1619 - Krisenherd Bolan
abermals an das Experiment, das auf Ashuar II hatte stattfinden sollen.
Henna Zarphis hatte ihn auf diese „Rundreise" eingeladen, um angeblich die Fortschritte in der akonischen Technik zu demonstrieren. Nachdem Voltago das sabotiert hatte, was an den Arkoniden von Ashuar II ausprobiert werden sollte, und Rhodan von seinen Entdeckungen berichtet hatte, hatte Perry die Akonin verflucht. Sie hatte ihn nur ausnützen wollen. Ihre vorgespielte Freundlichkeit war falsch gewesen.
Danach waren sie sich noch einmal im Solsystem begegnet.
Rhodan war trotz aller Verbitterung und auch trotz des Verdachts, Henna Zarphis könnte identisch mit der geheimnisvollen „Blauen Schlange" sein, verunsichert. Er wußte nicht, wie er sie einordnen sollte. Sie kam ihm wie jemand vor, der selbst von einem anderen nur benutzt wurde.
Dann glaubte er fast, daß sie unfreiwillig eine Rolle spielte, zu der man sie zwang.
In anderen Augenblicken zerstörte sie diesen Eindruck wieder durch ihr selbstsicheres, beeindruckendes Auftreten.
Sie trafen sich auf halbem Weg zwischen der MAGENTA und der ODIN. Perry Rhodan hatte das Akonenschiff von dem Gleiter aus angefunkt, der ihn und Yart Fulgen zum Hafen brachte. Henna Zarphis hatte einen fast erleichterten Eindruck gemacht und ihn gebeten, ihr zehn Minuten zu schenken. Als er es ablehnte, in die MAGENTA zu kommen, einigten sie sich auf den „neutralen" Treffpunkt.
Yart Fulgen blieb im Gleiter zurück, als Rhodan ausstieg. Ihm gegenüber wartete bereits die 1,80 Meter große, knabenhaft schlanke und dabei doch so weiblich wirkende Frau mit der samtbraunen Haut und dem kurzen, nach rechts gescheitelten schwarzen Haar.
Sie war leider nicht allein gekommen.
Hinter ihr stand der spindeldürre und 1,95 lange Gendal Jumphar. Der Akone mit dem Totenschädel und dem fast hüftlangen, strähnigen Haar war Rhodan aufs höchste unsympathisch, ein Musterbeispiel an Arroganz und Selbstherrlichkeit.
Er schien Henna Zarphis wie ein Schatten überallhin zu folgen, eine graue Eminenz im Hintergrund, eine ständige stumme Drohung. Unter anderem war es diese Nähe des düsteren Mannes, die Rhodan die volle Verantwortlichkeit der jungen Galakto-Soziologin für ihre Handlungen bezweifeln ließ. „Ich danke dir für diese Begegnung", sagte Henna Zarphis. „Sie wird kurz sein. Mir ist es nur wichtig, dir mein Hiersein zu erklären."
„Weshalb?" fragte Rhodan und zuckte die Schultern. „Du bist mir keine Rechenschaft schuldig, Kommandantin."
Er nannte sie bewußt so, um vielleicht eine Reaktion ihres Begleiters zu provozieren. Henna Zarphis hatte in Wahrheit nur die wissenschaftliche Oberaufsicht über ihr Schiff. Der eigentliche Kommandant war Gendal Jumphar, und der ließ sich nicht anmerken, ob er die seltsame Betonung in Rhodans Stimme überhaupt registrierte.
Henna Zarphis lächelte mit ihren vollen und sinnlichen Lippen. Ihre großen dunklen Augen drückten dagegen etwas anderes aus. Rhodan konnte es nicht erklären. „Das bin ich natürlich nicht", sagte sie. „Mir liegt dennoch daran. Du sollst wissen, daß ich nicht mit der Hilfsflotte gekommen bin, sondern mit der MAGENTA bereits seit Tagen auf einer Werft des zweiten Mondes von Bolan, Punu, lag. Wir ließen dort ein neues wissenschaftliches Gerät einbauen. Der Auftrag zum Bau dieses Gerätes wurde der Werft schon vor sechs Monaten erteilt. Du kannst dich davon überzeugen, wenn du möchtest."
Perry Rhodan sah sie schweigend an, dann ihren Schatten.
Jumphar schien nichts davon zu halten, daß die Akonin sich dem Terraner mitteilte.
Weil sie etwas verraten könnte, was Rhodan nicht wissen sollte? War er deshalb mitgekommen? „Du kannst mir glauben oder nicht, Perry Rhodan", sagte Henna Zarphis, wie immer in eine enge, magentarote Kombination gekleidet. Sie war faszinierend. Ihr Aussehen, ihre Stimme, eine undefinierbare Ausstrahlung und ihr Auftreten - alles das machte sie zu einer Frau, die sich von allen anderen abhob. „Ich bin nicht wegen des Aufstands auf Bolan hier, ich hatte und habe damit nichts zu tun. Ich weiß, daß wir uns wieder begegnen werden, an einem anderen Tag, an einem anderen Ort. Ich weiß nicht, was dann sein wird, Terraner. Ich weiß auch nicht, ob wir Freunde oder Feinde sein werden. Aber ich will nicht für etwas angesehen werden, mit dem ich nichts zu tun habe."
Damit nickte sie ihm zu, lächelte noch einmal und drehte sich um. Neben Gendal Jumphar, der Rhodan einen giftigen, verachtungsvollen Blick schickte,
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