1629 - Die blaue Schlange
Raumkatze angegriffen zu werden.
Etwas Seltsames geschah.
Sie fühlte namenlose Angst in sich aufkommen und wurde nur noch von dem einzigen Gedanken erfüllt zu fliehen. Sie sprang auf und rannte, ohne nachzudenken, hinter dem Schweber her, kam jedoch schon nach einigen wenigen Schritten zu sich. Sie begriff, daß sie einen Fehler machte.
Wenn sie von der Raubkatze weglief, mußte sie bei dieser den Jagdinstinkt auslösen und einen Angriff provozieren.
Sie blieb stehen und blickte sich um.
Etwa dreißig Meter von ihr entfernt flüchtete das Raubtier ins Unterholz.
Unwillkürlich griff sie sich an den Kopf. Ihr war klar, daß ihr Leben an einem seidenen Faden gehangen hatte.
Sie fuhr herum und blickte zu dem Schweber hinüber, der mittlerweile weit von ihr entfernt war und seine Geschwindigkeit nicht verringerte. Da bemerkte sie eine Frauengestalt, die schattengleich zwischen einigen Büschen verschwand. Sie war etwa hundert Meter von ihr entfernt. „Warte", rief Henna und rannte zu der Stelle hin, an der sie gestanden hatte. „Ich will mit dir reden."
Sie fand ein paar abgebrochene Zweige und Fußspuren im weichen Waldboden, die Frau aber ließ sich nicht mehr sehen.
Nachdenklich blieb Henna stehen, und dann allmählich erfaßte sie, was geschehen war. „Der Ranger hat den Gleiter absichtlich gegen das Hindernis gelenkt", berichtete sie einer Vertrauten, nachdem andere Ranger sie aus dem Dschungel geborgen hatten. „Er wußte, daß an dieser Stelle oft Raubkatzen auftauchen. Es war ein Anschlag auf mich. Aber da war jemand, der mich beschattet hat. Offenbar mit einem Pschostrahler hat er sowohl die Katze als auch mich in Panik versetzt und damit bei uns beiden die Flucht ausgelöst. Ich hatte einen Schutzengel."
In der Folgezeit versuchte sie herauszufinden, wer der Schutzengel gewesen war, und wer für seinen Einsatz verantwortlich war. Es gelang ihr nicht.
Von nun an war sie wachsamer als sonst. Sie achtete darauf, ob ihr jemand folgte, bemerkte jedoch trotz größter Anstrengungen nichts. Schließlich beauftragte sie gar einen privaten Detektiv, doch in seinem abschließenden Bericht teilte er ihr nur lapidar mit, daß ihre Vermutung unbegründet war.
Henna glaubte ihm nicht, und sie schaltete den staatlichen Abwehrdienst ein, wobei sie den Verdacht äußerte, sie werde von Agenten der Kosmischen Hanse oder des Galaktikums beschattet.
Sie fühlte sich unbehaglich. Der unbekannte „Schutzengel" hatte ihr das Leben gerettet, dennoch gefiel ihr nicht, daß sie einen „Schatten" hatte, den sie nicht abschütteln konnte. „Meine Freiheit wird eingeschränkt", erklärte sie den Abwehrorganen. „Deshalb verlange ich Aufklärung."
Zwei Wochen später erhielt sie einen erneuten Beweis dafür, daß sie einen „Schutzengel" hatte.
Sie hatte sich als wissenschaftliche Beigeordnete allzu sehr für einen Gesetzesentwurf engagiert, bei dem es um finanzielle Aufwendungen des Staats Akon für den noch in der Erprobung befindlichen sogenannten XD-Transponder ging. Nachdem der Entwurf das Parlament mit knapper Mehrheit passiert hatte, sollte es vom Rat abgezeichnet werden. Doch dafür war keine Mehrheit zu bekommen. Henna Zarphis, die bei den Sitzungen anwesend war, hatte einige Räte gegen sich, die sich leidenschaftlich gegen das Projekt XD-Transponder stemmten.
Ihr wichtigstes Argument war, daß das Galaktikum nicht tatenlos zusehen würde, wenn Akon ein solches Projekt verwirklichte. Sie befürchteten unabsehbare Konsequenzen zum Nachteil von Akon. „Die Folge wird sein, daß das Galaktikum mit den Terranern an der Spitze uns den XD-Transponder aus den Händen reißen wird. Ein Mann wie Perry Rhodan wird sofort die Bedeutung dieses Projekts erkennen und alles dafür tun, es sich anzueignen", rief ihr einer der Räte zu, ein alter, asketischer Mann von nahezu unerträglicher Arroganz. „Und wenn das Galaktikum den XD-Transponder erst einmal hat, dann müssen wir damit rechnen, daß jederzeit Abordnungen oder gar militärische Einsatzkommandos mitten im Blauen System erscheinen. Wir selbst würden ihnen Tür und Tor zu unserem intimsten Bereich öffnen, wenn wir das Projekt verwirklichen."
Er formulierte, was die überwiegende Zahl der Räte dachte.
Dagegen richtete Henna Zarphis nichts aus. Ihr Einsatz für das Projekt war vergeblich. Es war abzusehen, daß sie scheitern mußte.
Das sagte ihr auch Alnora Deponar, die erst wenige Tage vor dieser Abstimmung zur Rätin ernannt worden war, und die Henna
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