1630 - Geheimmission der XENOLITH
ihrer fröhlichen Lache."
Die schwergewichtige Frau lachte, und das klang eher wie das Meckern einer altersschwachen Ziege. „Kennst du Reginald Bull, Gelder?" fuhr die Hexenähnliche fort. „Natürlich nicht, denn du bist nur eine winzige Leuchte.
Soll ein berühmter Terraner sein, angeblich unsterblich und so.
Na ja, ein toller Bursche ist er schon. Er hat mir einen Namen verliehen. Er bezeichnete mich als Piratin wegen meiner Ähnlichkeit mit irgendeiner Person aus seiner Vergangenheit.
Kannst mich auch Tipania nennen, wenn dir das besser gefällt.
Auch der Name wurde mir verliehen. Und damit du es weißt, hier bestimme ich, was geschieht."
Megananny meckerte wieder dazu, während Curious das Geschehen mit strenger Miene und absolutem Schweigen verfolgte.
Tipania, die Piratin!
Gucky fiel es wie Schuppen von den Augen. Jetzt erkannte er, an wen ihn die Ennox erinnert hatte. Bully schien es nicht anders gegangen zu sein, wenn er der Hexe diesen Namen verpaßt hatte.
Die Ähnlichkeit zwischen der Wortführerin der drei Ennox-Frauen und der berühmten Piratin der Vergangenheit, Tipa Riordan, war in der Tat verblüffend. Natürlich handelte es sich dabei um einen puren Zufall, denn Tipa Riordan war im Jahr 2784 der alten Zeitrechnung geboren worden und um das Jahr 3580 auf dem Planeten Wardall bei einer Notlandung tödlich verunglückt.
Icho Tolot hatte dort 3581 ihren Zellaktivator gefunden und an sich genommen.
Der wurzelähnliche Spazierstock Tipanias erinnerte sogar an den Hydraulikstock der Riordan, die damit ein technisches Wunderwerk besessen hatte. Ob sich im Stock der Imitation auch eine Sprungvorrichtung, Ortungsgeräte und Funksender befanden?
Der Mausbiber konzentrierte sich wieder auf das Gespräch, das bis jetzt sehr einseitig verlaufen war. Tipania redete wie ein Wasserfall. Curious schwieg eisern, und Megananny ließ nur ab und zu ihr meckerndes Lachen ertönen. Ihr schien die Sache köstlichen Spaß zu machen. Den zappelnden Gelder hielt sie dabei eisern fest. „Nun kennst du uns, Gelder. Deinen Boß und den Waschlappen Lupo haben wir auch schon interviewt. Sie gaben übereinstimmend an, daß du uns etwas über unseren vermißten Freund berichten kannst. Also mach den Schnabel auf und rede! Ich will dir nicht mit Gewalt drohen, denn unfeine Methoden liegen uns nicht, aber du sollst wissen, daß wir ganz schön hartnäckig sein können."
Gelder zappelte und stöhnte, aber eine Chance, etwas zu antworten, hatte er nicht.
Meganannys Würgegriff und ihre Pranke auf seinem Mund machten jeden vernünftigen Laut unmöglich. Die Piratin schien das zu ignorieren. Die Worte sprudelten fröhlich weiter aus ihrem Mund. „Den Namen haben wir inzwischen herausgefunden. Felix nannte sich unser Freund hier. Und daß er vor nicht allzu langer Zeit in Sol-Town gewesen ist, steht für uns fest. Du hattest Kontakt mit ihm? Los! Antworte! Streck dein rechtes Bein nach vorn, wenn du eine vernünftige Antwort geben willst. Ich kann Nanny auch ein Zeichen geben, und dann bekommst du gar keine Luft mehr. Mit ihr ist nicht zu spaßen.
Sie hat Kräfte wie ein Nilpferd. Kennst du ein Nilpferd?
Natürlich nicht. Gelder, du bist ein unwissender Dummkopf, aber das bißchen Ahnung, das du von unserem verschollenen Freund hast, reicht mir ja."
Curious drückte dem geplagten Gelder die Spitze ihres Regenschirms unters Kinn und unterstützte so die Aufforderung Tipanias.
Als die Piratin eine Pause machte, zuckte Gelders Bein nach vorn.
Gucky überlegte blitzartig, ob er eingreifen sollte. Der Ganove war sicher drauf und dran, alles über Felix auszuplaudern, was er wußte. Seine Situation war bestimmt nicht angenehm. Ein kurzes telepathisches Tasten in die Gedanken Gelders bestätigte das. Vorrangig war für den Mann allerdings die schnelle Flucht vor den „drei Hyänen in Unterröcken" - wie er das in seinen Überlegungen formulierte.
An ein gutes Geschäft glaubte er schon lange nicht mehr.
Aber alles verraten, was er wußte, würde er dennoch nicht. Das widersprach seinem Ganoveninstinkt, der selbst in einer extrem mißlichen Lage noch nach einem persönlichen Vorteil suchte.
Für den Mausbiber war aber abzusehen, daß die drei Ennox über kurz oder lang die Spur zu ihm oder Felix finden würden.
Da erschien es ihm besser, Zeit zu gewinnen und sich nicht zu zeigen. Oder gar in irgendeiner Form einzugreifen, sosehr es ihn auch reizte.
Megananny gab den Mund Gelders frei.
Der japste erst einmal nach Luft.
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