1629 - Das Gift der schönen Laura
dieser scharfe Geruch nach Ammoniak ließ sich nicht vertreiben.
Er wollte es nicht zugeben, aber in ihm stieg allmählich die Angst hoch.
Sie wurde für ihn zu einer Bedrohung, und wieder kam ihm in den Sinn, dass er die Frau nicht hätte mitnehmen sollen, auch wenn es ein gutes Geschäft gewesen war.
Laura fühlte sich offensichtlich wohl. Sie räkelte sich auf dem Rücksitz.
Sie konnte sogar lächeln, denn ihr schien die Veränderung großen Spaß zu bereiten. Trotz ihrer Bewegungen ließ sie den Fahrer nicht aus den Augen. Ihr Blick war wissend, aber Jeff traute sich nicht mehr, ihr eine Frage zu stellen. Zudem bekam er immer schlechter Luft. Sein Atemholen glich immer mehr einem Keuchen.
Jeff Speedman ging davon aus, dass er es nicht länger in seinem Wagen aushalten konnte. Er musste raus, und es war ihm egal, ob sich der Audi noch in der Waschanlage befand oder nicht.
Plötzlich gab es einen Ruck!
Es ging weiter!
Erleichterung durchfloss ihn. Sogar ein schwaches Lächeln leistete er sich. Er sagte sich, dass er einfach überreagiert hatte.
Bis zu dem Zeitpunkt, als er sah, was mit Laura passiert war. Sie hatte sich wieder normal hingesetzt und bewegte sich nicht mehr. Sie schien sich auf das zu konzentrieren, was mit ihr geschah, und das war unglaublich.
Laura war eingehüllt von einem dünnen Nebel. Das konnte Jeff nicht fassen, aber es gab etwas, das er erst recht nicht begriff. Dieser Nebel war nicht von irgendwoher gekommen. Er drang aus den Poren der Frau wie ein dünnes Gas und verteilte sich im Wagen…
***
Wer war Laura?
Diese Frage stand ganz oben auf unserer Liste, und sie würde uns auch weiterhin beschäftigen, das stand fest. Suko konnte keine Antwort geben, ich ebenfalls nicht, und derjenige, der uns etwas hätte sagen können, lebte nicht mehr.
Wir hatten das Büro inzwischen erreicht und fanden beide Räume leer.
Eigentlich hätte Glenda da sein müssen, doch der Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es Mittagszeit war. Da saß sie bestimmt bei Luigi vor der Tür und aß eine Kleinigkeit.
»Und wen können wir fragen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Dich nicht, mich nicht.«
»Aber Charlie Penn hat sie gekannt.« Suko stand neben meinem Schreibtisch und stützte sich dort ab.
»Ich weiß. Was willst du damit sagen?«
»Es wäre am besten, wenn wir uns um Charlie Penns Leben kümmern. Wir müssen herausfinden, wo er gewohnt hat, und vor allen Dingen müssen wir wissen, woher er dich kennt. Du kennst ihn ja wohl nicht?«
»So ist das.«
»Und wer könnte uns da weiterhelfen?« Suko richtete sich auf und strich über seinen Hals.
»Kollege Murphy jedenfalls nicht. Der hätte es uns gesagt. Wir müssen jemanden finden, der Bescheid weiß.«
»Einen Kollegen?«
»Klar.«
»Und wen schlägst du vor?«
Da hatte Suko eine gute Frage gestellt. Es gab natürlich viele Kollegen, die ihre Spitzel im Einsatz hatten. V-Männer in die Gefilde der Unterwelt zu schicken war nicht ohne Risiko für diese Menschen. Man hielt ihre Namen gern geheim und würde auch uns gegenüber mauern.
»Ich hätte eine Idee«, sagte Suko.
»Raus damit.«
»Tanner!«
Ich riss die Augen weit auf. Dann lachte ich und nickte wenig später. »Ja, das könnte klappen. Tanner hört die Flöhe husten. Er kennt sich aus.«
»Dann ruf ihn an!«
Ich fand Sukos Vorschlag so gut, dass ich ihn sofort in die Tat umsetzte.
Chiefinspektor Tanner war ein alter Freund von uns und Chef der größten Londoner Mordkommission. Obwohl er unseren Fällen auch nach langer Zeit noch etwas skeptisch gegenüber stand, akzeptierte er oft, was wir taten, und hatte uns zudem hin und wieder einen heißen Tipp gegeben, der uns auf die Spur schwarzmagischer Wesen gebracht hatte. Tanner war zudem ein Allround-Talent. Wenn einer mehr wusste, dann er.
Ich rief in seiner Dienststelle an und musste erfahren, dass er eine Woche Urlaub hatte.
»Was?«, rief ich.
Es folgte ein Lachen und erst dann die Antwort. »Ja, wir haben uns auch gewundert. Der Druck seiner Frau scheint einfach zu groß geworden zu sein.«
»Ist er denn verreist? Kann man ihn irgendwo erreichen?«
»Keine Ahnung, Mr. Sinclair, ob er verreist ist oder nicht. Es gibt eine Handynummer, und ich habe das Gefühl, dass er sogar angerufen werden will.«
»Bestimmt sogar. Haben Sie die Nummer zufällig parat?«
»Ja, habe ich.«
»Dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir die Zahlen durchgeben würden.«
»Ist das ein Notfall?«
»Immer. Beim Yard ist es stets
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