit zum Untergang verurteilt.
Nehmt uns als Beispiel. Wir sind technisch unbegabt, uns fehlt der Funke, große Erfindungen und Fortschritte zu machen. Dafür verfügen wir über etwas, das ihr als Supra-Gehen bezeichnet. Es ermöglicht uns, von anderen Völkern zu lernen und dadurch unseren Beitrag zur Evolution zu leisten. Würden wir uns verhalten wie ihr, dann würden wir daheimbleiben, und unser Volk, die Riin, wäre längst vergangen. Wir sehen diese Gefahr bei euch, deshalb wollen wir euch in diesem Punkt ein Vorbild sein. Mano, ihr versteht uns falsch. Als Dank für das, was wir bei euch lernen, wollen wir euch diesen Gefallen tun. Mehr ist uns nicht möglich. Zu mehr sind wir nicht fähig."
Manobashetan gab es auf. Der Sriin verstand ihn und das Anliegen aller Arcoana nicht.
Umgekehrt war dies nicht so. Die Beweggründe der Sriin waren einfach nachzuvollziehen. Die Arcoana trugen ihnen seit achtzehn Weltläufen Rechnung und taten alles, um die Dauerbesucher zufriedenzustellen und bei Laune zu halten. Doch da war auch die andere Seite, die der Arcoana.
Heleomesharan hatte es als erster gespürt,
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