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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist, die existiert. Es gibt auch andere, und um in sie einen Blick zu werfen, sind wir hier. Es ist einzig und allein das Buch, das uns die Tore öffnen wird.«
    Er wartete noch so lange, bis alle zehn Frauen wieder auf ihren Plätzen saßen.
    Er nickte, lächelte in die Runde, nahm wieder das Buch an sich und war dennoch für einen Moment irritiert. Sie hätten die Fahrt eigentlich jetzt fortsetzen müssen. Doch nach wie vor dümpelte das Boot auf den Wellen. Es war nicht die Zeit, um nachzuschauen, warum sie nicht fuhren. Jesse, der das Ruder übernommen hatte, würde seine Gründe haben. So verscheuchte er die Gedanken aus seinem Kopf und widmete sich dem Text dieses so uralten Buches.
    Er las zuerst leise, weil er niemand erschrecken wollte. Trotzdem waren seine Worte deutlich zu hören, auch wenn sie von den zehn Frauen nicht verstanden wurden. Das machte ihnen nichts aus, denn für sie kam es auf den Sinn an. Er brachte ihnen das Andere, das Neue, und wieder erlebten sie, dass etwas Fremdes von ihrer Umgebung Besitz ergriff. Es war nicht zu sehen, woher es kam, es war einfach da, und es konnte durchaus der Vorbote einer anderen Welt sein.
    Es wäre nicht falsch gewesen, von einem fremden Geruch zu sprechen.
    Zu definieren war er nicht. Er hatte nur nichts mit der Welt zu tun, in der sie sich befanden.
    Eine jede von ihnen erlebte, dass sich ihr Gehirn vernebelte. Sie waren nicht in der Lage, alles so konkret aufzunehmen, wie sie es sonst getan hatten. Es gab auch niemanden, der sich dagegen stemmte, diese zehn Frauen ließen sich einfach treiben. Ihre Gedanken flogen dahin. Zwar sprachen sie nicht miteinander darüber, aber jede von ihnen bekam andere Bilder zu sehen.
    Sie entstanden urplötzlich vor ihren Augen, als hätte sie jemand in die Luft gemalt.
    Ratten, Schlangen, dicke Spinnen, monströse Käfer, die nicht real waren, von ihnen aber so wahrgenommen wurden.
    Karu las weiter.
    Er kannte sich aus und wusste genau, welchen Punkt er bei den Zuhörerinnen erreicht hatte. Noch war das, was er ihnen geschickt hatte, fiktiv, aber er wollte es anders haben. Er brauchte es, denn dann würde auch er stark werden, dann hatte er die Brücke zwischen den Welten errichtet. Dann würde er als Bokor die Macht über das magische Universum erlangen, dessen Gesetze in diesem uralten Buch aufgeschrieben worden waren.
    Karu wusste selbst nicht, woher es stammte. Es konnte aus seiner Heimat Haiti sein, aber seinen Ursprung auch in Afrika haben, wo der Voodoo-Zauber überhaupt entstanden war.
    Die Brücken zwischen den Reichen.
    Sie zu bauen war sein Plan, und als sein Gefüge sah er die zehn Frauen an. Sie waren sein Opfer für die andere Seite. Zwei hatte es schon gegeben, jetzt waren die zehn an der Reihe, und wenn die Sonne aufging, würde ein Boot mit zehn toten Frauen auf dem Wasser treiben.
    Niemand sollte ihn jetzt stören. Er hatte die ersten Vorboten der anderen Seite bereits geschickt. Die Frauen mussten und sollten sie spüren, damit sie sich an sie gewöhnten. Es war alles geplant, und jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.
    Er sprach noch, aber seine Stimme war auf ein Flüstern reduziert.
    Auf das Vorlesen konnte er jetzt verzichten. Es war sowieso nur als Ablenkung gedacht. Was jetzt folgte, das kannte er auswendig, und er sprach mit zwar leiser, doch sehr intensiver Stimme.
    Diesmal wurde er sogar verstanden.
    »Die andere Welt ist offen. Dort lauern meine Freunde und warten nur darauf, euch begrüßen zu können. Sie werden sich eurer annehmen, sie werden über euch herfallen und dafür sorgen, dass ich erstarke. Ihr seid meine Gabe für die Ewigkeit im Reich der Finsternis. Schaut her, schaut überall hin. Sie sind da!«
    Die Frauen hatten ihn gehört, auch wenn ihnen der Sinn seiner Worte nicht klar geworden war. Jetzt sah jede von ihnen, dass sich der Raum verändert hatte. Es gab noch seine Abmessungen, aber die Wände und auch die Decke hatten sich geöffnet.
    Etwas war aus ihnen hervorgekrochen. Um sie herum lauerten die Schlangen, die Spinnen und die Ratten, und sie fühlten sich wie in einem großen Käfig gefangen.
    Noch hatte kein Tier seinen Angriff gestartet. Sie warteten auf den Befehl des Bokor, und der ließ sich nicht lange bitten. Von seinem Stuhl schnellte er in die Höhe, riss auch die Arme nach oben, öffnete den Mund und schrie die letzte Zauberformel, die zwei Dimensionen zu einer werden lassen sollte.
    Es war ein langer Text, teilweise den Göttern und den Ahnen gewidmet, wenn sie ihre

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