1630 - Das Vampirwelt-Monster
noch immer in. Es war so cool, sich zu fürchten und dann erlöst aus dem Tunnel fahren zu können, ohne dass etwas passiert war.
Vor uns befand sich die Schlange der Menschen. Hinter uns verließen die Wagen die Geisterbahn und warteten darauf, dass sie wieder bestiegen wurden, wenn die anderen Fahrgäste sie verlassen hatten.
Meine nostalgischen Geisterbahngedanken verflüchteten sich allmählich, sodass ich nichts dagegen hatte, den Weg fortzusetzen. Wir wollten noch einiges auf dem großen Platz erkundigen.
Suko war schon vorgegangen. Ich wollte ihm folgen, als ich hinter mir die Schreie der Menschen hörte. Sie klangen entsetzt und schrill, sodass mir eine Gänsehaut über den Rücken rann und ich mich auf der Stelle umdrehte.
Ich sah die Zuschauer, wie sie starr standen. Einige schrien noch immer, andere hatten ihre Hände vor die Gesichter geschlagen, um das Grauen nicht sehen zu müssen.
Ich hatte es noch nicht erkannt und musste erst den Kreis sprengen, um an den Ort des Geschehens zu gelangen.
Jetzt sah auch ich, was passiert war.
Einer der Geisterbahnwagen war nicht mehr leer, denn auf der Sitzfläche stand ein menschlicher Kopf…
***
Plötzlich glitt die Szene ins Irreale ab.
Das konnte kaum wahr sein, aber ich wusste auch, dass es keine Täuschung war, und das hatten auch die anderen Besucher erkannt.
Es gab keinen besetzten Wagen mehr. Diejenigen Fahrzeuge, die aus dem Tunnel gekommen waren, waren von ihren Fahrgästen verlassen worden und es hatte sich auch keiner so nahe herangewagt wie ich.
In meinem Gesicht bewegte sich kein Muskel.
Die Augen in diesem verzerrten Gesicht starrten mich an, als wollten sie mir eine Anklage entgegenschleudern. Ich wusste oder konnte mir zumindest vorstellen, wer das getan hatte.
Malmann war mit der Köpf erin unterwegs, und er hatte ihr freie Bahn gelassen, um den Reigen des Grauens mit dieser Ouvertüre zu eröffnen.
In mir kochte es. Ich wusste auch nicht, wie lange ich schon auf dem Fleck gestanden hatte. Es konnten nur Sekunden gewesen sein, bis ich aus dieser Starre erwachte.
Ich schaute nach rechts.
Es war nicht unbedingt gewollt, denn ich hatte vor, mir einen allgemeinen Rundblick zu verschaffen, und dazu gehörte die rechte Seite, inklusive der Tür, aus der die Wagen kamen.
Es fuhr keiner mehr ins Freie, der Betrieb war eingestellt worden. Aber dort hielten sich noch Neugierige auf. Männer und Frauen, und eine davon kannte ich.
Es war die Köpferin Loretta. Bestimmt wollte sie schauen, welche Wirkung ihre Tat auf die Kirmesbesucher auslöste.
Ich sah sie - und sie sah mich!
Wir wussten beide, dass es zu einem Kampf kommen würde. Dazu hassten wir uns zu sehr. Es war nur schlimm, dass es so viele Zeugen gab, die Loretta als Geiseln nehmen konnte.
Das hatte sie nicht vor. Sie sprang aus dem Stand hoch und landete auf der Plattform, auf der auch der Schienenstrang entlanglief und die Wagen fuhren.
Sie lief nicht in Richtung Kasse, sondern fuhr herum und verschwand im Innern der Geisterbahn.
Ich wusste, dass ich nicht besonders viele Chancen hatte, sie in dieser Umgebung zu fassen. Aber ich schob alle Bedenken zur Seite und nahm sofort die Verfolgung auf…
***
Suko war schon vorgegangen. Er hatte nicht das Verhältnis zu einer Geisterbahn wie sein Freund John Sinclair. Er wollte ihm eine Pause gönnen, um seine Gedanken rückwärts laufen zu lassen. Diesmal war keine Geisterbahn wichtig, sondern andere Dinge. Suko irrte sich.
Als er die Schreie hörte, wusste er augenblicklich, dass etwas geschehen war. Ob es mit John zu tun hatte, wusste er nicht, er musste jedenfalls etwas tun, wirbelte herum und stellte fest, dass er schon recht weit gegangen war.
Aus diesem Grund war es ihm nicht möglich, genau zu erkennen, was die Schreie ausgelöst hatte. Ein Spaß in der Geisterbahn war es bestimmt nicht gewesen.
Suko lief zurück. Es war nicht mal so leicht. Er musste sich seinen Weg praktisch erkämpfen, denn immer wieder standen ihm Menschen im Weg oder liefen ihm entgegen, weil sie von einer bestimmten Stelle weg wollten.
Es war etwas an der Geisterbahn passiert, das stand fest. Suko schaffte es auch, sich bis in die Nähe durchzukämpfen, und er hörte die Menschen von einem Kopf schreien, der in einem Wagen lag.
Und wenig später sah er es selbst. Obwohl die Fahrstrecke höher lag, schaute er in die Wagen hinein, weil es einen offenen Einstieg gab. Und so war der Kopf nicht zu übersehen, der auf dem Sitz lag und kein künstlicher
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