1630 - Das Vampirwelt-Monster
arbeiten?«
»Nein, das können Sie nicht.« Dench schluckte. »Und wieso nicht?«
»Weil ich für mich arbeite. Ich gehöre nicht zu der Mannschaft. Ich habe eigene Pläne.«
»Tatsächlich? Und was habe ich damit zu tun?«
»Das werde ich Ihnen sagen.«
Loretta beugte sich vor, und jetzt konnte sie auch lächeln, aber dieses Lächeln kam bei Gerald Dench nicht an. Es sah aus wie das einer Teufelin, und zum ersten Mal nach dem Eintreten der Fremden spürte er so etwas wie Angst und eine leichte Kälte auf seinem Rücken. Für ihn stand jetzt fest, dass etwas nicht stimmte, und je mehr Zeit verging, umso stärker fühlte er sich in die Enge gedrängt.
»Reden Sie schon.«
»Ich brauche die Hütte hier!«
Es war eine klare Aussage gewesen, die Gerald Dench auch verstanden hatte, aber er wollte sie nicht begreifen, weil sie ihm unverschämt vorkam.
»Hören Sie mir noch zu?«
Er nickte.
»Ich brauche Ihre Bude hier.«
»Das geht nicht!«
Zornig hatte er die Antwort hervorgestoßen, und er setzte noch ein kräftiges Nicken nach.
»Geht nicht?«
»Ja, verdammt.« Dench hatte sich halbwegs wieder gefangen. Er schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. »Was erlauben Sie sich eigentlich? Wer sind Sie denn?«
»Dein Schicksal, das habe ich dir doch schon gesagt.«
Eigentlich hätte er diese Aussage lächerlich finden müssen. Doch als er die Person anschaute, da sah er etwas, was ihn überhaupt nicht gefiel.
Er konnte es auch nicht fassen, denn jetzt grinste sie, und dabei hatte sie ihre Zähne entblößt.
Es waren keine normalen. Oder nicht nur normale Zähne, denn er starrte nur auf die beiden besonderen, die aus dem Oberkiefer ragten und spitz wie Eispickel waren.
So etwas gab es nur bei einem Vampir. Aber das waren Geschöpfe, die in die Geisterbahn gehörten und nicht in das normale Leben.
Die Frau musste sich diese Zähne eingesetzt haben, das war klar. Sie wollte andere Menschen erschrecken, auch ihn.
Es war nur komisch, dass er darüber nicht lachen konnte. Ihm wollte nicht in den Sinn, dass es nur ein makabrer Scherz war.
Sie ist mein Schicksal. Das hat sie mir zumindest gesagt. Verdammt, das ist kein Spaß mehr!
Gerald Dench wusste Bescheid. Ihm war auch klar, dass er etwas unternehmen musste. Und wenn es die Flucht war. Aufspringen und nach draußen laufen. Andere Menschen alarmieren.
Leider nahm die Sicherheitstruppe ihre Arbeit erst gegen Abend auf. Er musste sich so behelfen und jagte von seinem Platz aus in die Höhe.
Sie ließ es zu. Loretta gab sich sehr lässig. Sie hörte den Mann keuchen und sah, wie er sich herumwarf, um auf die Tür zuzurennen. Die Hälfte der Strecke ließ sie ihn kommen. Dann stellte sie ihm ein Bein.
Gerald Dench hatte es nicht gesehen. Er war nur auf die Frau fixiert gewesen. Für einen Moment spürte er den Schmerz an seinen Beinen, dann stolperte er und hob ab.
Er wäre durch den Schwung gegen die Tür geprallt. Das aber wollte seine Besucherin nicht. Durch einen blitzschnellen Schlag brachte sie ihn aus der Richtung. Er spürte den heftigen Treffer an seiner Kopfseite und prallte zu Boden.
Er sah Sterne. Er überrollte sich und spürte in seinem Hals ein starkes Würgen. Seine Augen standen weit offen, dennoch fiel ihm das Sehen schwer. Aber er hörte ein scharfes Lachen und sah dann verschwommen, dass sich jemand über ihn beugte.
Das war diese Frau.
Ihr Gesicht schwamm noch immer in einem Nebel, was auch bei der gesamten Gestalt der Fall war. Dench sah, dass sie sich bewegte und etwas hervorholte, das er bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, weil es sich an ihrem Rücken befand.
Es war eine Waffe. Ein dünnes Schwert oder so etwas in dieser Richtung.
Sie bewegte die Klinge sehr schnell, und Dench hörte das Pfeifen, als sie dicht über seinem Körper die Luft durchschnitt.
»Dein Blut werde ich mir holen.«
Es war der letzte Satz, den er normal hörte, weil Loretta nicht zubiss, sondern zustach.
Sie wusste genau, welche Stelle sie an seinem Hals zu treffen hatte, um das Blut strömen zu lassen. Sie wollte nicht, dass der Mann starb, noch nicht, denn Tote bluten nicht. Menschen, die kurz davor standen, allerdings schon, und so war es für sie das Größte, als das Blut aus der Halswunde leicht in die Höhe sprudelte und von ihr geschluckt werden konnte.
Es war ein Genuss, das Opfer aussaugen zu können. Trinken, satt werden, Loretta genoss es, und ihr Schmatzen und Saugen sprach davon, wie gut es ihr tat, den Lebenssaft zu trinken
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