1623 - Der Zombie-Rabe
Urs auf unserer Seite stehen. Fabricius hat sie für sich eingenommen, und glaubt mir, Freunde, sie werden immer an seiner Seite bleiben, egal, was passiert.«
Da konnte er recht haben. Harry und ich machten uns unsere Gedanken.
Zwar schaute ich durch das Glas in die herrliche Landschaft des Engadin, aber ich war mit meinen Gedanken nicht so richtig bei der Sache und fragte mich, was es dort oben so Besonderes gab, dass sich Fabricius und seine Freunde dort hingezogen fühlten. Das war mir noch ein Rätsel, aber es musste mit den Raben zu tun haben, nach denen ich vergeblich Ausschau hielt.
Es war kein Grund, beruhigt zu sein. Nach wie vor rechnete ich damit, dass sie uns unter Kontrolle hielten und sich so raffiniert verbargen, dass wir sie nicht zu Gesicht bekamen.
Dafür blieb der blaue Himmel unser Begleiter und eine sehr helle Sonne, deren Strahlen sich auf den Schneeflächen spiegelten, als wäre diese mit Diamanten bestreut.
Schließlich kam die Station in Sicht. Die Einfahrt zu ihr klebte wie ein offenes Vogelnest aus Beton am Berg. Die Gondel fuhr langsamer, und wenig später schauten wir gegen Betonwände, an denen mehrere Reklameschilder befestigt waren.
Einige kurze Rucks, dann stand die Gondel. Zwei Männer kamen auf uns zu und öffneten die Tür, damit wir aussteigen konnten.
Natürlich hatten wir nicht vergessen, wen wir hier suchten. Harry Stahl fragte nach der Begrüßung danach.
»Ja, die drei Männer…«
»Sind sie noch hier?«
»Sie waren hier.«
»Und dann?«
Beide hoben die Schultern. Aber nur einer gab die Antwort. »Sie sind gegangen.«
»Und wohin?«
Als Antwort ernteten wir ein gemeinsames Lachen. »Das wissen wir nicht. Wir glauben nicht, dass sie einen Spaziergang machen wollten. Die hatten bestimmt ein Ziel.«
»Wo könnte das sein?«
»Keine Ahnung. Hier gibt es nur den Schnee, und er wird so schnell nicht tauen. Weiter oben sowieso. Allerdings gibt es in dieser Höhe auch Stellen, wo er geschmolzen ist. Da kommt dann der nackte Stein zum Vorschein.«
»Okay, danke.« Harry lächelte. »Aber können Sie uns nicht verraten, in welche Richtung sie gegangen sind?«
»Da gibt es nur eine. Sie müssen durch den Ausgang. Auf der Terrasse sind sie nicht mehr. Das Restaurant hat zudem geschlossen, und in der Umgebung hier haben wir sie auch nicht mehr gesehen. Die sind bestimmt zu einem Ziel gegangen, das wir nicht kennen.«
Ich fragte: »Gibt es hier eine Hütte?«
Die beiden Männer schauten sich an. Der Schweigsame schwieg auch jetzt, und sein Kollege gab die Antwort. Dabei grinste er, was schon tief blicken ließ.
»Ja, es gibt so eine Hütte. Aber da müssen Sie verdammt lange gehen. Und das durch Schneefelder. Ich glaube nicht, dass sie sich das vorgenommen haben. Sie tragen zwar dicke Kleidung, aber keine Winterausrüstung. Deshalb glaube ich, dass sie nicht weit laufen werden. Wollt ihr ihnen denn nach?«
»Das hatten wir vor«, bestätigte ich.
Der Mann warf einen Blick auf unser Schuhwerk. Wir trugen zwar keine Halbschuhe oder Slipper, sondern welche, die bis zu den Knöcheln reichten, aber die idealen Bergschuhe waren es auch nicht. Daran gab es nichts zu rütteln. Wir würden uns kalte Füße holen, wenn wir durch den Schnee gingen.
»Damit rutscht ihr leicht weg. Und manchmal geht es verdammt tief runter.«
»Wir werden darauf achtgeben.«
»Gut, ist nicht mein Bier.«
Ich hakte noch mal nach. »Und die Richtung, in die sie gegangen sind, haben Sie nicht gesehen?«
»So ist es.«
Da blieb uns wohl nichts anderes übrig, als nach Spuren im Schnee zu suchen. Vielleicht war uns das Schicksal ja hold und wir fanden welche.
Die Arbeiter grinsten uns an. »Wollt ihr immer noch los?«
»Wir müssen«, sagte ich.
»Und wie kommt ihr wieder runter? Wir können nicht auf euch warten, das ist euch doch klar?«
»Wissen wir. Aber das Problem haben nicht nur wir, sondern auch unsere Bekannten.«
»Man kann hier sogar schlafen«, sagte der zweite Mann, »auch wenn noch nichts geöffnet ist. Aber besser als draußen. Wenn die Sonne verschwindet, kann es arschkalt werden.«
»Ist schon klar.« Harry winkte ab und nickte uns danach zu. »Gehen wir?«
Deshalb waren wir hier. Die kurze Strecke bis zum Ausgang hatten wir schnell zurückgelegt. Vor uns schob sich eine Glastür zur Seite, und so konnten wir wieder an die frische Luft treten.
Schnee, wohin wir schauten. Unter unseren Füßen allerdings nicht, denn dort befand sich eine Gummimatte. Erst zwei Schritte
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