1630 - Das Vampirwelt-Monster
vorsichtig sein musste. Er war realistisch genug, um sich zu sagen, dass er mehr auffiel als Loretta, denn nicht wenige der weiblichen Besucher wirkten in ihrem Outfit wie verkleidet.
»Läuft der Betrieb schon?«
Mallmann nickte. »Ja, es geht los. Aber das kannst du selbst hören, es ist laut genug.«
»Dann werde ich für die erste Überraschung sorgen, falls du einverstanden bist.«
Das war Dracula II. Er wünschte ihr sogar viel Glück dabei, riet ihr aber auch, vorsichtig zu sein.
»Keine Sorge, ich weiß mich zu verhalten. Und der kleine Schock am frühen Abend kann nicht schaden. Jedenfalls lenke ich die Menschen ab. So hast du freie Bahn.«
»So muss es sein.«
Loretta schnappte sich den abgeschlagenen Kopf und verließ den Container…
***
Ich muss zugeben, dass ich gern über einen Jahrmarkt gehe. Dann sollte aber auch alles locker sein. In einer Atmosphäre, in der die Menschen sich wohl fühlten und ihrem Vergnügen nachgingen.
Der Tag war für einen Besuch auf dem Rummel nicht zu warm und auch nicht kalt. Am Himmel zeigten die Wolken große Lücken, sodass viel Blau zu sehen war. Es wehte ein leichter Wind, der die Gerüche der Imbissbuden an unsere Nasen wehte.
Wir waren zu viert.
Jane Collins, Suko, die Cavallo und ich. Ein Quartett, das auffiel, wenn wir zusammenblieben. Da dies nicht der Fall sein sollte, hatten wir uns getrennt, blieben aber durch die eingeschalteten Handys miteinander in Verbindung.
So war Suko bei mir geblieben, und Jane hatte sich für Justine entschieden. Die Vampirin war davon überzeugt, dass sie unsere Feinde aufspüren konnte, und das hofften wir sehr.
Es war alles vorhanden, was sich der Besucher einer Kirmes wünschte.
Die wilden Attraktionen und auch die kleinen Karussells für die Kinder.
Die Plätze dazwischen wurden von den verschiedenen Buden ausgefüllt.
Fressstände gab es genug, und auch Bier konnte getrunken werden.
Vieles war von den Jahrmärkten auf dem europäischen Festland übernommen worden, nur Bierzelte gab es nicht.
Alles wirkte so normal. Es gab für uns keinen Hinweis auf eine Gefahr, und die Personen, die wir suchten, bekamen wir auch nicht zu Gesicht, was schon mal ein Vorteil war, der allerdings nicht so bleiben musste.
Das schöne Wetter hatte zahlreiche Besucher angelockt, und es wurden immer mehr.
Suko und ich gingen systematisch vor. Wir hatten uns für einen der Hauptwege entschlossen, denn hier war das Gedränge nicht so groß wie in den schmaleren Gassen.
Suko hatte mir öfter seine Skepsis verdeutlicht, und auch jetzt hatte er starke Bedenken.
»Glaubst du denn, dass uns Mallmann und sein Monster in die Arme laufen werden? Ich kann es mir nicht vorstellen. Es ist einfach zu auffällig.«
»Hm, ich glaube auch nicht, dass es sich im Hellen zeigt. Ich bin eher davon überzeugt, dass er es erst bei Anbruch der Dunkelheit loslässt. Das dauert noch etwas.«
»Dann würde mich interessieren, wo sich die beiden verstecken.«
»In der Nähe.«
»Tolle Antwort.«
Ich hob nur die Schultern. Darüber hatte ich auch schon nachgedacht, mir jedoch keine weiteren Gedanken gemacht. Ich wollte alles auf mich zukommen lassen. Es war nicht gut, wenn wir vielleicht einer falschen Fährte folgten.
Vor uns erschien die Geisterbahn. Sie war wirklich ein außergewöhnliches Gebilde. Über zwei Etagen hinweg konnte der Besucher fahren. Die Außenseite war mit schrecklichen Monsterköpfen verziert, manche bewegten sich auch. Ein Monstrum schwang eine blutige Axt und ließ sie auf die Menschen sinken, ohne sie allerdings zu berühren.
Ich hielt an.
Auch Suko stoppte und schaute mich von der Seite her an.
»Was ist los mit dir?«
»Ein wenig Nostalgie«, gab ich zu. »Ich muss gerade daran denken, was wir schon alles in und mit einer Geisterbahn erlebt haben. Sogar Dimensionsreisen.«
»Richtig.« Er schlug mir auf die Schulter. »Und jetzt denkst du, dass sich das wiederholen könnte?«
»Bestimmt keine Dimensionsreise. Aber die Geisterbahn hat ihre Anziehungskraft nicht verloren. Sie könnte auch für Mallmann etwas Besonderes sein.«
»Sein Versteck, wenn er hier ist?«
»Ihm traue ich alles zu.«
Suko lachte leise. »Ich kenne dich, John, du bist scharf darauf, eine kleine Fahrt zu machen.«
»Nein, das bin ich nicht. In diesem Fall würde ich wohl nur Zeit verplempern.«
»Kann sein.«
Wir gingen ein paar Schritte weiter und näherten uns dem Kassenhaus, vor dem sich eine Schlange gebildet hatte. Geisterbahnen waren eben
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