163 - Der Zauberhelm
Wendell.«
»Eine Kopie.«
»Ja, aber du besitzt auch das Original.«
»Es gehört uns beiden. Niemand weiß, daß es existiert. Eine Kopie darf sich ja wohl noch in meinem Museum befinden«, sagte Caulfield.
»Der Helm könnte irgend jemandes Denkapparat in Gang bringen, Wendell. Wäre es nicht besser, du ließest ihn verschwinden?«
»Damit würde ich mich nur noch mehr verdächtig machen«, entgegnete Caulfield. »Kaum ist dieses Buch auf dem Markt, verschwindet die Kopie des Zauberhelms. Was würden sich die Leute da wohl fragen? Hat Wendell Caulfield etwas zu verbergen? Nein, der Helm muß bleiben, wo er ist.«
»Im Buch steht, daß man mit dem Helm unter bestimmten Voraussetzungen jeden Schatz dieser Welt finden kann. Der Verfasser nennt ihn auch ›Zyklopenhelm‹ weil sich in der Mitte ein Smaragdauge befindet, mit dem man angeblich sogar sehen kann. Du schließt die Augen, und das magische Smaragdauge führt dich.«
»Wir beide wissen, daß es gefährlich ist, den Helm aufzusetzen, Dean.«
»Ja, aber wir wissen nicht, was passiert, wenn man es tut.«
»Ich möchte es auch nie erfahren«, gab Caulfield gepreßt zurück. »Seit jenem Abenteuer im brasilianischen Urwald ist meine Risikofreudigkeit auf ein Nichts geschrumpft.«
»Würde es dich nicht reizen, einen Schatz zu finden?«
»Ich habe, was ich brauche«, antwortete Wendell Caulfield. »Außerdem sind uns die bestimmten Voraussetzungen nicht bekannt, die erfüllt werden müssen, wenn man den Helm gefahrlos aufsetzen und mit seiner Hilfe einen Schatz finden möchte. Nein, Dean, mein Bedarf an Aufregungen wurde vor 20 Jahren mehr als reichlich gedeckt. Ich werde nie vergessen, welches Ende unser Freund nahm, und ich habe keine Lust, sein Schicksal nach so langer Zeit zu teilen.«
Sie beschlossen, das Buch zu ignorieren, so zu tun, als ob es nie geschrieben worden wäre.
»Und vor allem müssen wir uns so verhalten, als hätten wir mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun«, sagte Dean Sullivan. »Wir sind nicht die beiden Männer, die damals vollbepackt mit Gold aus dem Urwald kamen.«
Noch einmal bemerkte Caulfield, daß er gern wissen würde, woher der Autor seine umfassenden Informationen hatte.
Sullivan grinste. »Wenn es dich wirklich so brennend interessiert, kannst du zu dem Mann ja hinüberjetten und ihn fragen. Sein Name steht auf dem Buch, und seine Adresse läßt sich leicht herausfinden.« Er wurde ernst. »War bloß ein Scherz. Ich hoffe für uns beide, daß du das nicht tust, weil du damit unter Umständen einen Stein ins Rollen bringen würdest, der nicht mehr aufzuhalten wäre. Was wir damals getan haben, war nicht sauber, aber das Gesetz sieht vor, das Missetaten verjähren - in der Regel nach zehn Jahren. So besehen ist das, was wir getan haben, bereits zum zweitenmal verjährt. Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit, zu erreichen, daß man sich frei von Schuld fühlt: Man sagt, der Mensch verändert sich alle sieben Jahre. Der Wendell Caulfield von damals ist mit dem von heute nicht identisch. Folglich kann man Wendell Caulfield von heute nicht für das verantwortlich machen, was dieser andere angestellt hat, und genauso verhält es sich mit mir.«
Caulfield wiegte den Kopf. »Du machst es dir leicht.«
»Glaub mir, ich hatte jahrelang Alpträume; es ging mir manchmal seelisch so mies, daß ich am liebsten zur Polizei gegangen wäre, um mich anzuzeigen und um Bestrafung zu bitten.«
»Warum hast du es nicht getan?«
»Weil ich dich nicht mit hineinreißen wollte. Heute bin ich darüber hinweg. Wenn dieses verdammte Buch nicht erschienen wäre, würde ich mich sauwohl fühlen. Ich hatte mein Gewissen beruhigt und alles, was mich belastete, verdrängt. Nun ist es an die Oberfläche zurückgekehrt, und es ist nicht auszuschließen, daß die Alpträume wieder beginnen. Ich muß Dean Sullivans Vergangenheit ein zwèitesmal bewältigen. Hoffentlich bringe ich noch mal die Energie dafür auf.«
Wendell Caulfield streckte Sullivan die Hand entgegen. »Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.«
Dean Sullivan schlug ein. »Wir müssen wieder enger zusammenrücken und die Situation scharf beobachten, um blitzschnell reagieren zu können, falls es nötig sein sollte.« Er hob die Hand. »Zu niemandem ein Wort, Wendell.«
»All die Jahre habe ich mit niemandem darüber geredet, nicht einmal mit Wanda«, versicherte Caulfield. Wanda war seine Frau gewesen. Er hatte sie vor drei Jahren durch eine unheilbare
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