1629 - Das Gift der schönen Laura
»Nichts, John. Ich wüsste beim besten Willen nicht, wer damit gemeint sein könnte. Und ich denke, dass es in dieser Stadt unzählige Lauras gibt.«
Da musste ich ihm leider zustimmen.
»Wobei diese Laura eine besondere Person sein muss. Er hat sie als schön, teuflisch und giftig bezeichnet. Das sind drei Attribute, die nicht auf jede Frau zutreffen.«
»Gebe ich zu.« Murphy lächelte Suko an. »Allerdings denke ich, dass es euer Problem ist.«
»Leider.«
Suko hatte mir aus dem Herzen gesprochen. Wir waren nicht zu beneiden. Eine bestimmte Laura in London zu finden, das konnte man mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen vergleichen.
Der Kollege Murphy sagte: »Wenn ich euch irgendwie unterstützen kann, lasst es mich wissen. Ansonsten…«
»… bleibt der Fall an uns hängen«, vollendete Suko den Satz.
»Ich hätte es nicht besser sagen können.«
Ich konnte darüber nicht lachen.
Ich schaute noch die persönlichen Dinge des Toten durch und fand ebenfalls keinen Hinweis auf diese Laura.
Helfen konnte uns unter Umständen der Computer. Möglicherweise spukte er den Namen aus. Das war dann der Fall, wenn diese Laura registriert worden war.
Dass die Spurensicherung ihre Arbeit gut gemacht hatte, davon ging ich aus. Leider würden wir keinen Hinweis auf den Täter oder die Täterin finden, denn niemand von uns glaubte, dass Charlie Penn hier im Zimmer Besuch bekommen hatte. Er war möglicherweise mit einem Gift getötet worden, das nur langsam wirkte und nicht zu einem sofortigen Ableben geführt hatte.
Als ich mich umschaute, sprach mich der Kollege an.
»Ihr könnt ruhig gehen, den Rest erledigen wir.«
»Danke, das hatten wir auch vor.«
»Wir hören voneinander.«
Ich hob die rechte Hand. »Versprochen.«
Danach verließen Suko und ich das Mordzimmer. Wir waren beide recht nachdenklich. Suko sprach das aus, was ich ebenfalls dachte.
»Das kann eine Menge Ärger bedeuten und möglicherweise noch mehr Tote. Wenn man nur wüsste, was dahintersteckt.«
»Oder wer.«
»Noch besser.«
Hintereinander gingen wir die schmale Treppe hinab. Auf der zweiten Hälfte wehten uns Qualmwolken entgegen. Sie stammten von der Zigarre, die die dicke Frau rauchte. Sie hatte ihren massigen Körper in einen Kittel gezwängt und blickte uns aus ihren kleinen Glitzeraugen entgegen.
»Na, was gefunden?«
»Leider nicht.«
Sie paffte zwei Wolken und sagte: »Da kann ich euch auch nicht helfen. Er hat keinen Besuch bekommen oder so. Ich habe ihn dann gefunden.«
Sie deutete gegen die Decke. »Ich war zufällig oben, da hörte ich aus seinem Zimmer ein Stöhnen. Als ich nachschaute, lag er bereits tot auf dem Bett. Das ist Pech. Aber ich glaube nicht, dass er lange gelitten hat. Oder was meinen Sie?«
»Ist schon recht«, sagte ich und verkniff es mir, der Frau weitere Fragen zu stellen. Auch Suko hatte nichts mehr zu sagen, und so verließen wir das ungastliche Haus.
Zwar lag über London eine sommerliche Schwüle, wir konnten trotzdem besser durchatmen.
»Das wird eine harte Nuss, John.«
»Sicher« Wir schlenderten auf unseren Rover zu.
Die Nuss hatte einen Namen. Sie hieß Laura, die wir unbedingt finden mussten.
Ich dachte noch mal an die an mich gerichtete Nachricht.
Da waren einige Eigenschaften genannt worden. Am meisten daran störte mich das Wort teuflisch. Ich glaubte schon jetzt nicht daran, dass es nur einfach so dahin geschrieben worden war. Da konnte durchaus der Teufel seine Hand im Spiel haben…
***
Speedmans Hände umkrampften das Lenkrad, als suchte er einen Halt, um sich festzuklammern, während der Audi tiefer in die Waschanlage hineingeschoben wurde.
Es war eigentlich alles normal. Nur schoss ihm jetzt der Vergleich durch den Kopf, dass er mitten in die Hölle fuhr, zumindest in den Bereich einer Vorhölle.
Die normale Umgebung verschwand. Von zwei Seiten rauschte das Gemisch aus Wasser und Schaum gegen das Auto. Da wurden die Scheiben ebenso undurchsichtig wie auch das, was außerhalb von ihnen lag. Jeff kannte die Fahrt durch die Waschanlage. Es war für ihn nie ein Problem gewesen, heute schon.
Er fühlte sich unwohl. Und er hoffte, dass die Zeit bald vorbei war. Er atmete tief ein, und er hatte das Gefühl, dass die Luft immer schlechter wurde. Er schaute in den Innenspiegel und sah seinen Fahrgast. Laura bewegte sich. Die Frau hatte den Kopf nach hinten gedrückt, und über ihre Lippen glitt ein Lächeln. Jeff Speedman konnte sich nicht vorstellen, warum sie sich so
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