1623 - Der Zombie-Rabe
Freunde. Ein Berg, dessen Geheimnis nur ich kenne und das ihr bald mit mir teilen werdet.«
»Davon hast du ja schon öfter gesprochen«, sagte Urs Hoff mann, der Mann mit den hellblonden Haaren und der Statur eines Athleten. »Aber glaubst du, dass es der richtige Zeitpunkt ist?«
»Warum nicht? Was hast du dagegen?«
»Ich denke daran, dass der Seilbahnbetrieb noch nicht aufgenommen wurde. Und wir wollen ja schließlich hoch.«
Fabricius drehte Urs sein Gesicht zu, als könnte er ihn genau sehen.
Dann sagte er: »Du solltest mehr Vertrauen in mich setzen, mein Freund. Wir schaffen das schon. Ich gebe dir recht, der offizielle Betrieb ist noch nicht aufgenommen worden, aber dennoch fahren die Seilbahnen. Zwar nicht besetzt mit Touristen, aber man hat auf den Stationen immer etwas zu reparieren, und um dort hinzukommen, muss man eine Gondel besteigen.«
»Verstehe.«
»Und man wird uns dorthin mitnehmen, wohin wir wollen. Das kann ich euch versprechen.«
»Wenn du das sagst.«
Fabricius umfasste Urs Hoffmanns Hand. »Das kannst du mir glauben, mein Freund.«
»Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren«, sagte der Südtiroler Mario Montini. »Ich bin gespannt, in welches Geheimnis du uns einweihen willst.«
»Es ist einmalig.«
»Und es hat mit den Raben zu tun - oder?«
»Du hast es erfasst.«
Montini lächelte. Er war kleiner als Urs Hoffmann, aber sehr kompakt gebaut. Das Haar hatte er sich so kurz schneiden lassen, dass es auf seinem Kopf wie ein dunkler Schatten lag. Seine Haut war tief gebräunt.
Mario war gespannt. Zu oft hatte Fabricius von diesem Geheimnis gesprochen.
Es schien sein Leben zu beeinflussen. Es war sehr wichtig für ihn, und er hatte lange überlegt, ob er es mit anderen Menschen teilen sollte.
Dazu hatte er sich jetzt entschlossen, auch wenn seine Freunde um die Hälfte reduziert waren, aber das war nicht seine Schuld gewesen. Da hatten andere Dinge eine Rolle gespielt.
Er wusste, dass Michael Norton bei einem Einsatz ums Leben gekommen war. Sein Berufsrisiko. Dass Todd Hayes allerdings tot war, wusste er nicht. Er hatte natürlich gefragt, warum er bei der Tour nicht dabei sein konnte.
Fabricius hatte ihm erklärt, dass er auf Reisen und deshalb unabkömmlich war.
So waren sie nur zu zweit und fieberten der Lösung eines großen Rätsels entgegen.
Die jüngeren Männer nahmen Fabricius in ihre Mitte. So steuerten sie auf den Eingang der Station zu. Sie war von zahlreichen Parkplätzen und Häusern umgeben, aber auf den Stellflächen waren nur wenige Fahrzeug zu sehen, die irgendwelchen Handwerkern zu gehören schienen.
Die Neubauten sahen verlassen aus. Vor den meisten Fenstern hingen die Außenrollos. In diese Häuser würde erst wieder zu Saisonbeginn Leben einkehren.
Die drei Männer stiegen eine Metalltreppe hoch und gelangten ins Innere der Station. Dort, wo sich sonst im Winter die Menschen drängten, stand eine Gondel.
Ihre Türen waren geöffnet, und es gab zwei Männer, die damit beschäftigt waren, sie zu beladen. Sie luden Kisten ein, aber auch Werkzeug und Messgeräte.
Einer von ihnen hatte die Ankömmlinge gesehen. Er ging auf sie zu und sein Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an, aber der verschwand sehr schnell wieder, als er sah, wer da von zwei Männern flankiert wurde.
»Fabricius…« Staunend sprach er den Namen aus.
»Ich grüße dich, mein Freund.« Der Blinde lächelte. »Jetzt ist die Stunde gekommen. Du hast hoffentlich behalten, was ich dir gesagt habe.«
»Ja, du möchtest hoch.«
»Nicht ganz nach oben. Wir wollen nur bis zur Mittelstation.«
»Da liegt aber noch Schnee.«
»Ich weiß. Aber ich habe Freunde bei mir, die dafür sorgen werden, dass mir nichts zustößt. Treffen wir dort oben noch auf andere Menschen?«
»Ja, eine kleine Putzkolonne und noch zwei Handwerker. Sie bringen dort oben alles wieder in Ordnung. So einige Mängel hat die Wintersaison schon hinterlassen.«
»Das kann ich mir denken.« Der Blinde lächelte. »Ich spüre, dass die Gondel in der Nähe steht. Wann startet ihr?«
»Sobald wir die letzten beiden Kisten eingeladen haben.«
»Dürfen wir schon einsteigen?«
»Wenn ihr wollt…«
»Danke.« Fabricius wandte sich an seine beiden Begleiter. »Dann führt mich mal hinein.«
»Gern.«
Fabricius ging mit kleinen Schritten. Er hielt den Kopf gesenkt. Niemand sah, dass sich seine Lippen innerhalb des Bartgestrüpps zu einem Lächeln verzogen hatten. Er sah sein Ziel jetzt dicht vor Augen. Endlich
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