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1628 - Kristall aus dem Nichts

Titel: 1628 - Kristall aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Megaphon, und je weiter er sich vorwagte, desto mehr Gefallen fand er an der ganzen Sache. „Er ist so zur Welt gekommen", flüsterte Taminen. „Man sagt, er sei ein Springer, der als Säugling von seinen Eltern hier heimlich abgesetzt worden ist. Niemand wollte ihn, und er wuchs in einem Heim auf. Er gilt als harmlos."
    „Ich bezweifle das. Sieh nur. Er hat uns entdeckt!"
    Der Verrückte stieß einen lauten Schrei aus und warf mit dem Megaphon nach ihnen. Er hatte keine Chance, sie zu treffen, denn er befand sich siebzig Stockwerke über ihnen. Da sie sich auf dem Fußweg am Rand des Parks aufhielten, konnte der Gegenstand sie nicht erreichen. Mindestens fünfzig Schritte von ihnen entfernt prallte er auf den Boden und zerbrach in mehrere Teile.
    Genvoren ballte die Fäuste und schlug die Fingerknöchel aneinander. „Es ist eine Schande, daß wir so etwas mit ansehen müssen", beschwerte er sich. „Wir sollten eine Eingabe machen, damit es nicht mehr vorkommt."
    Er starrte wieder empor, aber der Verrückte war verschwunden. Vermutlich hatte er sich in die Mitte des Dachgartens oder in das Innere des Trichters zurückgezogen.
    Von der anderen Seite des Bauwerks näherte sich ein Gleiter und steuerte den Landeplatz auf dem Dachgarten an. Der Funkspruch Genvorens hatte ihn herbeigerufen. „Sie werden ihn in das Heim zurückbringen und hoffentlich nicht mehr hinauslassen", fuhr der Arkonide fort. „Komm, laß uns weitergehen!"
    Sie setzten ihren Weg fort, aber nach fünfzig Metern blieben sie erneut stehen.
    Der Verrückte tauchte auf. Laut schreiend rannte er aus dem Trichter heraus, orientierte sich kurz und folgte ihnen. Die beiden Männer beschleunigten ihre Schritte, und Genvoren hantierte wieder an seinem Armband. Taminen zog ihm die Hand weg und machte eine verneinende Geste. „Warte", zischte er. „Wir sind zu zweit. Er kann uns nichts anhaben."
    Der Verrückte holte sie rasch ein, und sie blieben stehen und ließen ihn herankommen. Der Kerl besaß einen stark gekrümmten Rücken, der es ihm unmöglich machte, aufrecht zu gehen. Seine Beine bewegte er seitwärts, und seine Plattfüße verliehen ihm einen einigermaßen sicheren Stand. Das Gesicht besaß eine großflächige Struktur mit einer breiten Knollennase, wulstigen Lippen und zwei unterschiedlich großen Augen in verschiedenen Farben, das eine grün, das andere braun. Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, daß dieses Wesen keine arkonidischen Gene in sich trug. „Meine Herren", krähte der Verrückte und sabberte dabei wie ein Hund, dem man einen Knochen hinhielt und ihn zappeln ließ. „Helft dem netten Kolmotatz. Ein leuchtender Gott aus dem Himmel hat ihn berührt, und jetzt wollen sie ihn töten."
    Er deutete hinauf zum Turm, wo erneut das Singen des Gleiters erklang. „Wie können wir dir helfen?" fragte Taminen vorsichtig. „Laßt mich vorbei. Haltet mich nicht fest. Seht, der König ruft mich. Das unvergleichliche Wunder, es ist zurückgekehrt."
    Die beiden Arkoniden wichen zur Seite und gaben den Weg frei. Der Verrückte starrte sie eine Weile an, als seien sie nicht richtig bei Verstand. Dann warf er sich vorwärts und hetzte wie ein Stück Wild davon. Er erreichte die ersten Buschgruppen des Parks und verschwand aus dem Sichtbereich der beiden Männer.
    Der Gleiter tauchte auf, senkte sich dem Park entgegen und blieb schräg über ihnen hängen. Ein Fenster öffnete sich, das Gesicht einer Arkonidin tauchte auf. „Habt ihr einen Behinderten gesehen?" fragte sie.
    Taminen verneinte heftig und trat Genvoren heimlich auf den Fuß, damit dieser seinen Mund hielt. „Danke!", rief die Frau. Der Gleiter drehte ab und kehrte zum Wohntrichter zurück.
    Taminen aber zog seinen Begleiter mit sich davon. Er achtete nicht auf dessen Protestgemurmel und hielt erst an, als sie die Deckung der Büsche erreicht hatten. „Ich glaube, der Verrückte hat tatsächlich eine Entdeckung gemacht. Vielleicht ist sie von Bedeutung für uns. Wer kann das schon im Voraus sagen? Wir sollten ihm nachgehen."
    Genvoren stimmte zögernd zu. Sie setzten ihren Weg durch die Büsche fort und folgten dem schmalen, kaum sichtbaren Pfad, den der Verwachsene im taufrischen Gras hinterlassen hatte. Sie gelangten bis zum Waldsaum westlich der Siedlung, und inzwischen war der rote Riesenball der Sohne Voga weiter am Firmament hinaufgewandert. Die Temperatur stieg spürbar an, und Taminen verlangsamte seinen Gang, um nicht übermäßig ins Schwitzen zu geraten.
    Der

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