Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1623 - Dimension des Grauens

Titel: 1623 - Dimension des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
noch nie gesehen. Was ist das, Atlan?"
    Ich zuckte die Schultern. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung", sagte ich beklommen.
    Dieser Ort war unheimlich, aber ich hätte nicht zu sagen vermocht, was diesen Eindruck von Gefahr und Schrecken heraufbeschwor. Auf den ersten Blick war die ganze Angelegenheit harmlos; man mußte sich nur daran erinnern, daß der gesamte Kristall nichts anderes war als eine gigantische Projektion. Er hatte keine materielle Festigkeit, man konnte sich an den Kanten nicht schneiden, es konnte einem nichts auf den Kopf fallen, es gab keine Maschinen oder Lebewesen, vor deren Attacken man sich hätte schützen müssen.
    Es gab nur eine düstere, schwermütige Stille. Das war alles.
    Ich blickte in alle Richtungen. „Hier stimmt etwas nicht", murmelte Gherada Ipharsyn. „Ich kann keine einzige Lichtquelle sehen, und doch ist es halbwegs hell in diesem Raum."
    Ich deutete nach oben. „Ein Teil des Lichts", sagte ich halblaut, „stammt von unserem eigenen Zentralgestirn. Du kannst es an den schwachen Schatten sehen, die wir werfen."
    Ich wies auf den Boden, wo sich unsere Schatten kaum erkennbar abzeichneten. „Und der Rest?"
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht!" sagte ich. Ich begann zu ahnen, daß ich diesen Satz noch sehr oftwürde denken und aussprechen müssen, vor allem in dieser gespenstischen Kristallwelt. „Die Lichtbrechung stimmt nicht", murmelte Gherada. „Auch die Reflektion nicht. Normalerweise sind Einfallwinkel und Ausfallwinkel gleich. Aber hier - hier scheinen die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt. Siehst du das?"
    Sie hatte im Weitergehen eine Fläche entdeckt, die von innen heraus in einem hellen Blau erstrahlte. Man hätte dieses Licht für eine künstliche Beleuchtung halten können - allerdings für eine Beleuchtung, die schräg nach oben strahlte und nichts weiter erhellte als eine verwinkelte Ecke aus stumpfen Kristallflächen.
    Gherada hielt ihre rechte Hand in den Strahlengang - oder das, was wie ein Strahlengang aussah. In dem Winkel erschien ein Schatten, der sich bewegte.
    Unwillkürlich blickte ich auf meine Instrumente.
    Von Gheradas Hand waren nur die Knochen zu sehen, schwarze Schemen auf einem dunkelblau schimmernden Hintergrund, aber meine Meßinstrumente konnten keine Röntgenstrahlung aufnehmen. „Unglaublich!" murmelte die Frau und bewegte ihre Hand.
    Der Schatten bewegte sich ebenfalls, mit anderer Geschwindigkeit und allem Anschein nach spiegelverkehrt.
    Sowohl die Richtungen rechts und links waren vertauscht, als auch oben und unten. Das konnte man zur Not noch mit irgendwelchen Spiegelungen erklären. Aber die Tatsache, daß dabei auch vorn und hinten vertauscht waren, überstieg die normale Vorstellungskraft. „Versuche es ebenfalls", sagte Gherada.
    Ich machte die Probe, und sie fiel anders aus. Bei mir erschien eine weiße Knochenstruktur, und alle Richtungen waren korrekt wiedergegeben.
    Hätte es in diesem kuriosen Gebilde irgendeine Form von intelligentem Leben gegeben, auch ein paar Maschinen hätten ausreichen können - man hätte sich Erklärungen für solche Phänomene vorstellen können. Tricks, Bluffs, Spiegelfechtereien und dergleichen - aber es gab niemand und nichts, der solche Kunststücke hätte vollführen können. ;Es sei denn ... ,Ich deutete auf unsere Umgebung. -.„Dieses Ding", sagte ich leise, „bringt einen Teil seiner eigenen Wirklichkeit mit sich."
    „Wie meinst du das?" fragte Gherada. „Gewissermaßen seine eigene Natur, die Physik, die Wissenschaft, nach deren Gesetzen und Regeln der Kristall funktioniert. Wir haben doch bei der Untersuchung der Toten Zone herausgefunden, daß sich der Faktor Lichtgeschwindigkeit geändert hat -die Konstante hat nun einen geringfügig anderen Wert."
    Gherada nickte. „Ich konnte es kaum glauben, als ich davon hörte", sagte sie schaudernd. „Und?"
    Ich machte eine raumgreifende Bewegung. „Dieser Kristall - falls dieses Wort aus unserer Wirklichkeit dieses Gebilde überhaupt richtig umschreiben und erfassen kann - bringt seine eigene Lichtgeschwindigkeit mit. Seine Gravitationskonstante, seine Gesetze, der Optik, der Akustik, was du willst."
    Gherada schauderte. „Ich .verstehe nicht", sagte sie beklommen. „Andere Naturgesetze?"
    „Ja, genau so!" bestätigte ich.
    Gherada schüttelte den Kopf. „Aber das geht nicht", sagte sie. „Es geht nicht. Ich meine ..." - sie hatte die größten Schwierigkeiten, ihre Gedanken in verständliche Worte zu

Weitere Kostenlose Bücher