1628 - Die Tür zum Jenseits
Kopfes reichte aus, dann hatten die Zähne den Hals erreicht.
Der Vampir biss nicht an der Seite zu. Er jagte seine Zähne in die Kehle hinein und biss sich daran fest.
Ein leiser Wehlaut entwich der Kehle des Opfers. Dann war nichts mehr zu hören, abgesehen von den saugenden und schmatzenden Geräuschen des Blutsaugers…
***
Es war eine große Wanne, in der sich Doris Dooley und Franz Decker gegenüber saßen.
Der Mann war glücklich, denn Doris hatte ihr Versprechen gehalten. Sie hatten es wild getrieben, und Decker konnte sich nicht daran erinnern, diese Frau jemals so erlebt zu haben, sodass schließlich beide zufrieden waren und sich im warmen Wasser entspannten.
Franz hatte Sekt besorgt. Den tranken sie in kleinen Schlucken, und er beobachtete die ihm gegenüber sitzende Frau, deren Haare nass waren und deren Gesichtsausdruck alle Entspanntheit verloren hatte, denn sie sah jetzt aus wie jemand, der mit seinen Gedanken ganz woanders war.
Decker wollte sie nicht mehr auf die vergangene Stunde ansprechen und sagte: »Du denkst an Isabel, nicht?«
»Kann sein.«
»Und? Machst du dir Vorwürfe?«
Doris verzog die Lippen. »Wie kommst du darauf?«
»Sie war deine Tochter.«
Die Frau lachte. »Ja, das ist sie wohl gewesen. Aber sie war es nicht wirklich. Ich habe sie adoptiert. Ich wollte kein Kind zur Welt bringen und habe sie mir geholt.«
Das wusste Decker noch nicht. Er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken und sagte mit leiser Stimme: »Und jetzt ist sie tot, nicht?«
»Sollte man meinen.«
Franz musste schlucken. Eine derartige Antwort hatte er nicht erwartet.
Die war schon mehr als zynisch. Man konnte den Eindruck bekommen, dass die Frau froh darüber war, Isabel nicht mehr in ihrer Nähe zu wissen.
Eigentlich schlimm.
»Und wie geht es weiter?«
»Das muss man abwarten. Ich habe ihr eine große Chance gegeben«, murmelte sie. »Sie hat eine Chance.«
»Als Tote?«, flüsterte Decker.
»Bestimmt. Sie wird wieder zurückkehren, da bin ich mir sicher. Sehr sicher sogar. Wir haben sie nicht umsonst zu diesem Engel gebracht. Er ist die Tür zum Jenseits.«
»Wie das? Will er sie begleiten? Ins Jenseits führen? Oder wie muss ich das verstehen?«
Doris Dooley schlug mit der flachen Hand auf die Wasserfläche. »Du musst gar nichts verstehen. Und wenn du weiterhin mit mir vögeln willst, dann halt dein Maul.«
»He, was soll das denn? Ich habe nur nachgedacht. He, so was habe ich nicht erwartet.«
Doris nickte. »Ja, du hast nachgedacht. Ich sage dir jetzt, dass wir sie nicht verloren haben. Begreifst du das? Ich habe sie nur für eine gewisse Zeit abgegeben. Aber sie wird zurückkehren. Ich weiß nur nicht genau, wann das passiert und als was sie kommt.«
»Und sie war tot?«
»Ja, das war sie. Oder hast du gesehen, dass sie noch lebt, die liebe Isabel?«
»Nein, sie hat nicht mehr geatmet.«
»Eben. Sie war tot, und das auf ihre Weise. Das sollte dir als Antwort genügen.«
»Ja, schon gut.«
Doris verengte die Augen. »Willst du sie denn sehen, Franz?«
Er war überrascht und brauchte einige Zeit, um eine schlichte Frage zu stellen.
»Sie sehen?«
»Wenn sie wieder hier ist. Wir können auch morgen zum Friedhof gehen. Zu diesem Engel.«
»Und was machen wir dort?«
»Stell dich doch nicht so dämlich an. Dann wirst du schon erleben, was passiert.«
Franz Decker hatte bisher ruhig in der Wanne gesessen. Das änderte sich jetzt. Er bewegte nervös seine Beine, sodass kleine Wellen entstanden und auch über den Wannenrand schwappten. Er konnte das alles nicht begreifen. Hier erlebte er keinen Film, das war die Realität, aber sie war letztendlich mit so großen Unwahrscheinlichkeiten gefüllt, dass er damit nicht mehr zurechtkam.
»Aber wie bist du denn auf den Gedanken gekommen, das mit deiner Tochter zu machen? Wenn ich richtig nachdenke, könnte man meinen, dass du Isabel getötet hast.«
In den Augen der Frau blitzte es. »Ja, im Prinzip hast du sogar recht. Ich habe für ihr langsames Sterben gesorgt.«
»Und warum?«
»Weil es so spannend ist.«
Decker bewegte sich unruhig. Wieder schwappte Wasser über. »Wie bist du denn auf die Idee gekommen, so etwas zu tun? Ich meine, das ist doch nicht normal.«
»Ist es auch nicht. Isabels Freundin hat den Anfang gemacht…«
»Diese Meryl?«
»Ja.«
»Die ist auch verschwunden - oder?«
»Ja. Sie ging vor.«
Franz Decker spürte, dass ihm der Schweiß ausbrach. Er musste sich erst fassen, bevor er eine neue Frage
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