1628 - Die Tür zum Jenseits
diesem Aussehen herumlief. So fiel man nur auf. Es sei denn, man war aus einer der alten Grüfte gestiegen.
Als sie daran dachte, kam ihr dieser Gedanke gar nicht mal so fremd vor.
Das Unglaubliche war plötzlich normal geworden.
Isabel wunderte sich über sich selbst, dass sie fähig war, eine Frage zu stellen.
»Wer bist du?«
»Einer, der dich haben will. Der auf dich gewartet hat. Dem du durch den steinernen Engel überbracht worden bist.«
»Und was willst du von mir?«
»Dich!«
Obwohl die Antwort nur aus einem Wort bestand, konnte Isabel dem Mann nicht folgen. Sie kannte ihn nicht. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen.
»Hast du einen Namen?«
»Kann sein.«
»Warum sagst du ihn nicht?«
»Er ist nicht wichtig. Du bist für mich wichtig. Denn ab jetzt gehörst du mir.«
Isabel hatte jedes Wort verstanden. Deshalb wusste sie auch, dass es nicht gut für sie aussah. Noch immer war es ihr nicht möglich, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern. Da war einfach ein tiefes Loch, aber die Zukunft sah alles andere als gut für sie aus.
»Ich will aber nicht«, flüsterte sie. »Ich will für mich bleiben. Ich gehöre keinem.«
»Doch«, sagte er, und noch in derselben Sekunde zeigte er, was er damit meinte.
Er öffnete den Mund.
Isabel konnte einfach nicht wegschauen. Es war praktisch die erste normale Bewegung, die sie bei ihm erlebte, und sie wünschte sich, dass die Dunkelheit noch dichter gewesen wäre, um nicht das sehen zu müssen, was ihr präsentiert wurde. Sie sah Zähne.
Eigentlich waren es nur zwei, die sie zu Gesicht bekam. Die aber reichten ihr, denn sie wuchsen aus dem Oberkiefer hervor und liefen an ihren Enden spitz zu.
Der Düstere war ein Vampir!
***
Isabel lachte nicht. Sie schüttelte auch nicht den Kopf. Sie nahm es einfach hin. An Vampire hatte sie nie geglaubt, aber jetzt sah sie einen vor sich, und sie ging sofort davon aus, dass er echt war und sich nicht verkleidet hatte.
Er sagte nichts. Er tat nichts. Er stand nur unbeweglich da und präsentierte seine Zähne, damit sie wusste, was mit ihm los war und sich an ihn gewöhnen konnte.
Der Vampir ist eigentlich ein lebender Toter, der aber nicht sterben kann und sich vom Blut der Menschen ernährt. Oft von dem der Frauen, die er dann zu seinen Bräuten machte.
Diese Gedanken waren nicht dazu angetan, Isabels Hoffnungen zu steigern.
Sie ging davon aus, dass er all das, was sie aus diesen Vorurteilen wusste, bei ihr in die Tat umsetzen konnte, und der Gedanke daran ließ sie zittern.
Sie schüttelte den Kopf.
»Was hast du?«
»Nein, bitte nicht. Das - das - kannst du doch nicht machen. Das ist - das ist nicht wahr.«
»Doch, es ist wahr.«
»Und jetzt?«, schnappte sie.
»Werde ich dich holen. Und ich weiß, dass mir dein Blut wunderbar munden wird. Man muss nur einen richtigen Weg finden, um an euch Menschen heranzukommen…«
Isabel fasste das alles nicht. Normalerweise hätte sie jetzt aus dem Traum erwachen müssen, doch das geschah nicht. Sie blieb weiterhin darin gefangen und weigerte sich, die Dinge als Wahrheit zu akzeptieren. Das war ihr unmöglich!
Ihre Gedanken brachen ab.
Der Vampir hatte sich bewegt. Er war einen Schritt nach vorn gegangen, um näher an sein Oper heranzukommen. Und das bewegte sich nicht.
Es war Isabel nicht möglich. Sie war wieder zurück in eine Starre gefallen. Niemand würde ihr zur Seite stehen. Es gab keinen Retter.
Es gab nur den düsteren Friedhof mit all seinen Toten, der den passenden Hintergrund für dieses Szenario darstellte, so, wie der Vampir es gewollt hatte.
Nur er? Gab es nicht auch noch Verbündete?
Isabel konnte den Gedanken nicht mehr vollenden, denn plötzlich war der Blutsauger bei und über ihr. Er tauchte für einen Moment dicht vor ihr auf, ohne zuzugreifen, denn er trat ihr mit einem heftigen Tritt die Beine weg.
Sie fiel zurück, landete jedoch nicht auf dem Boden, denn ein starker Arm fing sie auf.
Sie sackte in diesen Griff hinein, und ihre Lage kam ihr vor wie bei dem Engel. Sie selbst konnte sich nicht helfen. Sie federte noch kurz nach, dann schwebte das Gesicht über ihr und war auch in der Dunkelheit gut zu erkennen.
Grau und bleich zugleich präsentierte es sich. Sie aber sah nur den Mund, der weit offen stand, und sie konnte den Zähnen nicht ausweichen.
»Nein…«, wimmerte sie.
Der Vampir lachte nur. Er nahm Isabel jegliche Hoffnung. Er trug auch keine Maske, es war sein echtes Gesicht, und auch die Zähne waren echt.
Ein knapper Ruck des
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