1623 - Der Zombie-Rabe
zum Ausweichen blieb. Und die drei Riemen verwandelten sich während des Schlags in einen breiten Fächer, sodass sie beide Tiere gleichzeitig trafen.
Diesmal waren es keine Kugeln, die sie zurückschleuderten. Sie wurden in die Luft gewirbelt und gerieten dabei ins Taumeln. Dabei klangen ihre Schreie anders als sonst. Ich konnte mich irren, doch es war möglich, dass ich die Angst aus ihnen hervorhörte.
Dann geschah das, was uns faszinierte. In der Luft bekamen die Raben die volle Magie der Peitsche zu spüren.
Sie flatterten und lösten sich dabei auf.
Noch bevor sie zu Boden fallen konnten, verwandelten sich ihre Körper.
Sie wurden zu grauen Staubfahnen. Einige helle Knochen waren ebenfalls zu sehen. Sie erreichten den Boden zuerst.
»Das ist ein Ding!«, flüsterte Harry Stahl und fing leise an zu lachen.
Ich sah es weniger positiv. »Damit sind nicht alle weg.«
»Schon, aber sie wissen jetzt, was ihnen blüht.«
Suko hatte seinen Weg noch nicht fortgesetzt. Er wollte erst abwarten, ob nicht noch weitere Angriffe erfolgten. Das taten die Raben nicht. Die Vernichtung ihrer beiden Artgenossen hatte sie vorsichtiger werden lassen.
»Ich denke, dass wir jetzt gehen können«, sagte Suko. »Bleibt hinter mir.«
Dagegen hatten Harry und ich nichts. Wenn Suko uns mit seiner Peitsche weitere Angreifer vom Leib hielt, umso besser.
Auch Harry ging los. Ich folgte ihm.
Wir mussten besonders auf die nassen Steine achten und sie umgehen, was ich bisher schaffte, leider Harry Stahl nicht. Er hatte sich von einem anfliegenden Raben zu sehr ablenken lassen. Sein rechtes Bein fand plötzlich keinen Halt mehr. Er fluchte, glitt auf Suko zu, der blitzschnell reagierte und sich mit einer schnellen Drehung in Sicherheit brachte.
Dass sich unsere Formation verändert hatte, war nicht unbeobachtet geblieben. Zwei Tiere stürzten sich auf Harry Stahl, der noch im feuchten Gras lag.
Er kam nicht dazu, sich zu erheben. Die beiden Raben waren plötzlich über ihm.
Schon hackten sie zu.
Harry riss die Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen. Zwar hielt er seine Pistole fest, nur kam ihm kein Zielobjekt vor die Mündung, und so konnte er nur um sich schlagen.
Er traf die Tiere. Auch mit seiner Waffe. Ob sie es geschafft hatten, mit ihren Schnäbeln zuzuhacken, hatten Suko und ich nicht gesehen. Ich konnte mich auch nicht um ihn kümmern, denn ich musste mich blitzschnell ducken, da ich von zwei Seiten angeflogen wurde und den gefährlichen Schnabelhieben nur knapp entging.
Ich stieß die Faust nach oben und traf einen Kopf. Den harten Schnabel spürte ich schon an meiner Faust, aber dann wurde das Tier aus meiner Nähe geschleudert.
Der zweite Vogel war noch da. Er stieß auf meinen Nacken nieder.
Bevor er zuhacken konnte, ließ ich mich fallen und rollte mich auf dem Boden liegend herum.
Er schwebte über mir.
Ich war schneller. Aus dieser Entfernung konnte ich ihn nicht verfehlen und jagte ihm eine geweihte Silberkugel in den Körper. Das überlebte er nicht.
Ein letztes Flattern noch, dann prallte er gegen den Hang und löste sich auf.
Dafür hatte ich keinen Blick. Ich wollte wissen, wie es Harry erging, der noch nicht geschossen hatte. Er lag weiterhin am Boden, aber Suko stand direkt neben ihm und schlug mit seiner Peitsche um sich.
Ich sah, dass ein weiterer Rabe erwischt wurde und sich ebenfalls in der Luft auflöste. Das war wohl ein Zeichen für die anderen Tiere, sich zurückzuziehen. Die restlichen Vögel rotteten sich zusammen. Es sah so aus, als wollten sie auf uns zufliegen, aber dicht vor dem Ziel drehten sie ab und stiegen steil in die Höhe. Wir waren sie los.
Vier von ihnen hatten den Angriff nicht überstanden. Ganz im Gegensatz zu uns.
Harry Stahl kam fluchend auf die Beine. Am linken Handrücken hatte ihn ein Hieb erwischt und dort eine blutende Wunde hinterlassen, die er ableckte.
Auch ich stand wieder auf. An meinen Klamotten klebten Grasreste, aber das war mir egal.
Harry Stahl quälte sich ein Grinsen ab und meinte: »Allmählich habe ich die Nase von diesen Vögeln voll.«
»Sie sind ja weg«, beruhigte ich ihn.
»Und wann kommen sie wieder?«
Da konnten Suko und ich nur die Schultern heben. Eine Antwort wussten wir nicht.
Die Angreifer hatten es zwar geschafft, uns zu attackieren, aber aufgehalten hatten sie uns nicht. Wir würden unseren Plan weiterhin verfolgen und mussten erst mal den Audi erreichen.
Zuschauer hatten wir nicht gehabt. Zumindest stand kein Mensch auf der
Weitere Kostenlose Bücher